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Bibiana Amon

Eine Spurensuche
ISBN/EAN: 9783990650691
Umbreit-Nr.: 3067612

Sprache: Deutsch
Umfang: 184 S.
Format in cm: 1.8 x 21 x 13
Einband: Halbleinen

Erschienen am 11.05.2022
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  • Zusatztext
    • Sie war mit Anton Kuh verlobt, hat in Venedig Peter Altenberg genervt, war in Berlin Schauspielerin und hat 1939 in Paris ihren erfolgreichen Roman »Barrières« veröffentlicht. Daneben war sie gelegentlich selbst Romanfigur, etwa bei Franz Werfel, und stand Modell für Egon Schiele: Die 1892 geborene Bibiana Amon hatte ein ziemlich aufregendes Leben, und doch ist sie heute nahezu unbekannt. Walter Schübler nimmt uns mit auf eine leidenschaftliche und akribische Spuren­suche nach den wenigen Zeugnissen, die von ihr geblieben sind - durch Archive, aber vor allem durch »Barrières«. Nahe an ihrem eigenen Leben erzählt sie darin u.a. von sexuellem Missbrauch in der Kindheit und dem Versuch, traditionelle Rollenklischees zu durchbrechen. So verdichten sich die bruchstückhaften biografischen Quellen zum Bild einer imponierenden Persönlichkeit. Liliana »Bibiana« Amon, 1892 in Linz geboren, 1966 in Paris gestorben. In den 1910er- und 1920er-Jahren verkehrte sie in Wiener Literatenkreisen, danach war sie als Schauspielerin in Berlin. 1936 emigrierte sie mit ihrem jüdischen Ehemann nach Paris. 1939 veröffentlichten die Éditions Denoël die französische Übersetzung ihres einzigen Romans »Barrières«.

  • Autorenportrait
    • Walter Schübler, geboren 1963 in Oberösterreich, Publizist mit Schwerpunkt Biografik, lebt in Wien. 2014 erhielt er den Preis der Stadt Wien für Publizistik. Veröffentlichungen u.a.: »Komteß Mizzi. Eine Chronik aus dem Wien um 1900« (2020), »Anton Kuh. Biographie« (2018), »Anton Kuh: Werke« (Hg., 2016), alle bei Wallstein.
  • Leseprobe
    • »Liliana Amon? - Wenn überhaupt, ist sie unter ihrem Spitznamen Bibiana noch als Trabant Wiener Literatenzirkel kurz vor und nach dem Ersten Weltkrieg geläufig. Oder allenfalls als Vorbild für literarische Figuren noch vage erinnerlich. Sie stand, unverkennbar, der Bibi Modell, der burschikosen, ungenierten, kecken Sechzehnjährigen in Karl Tschuppiks autobiografischem Roman Ein Sohn aus gutem Hause (1937). Und sie wurde, davor schon, von Franz Werfel im Roman Barbara oder Die Frömmigkeit (1929) in der hemdsärmeligen Angelika porträtähnlich abkonterfeit. Als Schriftstellerin ist sie jedenfalls eine Entdeckung. Ihre Memoiren, angeblich auf Französisch und mit einem Vorwort von André Gide, kursierten lange als Gerücht. Tatsächlich veröffentlichte sie im Frühjahr 1939 im renommierten Pariser Verlag Denoël einen umfangreichen Roman: Barrières. Hier werden sie beide präsentiert, die Autorin und ihr Roman. Die Dokumente zu Bibiana Amons ersten zwei und letzten vier Lebensjahrzehnten sind spärlich - und karg. Alle von der buchhalterischen Art, in der staatliche und kirchliche Registraturen Geburt, Heirat und Tod oder, weniger dramatisch, Wohnungswechsel verzeichnen. Nur aus den späten 1910er-, frühen 1920er-Jahren sind zwei Dutzend Briefe von ihr überliefert. Insgesamt eine Handvoll verstreuter Splitter, mehr nicht. Die Versuchung, mit der Fugenmasse der vermutlich, vielleicht, wahrscheinlich und wohl diese Splitter zu einem Mosaik zusammenzupappen, ist groß. Eine solche Patzerei verbietet sich jedoch von selbst. Ebenso verbietets sich, Passagen aus Barrières in Bibiana Amons Biografie zu interpolieren, um die Konturen der historischen Person emotional auszupolstern, wenngleich Amon den Lebensweg ihrer Hauptfigur, soweit nachprüfbar, ihrem eigenen engführt. Das chronologische Arrangement von Romansequenzen und Dokumentiertem stellt also gerade nicht darauf ab, die Differenzen zwischen den Gefühlswelten einer literarischen Figur und denen der Autorin zu planieren. Es stellt vielmehr Fiktion und Fakten hart neben-, ja gegeneinander. Bibiana Amon tritt nun als Autorin auf, nicht länger nur als Figur. Sie spricht, wo immer möglich, aus eigenem Recht, in ihren Briefen, mit ihrem Roman.«
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