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Christlicher Anarchismus

Facetten einer libertären Strömung
ISBN/EAN: 9783939045212
Umbreit-Nr.: 7111572

Sprache: Deutsch
Umfang: 192 S.
Format in cm: 1.5 x 20 x 13
Einband: kartoniertes Buch

Erschienen am 15.10.2013
Auflage: 1/2013
€ 15,90
(inklusive MwSt.)
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  • Zusatztext
    • Biblisches Gedankengut führt direkt zum Anarchismus, meinte der Philosoph und christliche Anarchist Jacques Ellul. Dennoch werden Anarchismus und Christentum selten zusammengedacht. Christliche AnarchistInnen sind aber der Überzeugung, dass eben dies eine große Bereicherung sowohl für den Anarchismus als auch für das Christentum wäre. Der Sammelband geht der Frage nach, wie libertäres Christentum aussehen kann, stellt unterschiedliche christlich-anarchistische Traditionen vor und untersucht diverse Aspekte dieser libertären Strömung und der sich darauf berufenden Bewegung(en). Christlicher Anarchismus wird oft ausschließlich mit Leo Tolstoi assoziiert. Dieses Buch ist der Versuch, den christlich-anarchistischen Diskurs zu verbreitern und die unterschiedlichen Facetten und Debatten zum Thema einzufangen. Die Textsammlung bietet allgemeine Reflexionen zum Verhältnis von Anarchismus und Christentum, Beiträge, die sich mit libertärer Exegese beschäftigen, Überlegungen zu christlich-anarchistischem Aktivismus sowie Porträts christlicher AnarchistInnen wie Jacques Ellul, Dorothy Day und Ammon Hennacy von der Catholic-Worker-Bewegung oder Peter Chelcicky. Christlicher Anarchismus. Facetten einer libertären Strömung bietet für AnarchistInnen, ChristInnen, christliche AnarchistInnen und für alle anderen, die sich für das Thema interessieren, einen prägnanten Überblick über christlich-anarchistische Theorie und Praxis.

  • Kurztext
    • EinleitungDie IntentionChristlicher Anarchismus? Dieser Begriff mag für viele ChristInnen und/oder AnarchistInnen seltsam anmuten, zu weit scheinen doch die Traditionen des Anarchismus und des Christentums auseinanderzuliegen, als dass es Sinn machen würde, diese zusammen zu denken. Christliche AnarchistInnen sind der Überzeugung, dass dies ein großes Defizit sowohl des Anarchismus als auch des Christentums ist -oder positiv formuliert: dass es für beide eine Bereicherung wäre, dies verstärkt zu tun. Der christliche Anarchismus ist ein facettenreiches, spannendes, geschichtsträchtiges und nicht zuletzt auch ein recht vitales Phänomen, mit einem reichhaltigen Fundus an Theorie und Praxis, Kontemplation und Aktion. Dieser Sammelband zum christlichen Anarchismus ist als Versuch zu verstehen, einen Eindruck von dieser Bandbreite christlich-anarchistischer Theorie und Praxis zu vermitteln, um so - sowohl aus christlicher als auch aus anarchistischer Sicht - eine neue, alternative Perspektive zu bieten, die althergebrachte und oft wiederholte Verdikte in Frage stellt, möglicherweise relativiert oder gar gänzlich aus dem Weg räumt. Diese Textsammlung versucht eine Lücke zu schließen. Nach einer prägnanten Einführung in den christlichen Anarchismus muss man im deutschsprachigen Raum lange suchen und letztendlich ist man häufig auf Texte und Publikationen in anderen Sprachen angewiesen. Während Publikationen zum christlichen Anarchismus Leo Tolstois zwar zumeist einem interessierten Publikum zugänglich waren und sind, so wird eine bloße Beschäftigung mit Tolstoi - so wichtig er auch sein mag - dem gesamten Spektrum des christlichen Anarchismus nicht gerecht. Oft scheint es so, als friste der große "Rest" dieser Strömung zumindest im deutschsprachigen Raum ein Schattendasein. Dieser Sammelband versucht dieses Defizit zu beheben und AnarchistInnen, ChristInnen und allen anderen, die sich für christlichen Anarchismus interessieren, einen ausgewogenen Überblick über diese Ideenlehre und einige ihrer einflussreichsten und interessantesten VertreterInnen zu bieten.Es lag im Interesse des Herausgebers einerseits zu versuchen, eine Balance aus theoretischen und praxisbezogenen Texten zu finden und andererseits eine Mischung aus Historischem und Gegenwärtigem zu bieten. Auch dem heterogenen Charakter dieser Bewegung wurde versucht Rechnung zu tragen, weshalb unterschiedliche Interpretationen und Zugänge zu diversen Themen geboten werden: anti-klerikaler christlicher Anarchismus steht neben der Philosophie der Catholic-Worker-Bewegung; VertreterInnen eines passiven Nicht-Widerstands kommen ebenso zu Wort wie AktivistInnen, die für die gewaltfreie direkte Aktion und für aktiven gewaltfreien Widerstand eintreten; ChristInnen unterschiedlicher Konfessionen und "nicht-kirchliche" (Hennacy) ChristInnen werden vorgestellt.Die Intention dieses Sammelbandes besteht bis zu einem bestimmten Grad auch darin, unter nicht-religiösen AnarchistInnen ein Bewusstsein für libertäres Christentum, für progressive und anarchistisch inspirierte Strömungen in der christlichen Community zu schaffen und so argumentativ gegen unreflektierte und reflexartige Schnellschüsse gegen alles Religiöse und Christliche aufzutreten. Eine ebenso wichtige Absicht des Buches ist es, ChristInnen eine weitere, progressiv-radikale Facette, sowie eine alternative Interpretation ihres Glaubens näher zu bringen und sie auf einen wenig beleuchteten subversiven Charakter, der dem Christentums heute wie damals potentiell innewohnt, hinzuweisen. Menschen, die sich bereits als christliche AnarchistInnen verstehen, soll dieser Band als Ressource, Nachschlagewerk und Diskussionsbeitrag dienen, von denen es in deutscher Sprache ohnehin nur sehr wenige gibt.Es geht auch darum, die christliche Religion nicht so einfach den reaktionären Interpreten und Apologeten oder einem elitären, konservativen Klerus zu überlassen. Dieses Vorhaben ist prinzipiell nicht neu: Die im Sammelband behandelte mittelalter

