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Urbanität im 21. Jahrhundert

Eine Fest- und Freundschaftsschrift für Walter Siebel
ISBN/EAN: 9783593509709
Umbreit-Nr.: 5405296

Sprache: Deutsch
Umfang: 366 S.
Format in cm: 2.3 x 21.3 x 14
Einband: kartoniertes Buch

Erschienen am 04.10.2018
Auflage: 1/2018
€ 52,00
(inklusive MwSt.)
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  • Kurztext
    • Alltagssprachlich umreißt der Begriff Urbanität Vorstellungen eines bunten städtischen Lebens. Stadtsoziologisch ist damit eine spezifisch großstädtische Lebensweise gemeint - Architektur, Stadtplanung, Kommunalpolitik und Stadtmarketing füllen den Begriff wiederum eigensinnig. In diesem Band beschreiben und analysieren Stadtforscherinnen und -forscher nicht nur Verwendungen des Begriffs Urbanität, sie widmen sich auch zentralen Themen großstädtischer Entwicklungen im 21. Jahrhundert: Urbanitätsbegriffen und -konzepten, der Stadt als Ort des "Fremden", sozialer Ungleichheit und sozialer Konflikte, Politik und Planung, Urbanität zwischen Vergangenheit und digitalisierter Zukunft.

  • Autorenportrait
    • Norbert Gestring, Dr., ist Stadtsoziologe und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Sozialwissenschaften der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg. Jan Wehrheim, Dr., ist Professor für Soziologie am Institut für Soziale Arbeit und Sozialpolitik der Universität Duisburg-Essen.
  • Leseprobe
    • Einleitung: Urbanität im 21. Jahrhundert Norbert Gestring und Jan Wehrheim Urbanität ist ein schillernder Begriff, sowohl in der Wissenschaft als auch in der Alltagssprache. In der Architektur verbindet man mit Urbanität Häuser und Gebäudeensembles, in der Planung die Gestaltung von Straßen und Plätzen in Städten, in der Politikwissenschaft die Mitbestimmungschancen der Stadtbürger*innen, im Marketing die Imageproduktion von Städten, im Tourismus das Angebot an städtischen Events. In der Soziologie verbindet man mit Urbanität meist eine spezifisch großstädtische Lebensweise - die Liste ließe sich fortsetzen. Wie für den Begriff >Integration< gilt auch für >Urbanität<, dass man ihn nicht verwenden kann, wenn man nicht vermittelt, was man darunter versteht, da ansonsten jede*r etwas Anderes meint, wenn er oder sie über Urbanität kommuniziert (vgl. Selle in diesem Band). Hier soll es im Folgenden um Urbanität als Lebensweise gehen, also um den soziologischen Begriff. Der Versuch, einen soziologischen Begriff von Urbanität zu präzisieren, hat wiederum mindestens zwei Probleme zu bewältigen, soll der Begriff nicht nur als instrumentell-politischer, sondern auch als analytischer verwendet werden. Erstens kann es kein überhistorisch gültiges Verständnis von Urbanität geben, denn ganz offenkundig lassen sich die Lebenswirklichkeiten des Kaufmanns im mittelalterlichen Bremen, der Binnenwanderin im Slum von Mumbai, des Arbeiters in Berlin-Wedding in der Phase der Urbanisierung im 19. Jahrhundert und der Alleinerziehenden heute in Hamburg-Mümmelmannsberg nicht auf einen Begriff bringen. Zweitens ist auch die >Stadt< jeweils etwas anderes. Weber (2000 [1921]) beschrieb die mittelalterliche Stadt des Okzidents als das ganz andere, als das Gegenüber zum Land in ökonomischer und sozialer wie auch in räumlicher Hinsicht. In Westeuropa ist dieser Stadt-Land-Gegensatz seit der Industrialisierung und Urbanisierung im 19. Jahrhundert zunächst abgemildert und mit der fordistischen Modernisierung seit den 1950er Jahren abgelöst worden durch ein Stadt-Land-Kontinuum (vgl. Gestring 2013). Stadt und Land beschreiben heute keine kategorialen Gegensätze mehr in sozialer, ökonomischer, kultureller oder räumlicher Hinsicht, sondern Unterschiede gradueller Art im Sinne eines >Mehr< oder >Weniger<. Darüber hinaus ist auch das einheitliche Muster der Stadtentwicklung zerbrochen. In der Auseinandersetzung mit dem westdeutschen Süd-Nord-Gefälle in den 1980er Jahren ist deutlich geworden, dass es sich dabei im Kern um eine "Polarisierung der Stadtentwicklung" (Häußermann/Siebel 1987) zwischen weiterhin prosperierenden Städten auf der einen und schrumpfenden Städten auf der anderen Seite handelt. Zusätzliche Brisanz gewannen diese Befunde seit den 1990er Jahren als in Ostdeutschland die ökonomische Basis (nicht nur) den Städten mit der Wiedervereinigung entzogen wurde. Sind Städte nicht mehr gleichsam automatisch Innovations- und Wachstumsmotor, dann stellt sich unter anderem die Frage, wie Innovationen organisiert und in Planungsverfahren realisiert werden können (vgl. Ibert u.a. in diesem Band). Organisiert und geplant wird auch die Erinnerung in der und an die Stadt. Zur europäischen Stadt gehört die "Präsenz von Geschichte" (Siebel 2004). Ob historische Vorbilder Orientierungen bieten für aktuelle Fragestellungen, müsste erst noch ausgelotet werden. Stadtpolitik und -planung sind aber in jedem Fall gefordert, mit der materiellen wie immateriellen Seite der Stadtgeschichte umzugehen. Ihre Rekonstruktion oder Simulation erweist sich dabei als konflikthafter Prozess (vgl. Rodenstein und Voesgen in diesem Band). Im Folgenden streben wir nicht einen weiteren umfassenden geistesgeschichtlichen und/oder realgeschichtlichen Überblick über soziologische Urbanitätsbegriffe an (vgl. Krämer-Badoni 1991; Häußermann/Siebel 1992; Siebel 1998; Siebel 1994 sowie Hannemann in diesem Band), sondern versuchen im ersten Teil an die Klassiker anzuknüpfen, deren Konzepte für
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