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Politik und Bild

Eine Langzeitstudie zu Wahrnehmungsumbrüchen innerhalb der letzten dreieinhalb Jahrzehnte
ISBN/EAN: 9783828837416
Umbreit-Nr.: 9605631

Sprache: Deutsch
Umfang: 680 S.
Format in cm: 4.9 x 24.5 x 17.5
Einband: gebundenes Buch

Erschienen am 15.08.2016
Auflage: 1/2016
€ 44,95
(inklusive MwSt.)
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  • Zusatztext
    • Das Politische steht heute vor dem Problem, die Verantwortung über die technischen Bedingungen der Gegenwartskultur notwendigerweise wiederzuerlangen. Politik und Bild wendet sich an Leserinnen und Leser, die erfahren möchten, in welchem Verhältnis Politik und Bildmedien zueinander stehen. Es handelt sich um eine Langzeitstudie zu den Wahrnehmungsumbrüchen der Gegenwart, die durch die Postmoderne einerseits und die Computerkultur andererseits eingeleitet wurden. Dabei legt der untersuchte Zeitraum ein Problem offen: Die Zukunft wurde immer im Voraus okkupiert. Die vorliegenden Texte - darunter viele bislang unveröffentlicht -, nehmen hierauf Bezug: Erstens liefern sie eigenständige Beiträge zu den Diskurswelten der Gegenwartskunst und der Medientheorie. Zweitens beziehen sie sich auf zwei sich ergänzende Praxisfelder, die durch den Ausstellungsraum und den digitalen Raum gekennzeichnet sind. Politik und Bild verschafft dem Leser einen Überblick über diese Veränderungen. Kritische Fragen zur Visualisierung von Daten und zum Verhältnis von alten und neuen Bildmedien stehen dabei im Vordergrund. Gestaltung und Inhalt von Politik und Bild ergänzen sich dabei wechselseitig: Den vier Dekaden stehen vier Gliederungsabschnitte gegenüber. Die Übergänge zwischen den einzelnen Abschnitten werden für Reflexionen genutzt, um die behandelten Zeiträume besser zu begreifen und einzuschätzen. Allesamt sind die Texte in einem flüssigen Argumentationsstil gehalten, aufgelockert mit verständlichen Übergängen und Zusammenfassungen zur Zeitgeschichte, zahlreichen Bildbeispielen sowie Tabellen und ergänzt durch vier Collagen, die die zurückliegenden Dekaden veranschaulichen.