  • Leseprobe
    • EinleitungDie IntentionChristlicher Anarchismus? Dieser Begriff mag für viele ChristInnen und/oder AnarchistInnen seltsam anmuten, zu weit scheinen doch die Traditionen des Anarchismus und des Christentums auseinanderzuliegen, als dass es Sinn machen würde, diese zusammen zu denken. Christliche AnarchistInnen sind der Überzeugung, dass dies ein großes Defizit sowohl des Anarchismus als auch des Christentums ist -oder positiv formuliert: dass es für beide eine Bereicherung wäre, dies verstärkt zu tun. Der christliche Anarchismus ist ein facettenreiches, spannendes, geschichtsträchtiges und nicht zuletzt auch ein recht vitales Phänomen, mit einem reichhaltigen Fundus an Theorie und Praxis, Kontemplation und Aktion. Dieser Sammelband zum christlichen Anarchismus ist als Versuch zu verstehen, einen Eindruck von dieser Bandbreite christlich-anarchistischer Theorie und Praxis zu vermitteln, um so - sowohl aus christlicher als auch aus anarchistischer Sicht - eine neue, alternative Perspektive zu bieten, die althergebrachte und oft wiederholte Verdikte in Frage stellt, möglicherweise relativiert oder gar gänzlich aus dem Weg räumt. Diese Textsammlung versucht eine Lücke zu schließen. Nach einer prägnanten Einführung in den christlichen Anarchismus muss man im deutschsprachigen Raum lange suchen und letztendlich ist man häufig auf Texte und Publikationen in anderen Sprachen angewiesen. Während Publikationen zum christlichen Anarchismus Leo Tolstois zwar zumeist einem interessierten Publikum zugänglich waren und sind, so wird eine bloße Beschäftigung mit Tolstoi - so wichtig er auch sein mag - dem gesamten Spektrum des christlichen Anarchismus nicht gerecht. Oft scheint es so, als friste der große Rest dieser Strömung zumindest im deutschsprachigen Raum ein Schattendasein. Dieser Sammelband versucht dieses Defizit zu beheben und AnarchistInnen, ChristInnen und allen anderen, die sich für christlichen Anarchismus interessieren, einen ausgewogenen Überblick über diese Ideenlehre und einige ihrer einflussreichsten und interessantesten VertreterInnen zu bieten.Es lag im Interesse des Herausgebers einerseits zu versuchen, eine Balance aus theoretischen und praxisbezogenen Texten zu finden und andererseits eine Mischung aus Historischem und Gegenwärtigem zu bieten. Auch dem heterogenen Charakter dieser Bewegung wurde versucht Rechnung zu tragen, weshalb unterschiedliche Interpretationen und Zugänge zu diversen Themen geboten werden: anti-klerikaler christlicher Anarchismus steht neben der Philosophie der Catholic-Worker-Bewegung; VertreterInnen eines passiven Nicht-Widerstands kommen ebenso zu Wort wie AktivistInnen, die für die gewaltfreie direkte Aktion und für aktiven gewaltfreien Widerstand eintreten; ChristInnen unterschiedlicher Konfessionen und nicht-kirchliche (Hennacy) ChristInnen werden vorgestellt.Die Intention dieses Sammelbandes besteht bis zu einem bestimmten Grad auch darin, unter nicht-religiösen AnarchistInnen ein Bewusstsein für libertäres Christentum, für progressive und anarchistisch inspirierte Strömungen in der christlichen Community zu schaffen und so argumentativ gegen unreflektierte und reflexartige Schnellschüsse gegen alles Religiöse und Christliche aufzutreten. Eine ebenso wichtige Absicht des Buches ist es, ChristInnen eine weitere, progressiv-radikale Facette, sowie eine alternative Interpretation ihres Glaubens näher zu bringen und sie auf einen wenig beleuchteten subversiven Charakter, der dem Christentums