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Der Kalte Krieg des Kreml

Wie das Putin-System Russland und den Westen bedroht
ISBN/EAN: 9783570500958
Umbreit-Nr.: 1308836

Sprache: Deutsch
Umfang: 413 S.
Format in cm: 3.4 x 22 x 14.5
Einband: gebundenes Buch

Erschienen am 04.02.2008
€ 19,00
(inklusive MwSt.)
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  • Zusatztext
    • Spannend wie ein Polit-Thriller Osteuropa-Experte Lucas wirft einen kritischen Blick hinter die Kulissen der russischen Politik Geprägt von analytischem Scharfsinn, spannend und aufrüttelnd erzählt

  • Kurztext
    • "Aktueller kann ein Buch kaum sein. Hätte es in Russland einen echten Wahlkampf um das Präsidentenamt gegeben, wäre dies die umfangreichste Stoffsammlung für Kandidaten der Opposition, die beste Argumentationshilfe gegen Putin und Co." DEUTSCHLANDRADIO "Trotz seiner zuweilen polemischen Töne ist dem Autor ein elegantes, mitreißend geschriebenes Buch gelungen, angereichert mit bestechenden Fakten, einer fundierten Recherche und intellektueller Brillanz. ...Liest sich wie ein packender Thriller." RHEINISCHER MERKUR "Der Engländer ist kein plumper Polemiker, sondern ein scharfsichtiger Analytiker, dessen mitreißende sprachliche Verve zudem sein Buch zum intellektuellen Genuss macht." Süddeutsche Zeitung

  • Leseprobe
    • Einleitung Es ist schockierend, den Namen einer Freundin auf einer Todesliste zu sehen. Es war der 7. Oktober 2006. Ich hatte Jewgenija Albats, eine mutige russische Journalisten-Kollegin, anrufen wollen, seit ich ihren Namen einige Tage zuvor auf einer extremistischen Webseite gesehen hatte. Die Seite www.russianwill.org1 (inzwischen gelöscht) verleumdete einige der besten Aktivisten, Anwälte und Journalisten des Landes - alle vehemente Kritiker von Wladimir Putins Kreml - als 'Feinde der Nation'. Sie veröffentlichte ihre Adressen, Telefonnummern und Geburtsdaten - und außerdem Fragezeichen als eine Art Platzhalter für ihre Todesdaten: Letztendlich bedeutete diese Liste eine schamlose Anstiftung zum Mord. Aber dann war es Jewgenija, die mich zuerst anrief, um mir zu sagen, dass unsere gemeinsame Freundin Anna Politkowskaja vor ihrer Wohnung erschossen worden war. Sie war nicht nur Russlands mutigste Reporterin, sondern auch die führende Kritikerin der rücksichtslosen Methoden gewesen, mit denen der Kreml gegen die Rebellen im abtrünnigen Tschetschenien vorging. Sie hatte bissig über die autoritäre Wende berichtet, die ihr Land unter der Führung von Präsident Putin vollzogen hatte. Der Mord geschah an dem Tag, an dem der Präsident 54 Jahre alt wurde; viele ihrer Freunde gingen davon aus, dass er ein makaberes Geburtstagsgeschenk sein sollte. Unabhängig von diesem Timing hatte Jewgenija Angst. Politkowskaja war wie sie selbst auf der Liste als 'Feind der Nation' aufgeführt worden. Schon wenige Stunden nach ihrer Ermordung hatten die Betreiber der Seite ihr Todesdatum ergänzt. Wer würde der oder die Nächste sein? Noch schockierender als der Mord selbst war die Reaktion darauf. Politkowskajas gewaltsamer Tod hätte eine nationale Tragödie sein sollen. Aber kein führender Vertreter des Kreml nahm an ihrer Beerdigung teil, und Präsident Putin brauchte drei Tage, um das Verbrechen zu kommentieren; er verurteilte zwar den Mord, tat das Opfer jedoch als eine Person von 'marginaler Bedeutung' ab. Das warf ein bezeichnendes Licht auf die Bedrohungen, denen sich Kritiker des herrschenden Systems in Russland ausgesetzt sehen, und auf den Verfall der Pressefreiheit im Land. Doch nur wenige Wochen später schrillten die Alarmglocken auch im Westen, mitten im Herzen Londons. Am 1. November wurde Alexander Litwinenko mit dem seltenen radioaktiven Isotop Polonium-210 vergiftet. Er war ein ehemaliger Agent des russischen Inlandsgeheimdienstes FSB6, hatte sich später jedoch mit den Herrschenden entzweit und war nach London geflüchtet. Nach drei Wochen entsetzlichen Leidens in einem Krankenhaus im Zentrum Londons beschuldigte er mit seinen letzten Worten Präsident Putin als den Verantwortlichen für den Mord an ihm. Zweifellos war dies kein alltägliches Attentat. Fast das gesamte weltweit verfügbare Polonium wird in Russland produziert; dort unterliegt es, wie in jedem anderen Land, zahlreichen strengen Kontrollen. Es zerfällt rasch. Gewöhnliche Kriminelle haben keine Chance, eine tödliche Dosis Polonium auf dem Schwarzmarkt zu erwerben. Britische Behörden gelangten zu der Überzeugung, der FSB selbst habe bei dem Mord seine Hand im Spiel gehabt. Bei diesem handelt es sich um die umbenannte Innere Abteilung des ehemaligen KGB. Aber Russland wies alle Bitten um Hilfe höhnisch zurück, durchkreuzte verächtlich die britischen Bemühungen um Aufklärung und verweigerte die Auslieferung des mutmaßlichen Mörders, eines anderen ehemaligen FSB-Agenten, Andrei Lugowoi. Dieser hatte in London ansässige FSB-Leute getroffen und vor wie auch nach diesen Treffen auf seiner Reise von Russland nach Großbritannien und zurück eine Polonium-Spur hinterlassen. Das lief auf nuklearen Terrorismus im Herzen Londons hinaus, dessen Folge der Tod eines britischen Staatsbürgers und die Gefährdung zahlreicher anderer Menschen war. Die beiden Morde und die Reaktion des Kreml darauf sind symptomatisch für das Thema dieses Buches: Es geht ...
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