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Im Bann der Verantwortung

Frankfurter Beiträge zur Soziologie und Sozialphilosophie 20
ISBN/EAN: 9783593501253
Umbreit-Nr.: 6736642

Sprache: Deutsch
Umfang: 486 S.
Format in cm: 3 x 21.3 x 14
Einband: Paperback

Erschienen am 06.11.2014
Auflage: 1/2014
€ 46,00
(inklusive MwSt.)
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  • Kurztext
    • Dass wir verantwortlich handeln sollen, scheint eine selbstverständliche Norm zu sein, die kaum jemand infrage stellt. Doch das war nicht immer so - noch vor 200 Jahren war 'Verantwortung' ein marginaler Rechtsbegriff. Was bedeutet die steile Karriere von Verantwortung für unser Denken und Handeln? Was geschieht, wenn Verantwortung in der Arbeitswelt oder in der Kriminalpolitik zu einem verlangten Selbstverhältnis ohne substanzielle Handlungsmacht wird, während die Philosophie Verantwortung an diese Bedingung knüpft?

  • Autorenportrait
    • Frieder Vogelmann, Dr. phil., ist wiss. Mitarbeiter am Institut für interkulturelle und internationale Studien (InIIS) der Universität Bremen.
  • Schlagzeile
    • Frankfurter Beiträge zur Soziologie und Sozialphilosophie
  • Leseprobe
    • 1. Einleitung Der Mythos vom Anfang der Philosophie erzählt von einem Mord: Um Philosophie zu werden, muss der logos töten, was mythos an ihm ist. Theoretische Gewalt ist der Philosophie damit von Anbeginn zu eigen, und wie jede Ursprungserzählung sorgt auch diese für Entlastung von der fortgesetzten Brutalität, die die Philosophie begeht - begehen muss, wie der Mythos vom notwendigen Tod des Mythos ergänzt und dem Absolution erteilt. Dagegen ist nichts einzuwenden, solange sich die Sensibilität für die in den philosophischen Praktiken ausgeübte Gewalt erhält und mäßigend auf sie einwirken kann: Die Hoffnung bleibt, beim Philosophieren mit weniger als Mord auszukommen - schwerer Körperverletzung vielleicht oder gar nur einem blauen Auge. Doch wo diese Sensibilität abhandenkommt, droht die Gewalt überhandzunehmen und praktisch zu werden. Das ist das Thema dieser Arbeit in seiner allgemeinsten Formulierung. Warum gerät die eigene theoretische Gewalt aus dem Blick? Vielleicht weil der Eifer keine Ruhe lässt, um den Auswirkungen des eigenen Denkens nachzuspüren. Doch um systematisch nicht zu erkennen, was man anrichtet, dazu bedarf es mehr. In der Sprache des Mythos vom Tod des Mythos gesprochen, braucht es dazu einen Bann, der verzaubert und einfängt (vgl. Mengis 1987; Grimm und Grimm 1854: Spalte 1114 f.), so dass der philosophische Blick von etwas anderem gebannt wird und die philosophischen Praktiken ihre eigene theoretische Gewalt außer Acht lassen. Ein solcher Bann, so ist der Titel der Arbeit zu verstehen, geht von "Verantwortung" aus, der große Teile der Philosophie verfallen sind, die die theoretische wie praktische Gewalt von "Verantwortung" übersehen oder leugnen. Schließlich sei die philosophische Reflexion auf den "richtigen" Begriff von "Verantwortung" etwas ganz anderes als dessen philosophisch "unreiner" Gebrauch in den Praktiken der Gerichtsprozesse und der Kriminalprävention, der Unternehmen oder des Sozialstaats. Aber die Grenzziehung trügt so sehr wie sie beruhigt. Dank der Einheit hinter der Pluralität von "Verantwortung" wird die Kraft der philosophischen Rechtfertigungen in ganz andere Praktiken übertragen und zeitigt dort "ungeahnte" Folgen. Zugleich wird "Verantwortung" zum theoretisch unentbehrlichen Hilfsmittel, nicht nur, um moralische, soziale, ökonomische, rechtliche oder politische Praktiken zu erklären und/oder zu maßregeln, sondern auch, um die Tätigkeiten und den Gegenstandsbereich der philosophischen Praktiken selbst zu verstehen. Fasziniert von ihrer Selbstexplikation mit Hilfe eines tief verankerten "Verantwortungsbegriffs" entdeckt die Philosophie überall jene "Verantwortung", mit der sie sich selbst ausgerüstet hat, ohne je auf die Folgen ihrer Hingabe an diesen diskursiven Operator zu treffen. Die blindwütige Legitimationsarbeit, die der "Verantwortung" gewidmet wird, verbirgt sowohl, was sie den verantwortlich gemachten Individuen antut, als auch die Wände der theoretischen Zelle, in die sich die dem Bann der Verantwortung verfallene Philosophie selbst einschließt. Den Bann der Verantwortung brechen können nur jene philosophischen Praktiken, die ihn verhängen - dazu will diese Arbeit ihn sichtbar machen und so denen helfen, die um ihre eigene Emanzipation kämpfen. 1.1 Thesen Gewalt und Faszination, Gefangenschaft und Emanzipation - diese Begriffe können die Perspektive dieser Arbeit andeuten, doch sind sie zu unbestimmt, um ihre Thesen zu formulieren. Schon die Anführungszeichen um "Verantwortung" weisen auf Schwierigkeiten hin, die ein präziseres Vokabular erforderlich machen. Wenngleich die methodologischen Details erst im folgenden Kapitel geklärt werden, lässt sich schon jetzt die wichtigste Weichenstellung vorwegnehmen, so dass die Thesen dieser Arbeit vorgestellt werden können. Mit "Verantwortung" ist im Folgenden mehr und weniger als ein Begriff gemeint: mehr als ein Begriff, weil "Verantwortung" etwas in Praktiken Aktives ist, das Macht a
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