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Die Gabe der Geschwindigkeit

Roman
ISBN/EAN: 9783453406278
Umbreit-Nr.: 1982656

Sprache: Deutsch
Umfang: 336 S.
Format in cm: 2.2 x 18.7 x 11.8
Einband: kartoniertes Buch

Erschienen am 03.02.2009
€ 8,95
(inklusive MwSt.)
Nicht lieferbar
  • Zusatztext
    • Der Traum vom perfekten Wurf Im Sommer 1960 lebt der sechzehnjährige Michael nur für einen einzigen Traum. Er möchte der beste Kricketspieler Australiens werden. Verbissen übt er und hofft, endlich dem tristen Ort seiner Kindheit zu entfliehen. Doch die Welt um ihn herum gerät aus den Fugen. Das scheinbar sichere Gefüge der Familie zerbricht unaufhaltsam. Dann begegnet Michael der jungen Waise Kathleen und lernt, wofür es sich zu kämpfen lohnt. Ein sprachgewaltiger, dicht erzählter Familien- und Gesellschaftsroman

  • Kurztext
    • "Der australische Autor Steven Carroll überzeugt mit einer fast vollkommenen, schillernden Familiensaga: ... Auch im zweiten Teil seiner Familiensaga schürt Carroll eine Faszination, der man stellenweise gern erliegt.... die Fortsetzung hat eine Leichtigkeit, die in den besten Momenten an die im Wohnzimmer umherschwebenden Seifenblasen erinnert, wie sie der eine oder andere vielleicht noch von seinem letzten Kindergeburtstag kennt." DIE ZEIT

  • Leseprobe
    • 21. - 22. Oktober 1960 Die Strathaird dockt in Perth an Auf der Mattscheibe leuchtet die Strathaird, sie schimmert auf dem Wasser wie etwas Exotisches; sie sieht tatsächlich so aus wie ein Schiff, das eine sehr lange Fahrt hinter sich hat. Michael, der gerade auf dem Fußboden vor dem Fernseher liegt, weiß nicht, wie lange es dauert, die halbe Welt zu umrunden; gut möglich, dass die Strathaird den ganzen Winter benötigt hat, um zu Beginn des Frühlings hier zu sein. Es ist sogar gut möglich, dass sie die Sonne mitgebracht hat. Das Schiff besitzt Kraft und Anmut und gleitet durchs Wasser, als würde es die Fluten kaum berühren. Ein kleines Lotsenboot fährt hinaus, um die Strathaird zu empfangen, die Passagiere schauen von den Oberdecks des Ozeandampfers hinunter und winken dem Spielzeug auf dem Wasser zu. Die ganze Zeit über wogt die Menschenmenge am Dock unruhig hin und her. Bei milden Frühlingstemperaturen tragen die Menschen Anzüge und Hüte, gestärkte Hemden, Krawatten, Kostüme und Kleider. Und da ist noch etwas, das Michael an dem Schiff auffällt - es hat die Macht, die Menschen aus ihren Häusern zu locken. All diese Leute haben die Bequemlichkeit und Behaglichkeit ihrer Wohnzimmer und Küchen und Hinterhöfe verlassen. Manche sind von weit her angereist, um das Schiff willkommen zu heißen. Alle haben erkannt, dass dies ein Schiff ist, das willkommen geheißen zu werden verdient hat, eines, das eine Begrüßung geradezu verlangt. Das Schiff kündigt sich so an, wie wichtige Personen angekündigt werden, wenn sie einen Raum betreten. Qualm wirbelt aus den Schornsteinen in den Morgenhimmel, die Schiffssirene hallt über die Docks, und alle merken, dies hier ist ein besonderes Ereignis. Dieses Schiff bringt Frühlings-, Sommer- und Herbstsonne. Es bringt Musik und Lachen. Es bringt Kricket. Auf dem Schiff sind die Spieler, mit deren Namen und Spielstatistiken sich Michael immer und immer wieder beschäftigt hat. Zumindest waren sie es, denn nun ist Abend, und die Ereignisse, die Michael im Fernsehen verfolgt, haben sich am Vormittag ereignet. Nun sind die Spieler an Land. Sie sind hier. In einem dicken Schreibheft, in dem eigentlich Schulaufgaben stehen sollten, sind die Namen all der Spieler des Gästeteams aufgelistet, mit eingeklebten Fotos und Ausschnitten aus Zeitungen und Zeitschriften, daneben sorgfältig aufgeschriebene Zitate und Beschreibungen. Während Michael dieses Heft zusammenstellte, erfuhr er mehr und mehr über die Gastmannschaft. Und mit der Vertrautheit wuchs die Zuneigung. Bis ein Teil von ihm schon fast glaubte, dieses Team sei seine Mannschaft, nicht der Gegner. Aber es ist und bleibt nun mal die gegnerische Mannschaft, also hat er Dossiers zu jedem einzelnen Spieler angelegt, ihre Stärken und Schwächen notiert, so als würde er tatsächlich gegen sie antreten. Was der Wahrheit ja ziemlich nahe kommt. In dieser Saison werden zwei Spielserien absolviert, die eine draußen auf den Plätzen in Melbourne, Sydney, Brisbane und Adelaide, und die andere in Michaels Kopf. Er weiß, wie er gegen Worrell, Sobers und Alexander werfen würde. Und wenn er sie in den kommenden Wochen in den Zeitungen abgebildet sieht oder bei den Abendnachrichten im Fernsehen, wird er sie bereits einschätzen können, wie manche Polizeibeamte ihre Verdächtigen oder Generäle die Stärke des Feindes. Nun sitzt Michael in seinem Zimmer, und in seiner Hand kreist ein abgenutzter Kricketball aus Kork. Er wirft ihn hoch und fängt ihn auf. Wieder und wieder schaut er zu, wie sich der Ball in der Luft dreht, und er fragt sich, ob - irgendwo da draußen - die Finger einer anderen Hand Michaels kleine Welt träge in die Luft werfen und ob dieser Jemand zusieht, wie sie unter der Decke eines anderen Zimmers umherwirbelt. Und dahinter die Finger einer weiteren Hand, und noch einer. Und es geht ewig so weiter, die eine Welt in der anderen, in den Gedanken des sechzehnjährigen Michael ist das durchaus vorstellbar - und all das irgendwo da draußen jenseits dieses pfa
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