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Fremde Federn/Inspektor Jury besucht alte Damen

Zwei Romane in einem Band
ISBN/EAN: 9783442134519
Umbreit-Nr.: 1514836

Sprache: Deutsch
Umfang: 730 S.
Format in cm: 5.3 x 18.3 x 12.5
Einband: kartoniertes Buch

Erschienen am 18.05.2009
€ 8,00
(inklusive MwSt.)
Nicht lieferbar
  • Zusatztext
    • Zwei Fälle für Inspektor Jury "Jury besucht alte Damen": Der Antiquitätenhändler Marshall Trueblood ist fassungslos: In einem wunderschönen antiken Sekretär entdeckt er eine sorgfältig zerlegte Leiche. Inspektor Jury eilt an den Ort des grausigen Fundes, ein herrschaftliches Anwesen auf dem Land. Und an diesem scheinbar so friedlichen Ort sticht er mit seinen Ermittlungen in ein wahres Wespennest. "Fremde Federn": Inspektor Jury hat einen geheimnisvollen Todesfall in den USA aufzuklären: Eine ermordete Studentin am Grab Edgar Allan Poes - welche tödlichen Verstrickungen stecken hinter dem lange verschollenen Manuskript des Dichters? Jury und seine Freunde ermitteln auf Hochtouren, denn die Zeit drängt: Dies war nicht der erste Todesfall dieser Art, und der nächste scheint unausweichlich.

  • Autorenportrait
    • Martha Grimes wurde in Pittsburgh geboren und studierte an der University of Maryland. Lange Zeit unterrichtete sie Kreatives Schreiben an der Johns-Hopkins-University. Mit ihren Inspektor-Jury-Romanen, die nach Meinung von Patricia Cornwell "reinste Poesie" sind, erlangte sie internationalen Ruhm. Martha Grimes lebt heute abwechselnd in Washington, D.C., und in Santa Fe, New Mexico.
  • Leseprobe
    • Der Blinde roch etwas Neues in der Cider Alley, einen neuen Gestank, der sich mit dem nach Urin und Schweiß, Bier und Whisky vermischte und aus einem Hauseingang kam (glaubte er zumindest), in dem sonst immer eine Gruppe Männer herumstand. Wenn er durch die enge Straße ging, gab es meist ein paar unverbindliche Begrüßungen - ein Schulterklopfen, die Berührung einer Hand auf seinem Arm, ein lautes Hallo. Mitleidige Gesten und rührselige Worte haßte er und wehrte sie ab. Er fühlte sich den anderen Obdachlosen überlegen: Mit Zähigkeit, scharfem Verstand und spitzer Zunge hatte er seinen Platz auf dem Luftschacht schon über ein Jahr behauptet. Sein Fleckchen. Die Leute kannten ihn. Der Blinde verabscheute es, wenn ihm jemand zu nahe trat, es sei denn, er selbst fragte nach der Uhrzeit oder dem Weg. Er weigerte sich, den Bürgersteig mit einem weißen Blindenstock abzuklopfen, aber er besaß einen Spazierstock aus Bruyereholz und benutzte ihn durchaus, wenn ihm jemand komisch kam - oder einfach nur lästig wurde. Nicht mit dem Spazierstock, sondern mit der Schuhspitze blieb er in einem weichen, fremden Gegenstand hängen und schlug beinahe hin. Doch Hindernisse war er gewöhnt, und rasch fand er das Gleichgewicht wieder. Er war auf die Quelle des ungewohnten Geruchs gestoßen. Er kniete sich hin und strich mit der Hand über rauhen Stoff und weiche Haut. Ein Mann. Gestürzt, wahrscheinlich betrunken. Er tastete ihn sorgfältig ab; sein Tastsinn war noch ausgeprägter als sein Geruchssinn. Er berührte etwas Vertrautes, ein grobes Kreuz, das sein Freund immer um den Hals getragen hatte. John-Joy. Seine Finger glitten zuerst über den vertrauten Mund und dann über die Anzugjacke darunter. Bevor er noch mit seinem Gewissen kämpfen konnte, hatte er die Jacke schon genommen und gegen seine eigene vertauscht. Die von John-Joy war unendlich viel besser: teure, feine Wolle, er hatte sich immer gewundert, wer wohl ein solches Kleidungsstück in den Müll geworfen hatte. Nun würde John-Joy aufwachen, wieder zu sich kommen und feststellen, daß er Milos' alte graue Jacke aus dünnem Leinen trug. Nicht das Wahre für eine Januarnacht. Aber John-Joy, der verstand einen Scherz. Oder? Er roch ja gar nicht nach Alkohol. Schnell tastete Milos ihn von Kopf bis Fuß ab. Der Geruch hing schwer in der Luft; Milos mußte nicht erst spüren, wie klebrig seine Hand plötzlich war, um Bescheid zu wissen. Seine Zunge, sein Mund formten sich zu einem Schrei, von dem er wußte, daß er zu hören war, auch wenn er selbst nichts hörte. »Polizei!« Mit der einen Hand kratzte er über den kalten Stein des Gebäudes; mit dem Stock in der anderen hieb er um sich und brüllte noch lauter: »Polizei! Polizei!« Die Leute waren immer wieder verblüfft (und er genoß ihre Verblüffung), wie klar und deutlich er sprach, obwohl er fast taub war. Erst vor zehn Jahren war der Unfall passiert, nach dem er allmählich Augenlicht und Gehör verloren hatte. Wenn ihm jemand direkt ins rechte Ohr trompetete, verstand er das Gesagte manchmal, aber mehr war nicht drin. Er schrie noch einmal. Dann spürte er die Anwesenheit eines anderen; er spürte, daß jemand da war, und fragte sich, ob dieser Jemand in seine Schreie einstimmte. Er sagte der Person, er sei taub und sie solle die Polizei holen, aber nichts rührte sich. Er wußte nicht, was los war. Er streckte die Hand aus und sagte: »Schreiben Sie in meine Hand!« Er fühlte einen Arm. »Schreiben Sie mir in die Hand!« sagte er noch einmal. Es war seine einzige Möglichkeit zu kommunizieren. Er spürte, wie der Finger der anderen Person ihn berührte, aber er fuhr zu schnell über seine Handfläche. Dämlicher Idiot! sagte er, außer sich vor Zorn. Wofür hielten sie ihn, für einen Scheißcomputer? »Langsamer, langsamer! Ich verstehe Sie sonst nicht!« schrie er. Der Finger malte die Buchstaben »B I N I C H«. Weiter nichts, nur emsiges Scharren. Er spürte, wie die andere Person sich bückte und wieder erhob, und brüllte mit größter Anstrengung: »Was? Sie verdammter Blödm
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