heute wie damals potentiell innewohnt, hinzuweisen. Menschen, die sich bereits als christliche AnarchistInnen verstehen, soll dieser Band als Ressource, Nachschlagewerk und Diskussionsbeitrag dienen, von denen es in deutscher Sprache ohnehin nur sehr wenige gibt.Es geht auch darum, die christliche Religion nicht so einfach den reaktionären Interpreten und Apologeten oder einem elitären, konservativen Klerus zu überlassen. Dieses Vorhaben ist prinzipiell nicht neu: Die im Sammelband behandelte mittelalterliche (Ketzer-)Bewegung der WaldenserInnen beispielsweise versuchte genau dem jene, die aus welchen Gründen auch immer am christlichen Anarchismus Interesse haben, einen ausgewogenen Überblick bieten und jenen, die dem Ganzen skeptisch gegenüberstehen, hoffentlich einige neue, differenzierte Einblicke in unterschiedliche Facetten dieser Strömung und Idee näherbringen.Der SammelbandDen Beginn dieses Sammelbandes macht der Text Dimensionen libertärer Exegese. Reflexionen zum Verhältnis von Anarchismus und Christentum des Herausgebers Sebastian Kalicha, in dem versucht wird, einleitend einige allgemeine Reflexionen zum Thema geschrieben aus einer anarchistischen Perspektive anzustellen. Der Beitrag unterzieht den oftmals als unüberwindbar dargestellten Graben zwischen Anarchismus und Christentum einer kritischen Betrachtung und versucht darauf aufbauend zentrale Themen im christlichanarchistischen Diskurs überblicksmäßig zu diskutieren sowie unterschiedliche Positionen christlicher AnarchistInnen zu bestimmten Themen darzulegen.Der Text von Alexandre Christoyannopoulos Die Bergpredigt ein christlichanarchistisches Manifest. Ausgewählte Passagen libertär interpretiert rückt die von christlichen AnarchistInnen betriebene libertäre Exegese in diesem Falle von Passagen der Bergpredigt in den Mittelpunkt. Inhaltlich liegt der Fokus auf dem Verhältnis des Christentums zur Staatsmacht. Was kann aus der Bergpredigt dazu hergeleitet werden? Während zum Beispiel BefreiungstheologInnen durch ihre Solidarität mit den Armen und Marginalisierten häufig eine christliche Kapitalismuskritik in den Mittelpunkt ihres Engagements und ihrer Exegese rückten (und sich damit einhergehend oftmals positiv auf den Marxismus bezogen), so konzentriert sich Alexandre Christoyannopolous mit seiner Analyse darauf, den Staat und all seine Institutionen aus christlicher Sicht zu delegitimieren. Er stellt somit jenen Aspekt in den Mittelpunkt seines Beitrags, der auch fernab von religiösen Zugängen zum Thema den Anarchismus von anderen Formen des Sozialismus am stärksten unterscheidet. Ein weiterer Fokus seiner Analyse liegt auf einer christlichanarchistischen Gewaltkritik. Dabei diskutiert er auch das Thema eines sich aus der Bergpredigt herleitenden und manchmal wörtlich verstandenen christlichen NichtWiderstands. Dieses Thema und diverse Interpretationen sind nicht unumstritten. Auch in christlichanarchistischen Zusammenhängen wird hier häufig von der Tolstoischen Terminologie des NichtWiderstands (wobei Tolstoi selbst in seinen Schriften hier manchmal inkonsistent war) Abstand genommen. Ein Blick auf die Geschichte des christlichanarchistischen Aktivismus zeigt deutlich, dass diese Bewegung teilweise weit davon entfernt war und ist, im Sinne eines wörtlich verstandenen NichtWiderstands lediglich passiv der Dinge zu harren. Wie Christoyannopoulos aber zeigt, gab und gibt es zu diesem Thema einige unterschiedliche Ansichten, die ...
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