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Sommer mit Fremden

Roman
ISBN/EAN: 9783442468508
Umbreit-Nr.: 1978323

Sprache: Deutsch
Umfang: 192 S.
Format in cm: 1.5 x 18.6 x 11.8
Einband: kartoniertes Buch

Erschienen am 13.10.2008
€ 7,95
(inklusive MwSt.)
Nicht lieferbar
  • Zusatztext
    • Faszinierend und geheimnisvoll Als seine Ehe zerbricht, gerät der einst erfolgreiche Drehbuchautor Harada in eine tiefe Krise. Er zieht sich immer tiefer in eine selbst gewählte Einsamkeit zurück und grübelt über sein Leben nach. Da erfasst ihn plötzlich das beklemmende Gefühl, dass er die Kontrolle über die Realität zunehmend verliert. Ist es möglich, dass er seinen längst verstorbenen Eltern wiederbegegnet ist? Und was hat es mit seiner mysteriösen Geliebten auf sich, deren merkwürdiges Verhalten ihn vor ein Rätsel stellt? Unmerklich gerät Harada in einen gefährlichen Sog, der ihn beinahe das Leben kostet .

  • Kurztext
    • "Ein Buch, das einen bis zur letzten Seite nicht loslässt und Gänsehaut verursacht!" Münchner Merkur

  • Leseprobe
    • Nach der Trennung von meiner Familie wohnte ich in dem Apartment, das ich zuvor nur als Büro genutzt hatte. Mein Beruf war das Schreiben von Drehbüchern. Deshalb verbrachte ich viel Zeit allein in meinem Zimmer. Vor kurzem hatte ich noch eine Freundin gehabt, die mich aber verließ, während ich mit meiner Frau über die Trennung diskutierte. Das war mir nicht ganz unrecht gewesen. Die Scheidung hatte mich emotional so beansprucht, dass mir vorläufig das Bedürfnis nach menschlicher Nähe abhandengekommen war, die sexuelle Seite eingeschlossen. Nachdem ich etwa drei Wochen allein gelebt hatte, fiel mir auf, wie still es nachts in dem Gebäude war. Zu still. Es war jedoch keine Stille, wie man sie in der Einsamkeit der Berge empfindet. Sie musste gegensätzlich geartet sein. Das siebenstöckige Apartmenthaus lag direkt an der Tokioter Stadtautobahn 8, auf der sich der Verkehrsstrom vierundzwanzig Stunden ununterbrochen fortsetzte. Anfangs fand ich keinen Schlaf. Jede Nacht, wenn ich im Bett lag, fuhren schwere Laster vorüber, ihr dumpfes Dröhnen verursachte mir Beklemmungen. Der Verkehrslärm der Straße verebbte nur für wenige Minuten, um dann umso heftiger anzuschwellen. Mein Puls erhöhte sich, mich überkam das Gefühl, nicht mehr atmen zu können. Nach etwa zehn Tagen hatte ich mich an die Umstände gewöhnt. Ich hatte bereits früher, als die Wohnung nur Büro war, mehrmals in Erwägung gezogen, dort zu übernachten, den Gedanken aber stets verworfen. Unmöglich, dort Schlaf zu finden! Nach dem Kostenaufwand für die Scheidung konnte ich mir allerdings keine andere Wohnung leisten und dachte, dass ich mich sogar an diesen Ort würde gewöhnen können. Allmählich verlor sich der Lärm ebenso wie das Rauschen der Klimaanlage im Hintergrund meines Bewusstseins, und ich war erstaunt, manchmal keinen anderen Laut mehr wahrzunehmen als das Ticken der Wanduhr. So begann ich, meinen eigenen Sinnen zu misstrauen. Zum ersten Mal geschah es in einer Nacht Mitte Juli. Es war kurz nach elf, ich saß noch am Schreibtisch. Da kroch mir plötzlich ein kalter Schauder über den Rücken, ein Gefühl befiel mich, verloren im dunklen leeren Raum zu schweben. Zu still hier. Für eine Weile gelang es mir, mein Unbehagen zu verdrängen. Ich schrieb weiter und schlug Schriftzeichen im Wörterbuch nach. Wenn die Nacht kam, spürte ich schon seit einigen Tagen eine vage Furcht aus den Tiefen meines Bewusstseins emporsteigen. Ich unterbrach mein Schreiben und lauschte, ob noch ein anderes Geräusch als das der fahrenden Autos zu hören war. Nichts. Hatte ich in Folge meiner Scheidung eine Nervenerkrankung entwickelt? Zumindest war es ungewöhnlich, wenn man ein Apartment, das neben einer Hauptverkehsstraße lag, als zu ruhig empfand. Die Scheidung wollte ich allerdings selbst. Meine Frau hatte erst nach anfänglichem Widerspruch ein geräumt, dass Gleichgültigkeit das dominierende Element in unserer Ehe sei und auch sie die Leere zwischen uns spüre. Am Ende willigte sie dann doch in die Scheidung ein. Abgesehen von einigen Unstimmigkeiten hinsichtlich finanzieller Dinge war es keine schlechte Scheidung gewesen. Ich spürte jedenfalls wieder mehr Lebensmut, mehr als jemand, der, bemüht, die Fassade auf rechtzuerhalten, weiterlebte wie immer. »Es war gut, dass du es offen ausgesprochen hast«, hatte sie zum Schluss gesagt. Ganz so hatte sie es wohl nicht gemeint, aber in ihren Worten verbarg sich eine Empfindung, die dieser Aussage in etwa entsprach. Konnte es sein, dass ich, der die Scheidung vorangetrieben hatte, sich nun einsam fühlte? Dann war es eben zu ruhig. Weshalb sollte mich die Stille irritieren? Ich stand auf, ging zum Fenster und zog den Vorhang zurück. Das Fenster ließ sich nicht öffnen. Ich bemühte mich nicht weiter. Ohnehin wären nur Hitze, Abgaswolken und Motorenlärm ins Zimmer gedrungen. Ich sah auf den Parkplatz hinunter. Obwohl er nicht ganz zu überblicken war, konnte ich schätzen, wie viele Wagen dort parkten. Zurzeit stand nur ein rosafarbener Kombi auf
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