  • Autorenportrait
    • Arthur Engelbert ist seit 1996 Professor für Medientheorie und Kunstwissenschaft an der FH Potsdam und habilitierte 1998 im Fach "Medientheorie und Kunstwissenschaft". Neben seiner Lehrtätigkeit leitete Arthur Engelbert über zehn Jahre hinweg ein Multimediaunternehmen (MIB) in Berlin, war viele Jahre im Vorstand des Werkbund-Archivs in Berlin und hat seit 1999 ein interdisziplinäres Forschungsprojekt (cultrans) aufgebaut, das Transfers zwischen den Kulturen und Künsten untersucht. Seit 2010 gehört er dem DFG-Graduiertenkolleg "Sichtbarkeit und Sichtbarmachung" an der Universität Potsdam an. In 2012 gründete er mit anderen das Institut für angewandte Realitätsveränderung.
  • Leseprobe
    • Nachwort Politik und Bild hat einen Zeitraum von 35 Jahren abgedeckt und ist mit den beiden Hauptlinien der Diskussion in der Jetztzeit angekommen. Die Auseinandersetzung zeigt, dass erstens die zeitgenössische Kunst mit der ökonomischen Entwicklung gleichgezogen hat und dass zweitens aus dem Übergang von industriell-technischen zu technologisch-bedingten Produktionsformen keine neue Epoche hervorgegangen ist, die Begriffe wie "globalisierte Postmoderne" oder "Siliziumzeitalter" nahelegten. Dennoch weisen viele Anzeichen darauf hin, dass in absehbarer Zeit eine Revolution aller Lebens- und Arbeitsbedingungen in einer Größenordnung ansteht, wie es zuletzt um 1800 in Europa mit dem sich ankündigenden Industriezeitalter der Fall war. Woher die Überzeugung für diese vorausblickende Einschätzung kommt, ist schnell gesagt. "Hinter" den Displays und Interfaces laufen zunehmend Programme, die beispielsweise jede Datenanfrage, jeden Link registrieren. Sehr wahrscheinlich lassen sich schon recht bald die persönlichen Gewohnheiten eines jeden Bürgers noch genauer erfassen. Das Spektrum der persönlichen Datenerfassung wird es ermöglichen, das Gesicht, die Körpereigenschaften, das Konsumverhalten, die Mobilität und möglicherweise auch die Denkbewegungen jedes einzelnen Bürgers zu identifizieren, auszuwerten und vorherzusagen, vielleicht noch etwas unscharf, aber weltumspannend und in Echtzeit. Wir werden also zunehmend mit unseren eigenen Daten und indirekt mit anderen, die darauf Zugriff haben, kommunizieren. Das Verhältnis von Mensch und Umwelt wird sich immer starker verändern. Dieses Verhältnis ist bereits regulierbar geworden. Die Bezugsgrößen Mensch und Umwelt werden durch technologische Parameter erfasst und manipulierbar. Während das "gute alte Wahrnehmungsmodell" von einem überschaubaren persönlichen Umfeld und einem kontrollierbaren Gesichtsfeld ausging, sind die kommunikationsfähigen Daten der intelligenten Dinge weitestgehend unsichtbar. Warum sollten sie auch sichtbar sein, wenn die Kommunikation auf der Ebene der Benutzeroberfläche erfolgreich abläuft? Es wird einfach noch eine weitere Ebene in das Verhältnis von Mensch und Umwelt eingefügt. Das ist letztlich nicht weiter bedenklich, sondern wird durchaus das Leben und Arbeiten angenehmer und einfacher gestalten. Wie verhält es sich mit der Frage der Quantifizierung? Im Prinzip ist auch die Vermassung und Einebnung nichts Neues. Das Industriezeitalter sowie die Einführung von Sozialsystemen haben bereits überaus deutlich gezeigt, dass die Quantität in qualitative Vorteile überführt werden kann. Das sich abzeichnende Problem liegt demzufolge woanders. Dazu muss man die Beziehung von Quantität, die nichts bedeutet, wenn sie nicht auch qualitativ bewertet wird, zur Qualität, die ebenfalls wenig aussagt, wenn sie sich nicht inhaltlich begründet, genauer betrachten. Die Kritik gegenüber der neuen Quantifizierung nimmt an Folgendem Anstoß: Sie gipfelt in der Forderung, dass der generellen Quantifizierung dort entschieden Einhalt geboten werden müsse, wo Recht und Unrecht gelten. Damit sind große gesellschaftspolitische Spannungen vorhersagbar. Vereinheitlichung, technologische Intelligenz und Quantifizierung haben dort ihre Grenze, wo die bereits bestehenden Grundrechte anfangen und demokratische Gesetze verletzt werden. Die Idee der Qualität war und ist eine Konstruktion, die entweder mit der Idee des ,Weniger ist mehr', gegen das Zuviel polemisiert oder die die Menge bzw. Masse bewertet, d.h. auf- und abwertet. In der europäischen Tradition ist die Qualität außerdem mit dem humanistischen Konzept des Individuums verbunden. Das quantitativ bestimmbare wird zu einem als qualitativ zu bewertenden Individuum, wenn es seine Freiheit und Einzigartigkeit selbst in die Hand nimmt, sprich, wenn es Qualität definiert, diese für sich behauptet und durchsetzt. Quantität ist also nicht per se negativ und Qualität nicht per se positiv. Das Verhältnis beider ist im Begriff, auf einer ne
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