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Auf der Suche nach einer fernen Stimme

Roman
ISBN/EAN: 9783442473977
Umbreit-Nr.: 1916434

Sprache: Deutsch
Umfang: 184 S.
Format in cm: 1.6 x 18.8 x 12
Einband: kartoniertes Buch

Erschienen am 15.11.2010
€ 7,99
(inklusive MwSt.)
Nicht lieferbar
  • Zusatztext
    • Eine rätselhafte, faszinierende Reise in die Seele eines Menschen

      Tsuneo Kasama, neunundzwanzig, arbeitet für die Einwanderungsbehörde in Tokio. Er hat sich für ein geregeltes Leben inklusive Beamtenlaufbahn und arrangierter Hochzeit entschieden. Doch seit der aufwühlenden Begegnung mit einem ''Illegalen'', den er bei einem Einsatz grundlos entkommen ließ, verfolgt ihn eine rätselhafte Frauenstimme. Sie führt ihn zurück in die Vergangenheit, in ein anderes Leben voller Sehnsucht und Leidenschaft, in dem Tsuneo eine schreckliche Schuld auf sich geladen hat ...

  • Autorenportrait
    • Taichi Yamada wurde 1934 in Tokio geboren und gehört zu den bedeutendsten japanischen Schriftstellern der Gegenwart. Er studierte japanische Literaturwissenschaft und arbeitete anschließend sieben Jahre bei der großen Filmgesellschaft "Shochiku", bevor er sich 1965 als freier Drehbuchautor selbständig machte. Sein umfangreiches filmisches Werk wurde mit vielen renommierten Preisen geehrt, darüber hinaus verfasste er etliche Bühnenstücke und Romane, darunter auch das 1987 in Japan erschienene Buch "Ijintachi to no Natsu" ("SOMMER MIT FREMDEN"), für das er den angesehenen Yamamoto Shugoro Prize erhielt. Neben seiner Tätigkeit als Autor ist Taichi Yamada Mitglied in verschiedenen Gremien zur Vergabe maßgeblicher Literatur-, Film- und Theaterpreise und eine Instanz im Tokioter kulturellen Leben.
  • Leseprobe
    • Seit damals, vor acht Jahren in Portland, Oregon, sehnte sich Tsuneo Kasama verzweifelt nach Normalität. Alles, was danach geschah, war diesem Wunsch entsprungen. Nur, dass er sich erfüllt hätte, konnte man wahrlich nicht behaupten. Im vergangenen März hatte Tsuneo erstmals etwas erlebt, das sich von da immer mehr an in sein Leben drängen sollte. An jenem Morgen hatte er sich um fünf Uhr dreißig aus einem Bett im Schlafsaal des i. Reviers im Tokioter Stadtteil Otemachi erhoben. Fünf Uhr dreißig, das war reichlich früh, aber so lief es nun einmal bei Früheinsätzen, zu denen sie in der Regel vier- bis fünfmal im Monat eingeteilt wurden. Seine drei Kollegen schlüpften wortlos in ihre Hemden und Hosen. Nicht dass die Stimmung schlecht gewesen wäre, sie waren nur zu müde zum Reden. Tsuneo knöpfte sein hellgrün gemustertes Hemd bis oben zu, er fühlte sich irgendwie ungeschützt, wenn er den obersten Knopf offen ließ. Dann stieg er in seine dunkelgrüne, an den Knien ausgebeulte Cordhose. Auch sein Pullover war grün, moosgrün. Tsuneo hatte eine Vorliebe für üppiges Grün - undurchdringliches tropisches Regenwaldgrün. Aber das war nichts, was ein neunundzwanzig- jähriger Mann gerne zugab. Das Amtsgebäude war trist und grau, also musste er selbst für Farbe sorgen, auch wenn er nicht überzeugt war, dass es viel ausmachte. Er fühlte sich in grüner Kleidung einfach etwas wohler als in grauer oder dunkelblauer. Tsuneo zog seine ehemals weißen Turnschuhe an und dachte wie so oft, dass es an der Zeit wäre, sie zu waschen. Er mochte verwaschene Turnschuhe, dennoch trug er seine meist so lange, bis sie kaputt waren, ohne sie ein einziges Mal gewaschen zu haben. Jetzt nur noch das Pistolenhalfter umschnallen, den Lederriemen am Gürtel befestigen und darüber die schwarze Windjacke ziehen. Gegen fünf Uhr verließ der Minibus mit den vier Männern die Tiefgarage. Auf dem Grund der Hochhausschluchten herrschte noch Nacht, doch am bedeckten Himmel breitete sich schon das fahle, kalte Morgenlicht aus. Inspektor Ota steuerte den Wagen auf die Stadtautobahn Richtung Iriya, während die anderen drei noch schnell frühstückten. In der hinter der dichten Wolkendecke heraufziehenden Dämmerung wurde langsam die Umgebung sichtbar. Als sie auf die Autobahn Richtung Nikko auffuhren, flatterte am Straßenrand ein kleiner Schwarm Krähen auf - frühmorgens in Tokio ein alltäglicher Anblick. Wahrscheinlich waren sie über herumliegende Küchenabfälle hergefallen. Die Vögel konnten doch kein schlechtes Omen sein? Wie komme ich nur darauf? Tsuneo lächelte bitter in sich hinein, doch seine Miene blieb ausdruckslos. Ein Routineeinsatz ist das, mehr nicht. Kein Grund, sich solche Gedanken zu machen. Wieder wurde ihm bewusst, wie sehr ihm diese stummen Selbstgespräche zur Gewohnheit geworden waren, wenn er auf dem Weg zu einer Razzia war. Zuerst wurde er von einer unheilvollen Stimmung ergriffen, die er sogleich ironisch belächelte und zurückwies. Ständig dieses innere Hin und Her. Als Nächstes stellte er fest, dass selbst diese Beobachtung schon zum Ritual gehörte und sich zum hundertsten Mal wiederholte. Er war mittlerweile äußerst geübt darin, Gefühle und Ahnungen zu unterdrücken. 'Lass jetzt mal Sakuma ans Steuer', wandte Tsuneo sich an Ota. Er bemühte sich um einen Ton, der seiner Rolle als Einsatzleiter gerecht wurde. 'Ich wär so weit.' Sakuma richtete sich in seinem Sitz auf. 'Denk aber dran, das hier ist kein Corolla', grollte Hauptkommissar Miyazaki mit tiefer Stimme. Eigentlich wollte er Sakuma nur aufziehen, aber bei ihm klang alles irgendwie nach Vorwurf. Im April letzten Jahres, kurz nach seiner Versetzung aus dem Revier in Narita, hatte Sakuma bei der Verfolgung eines Koreaners den Einsatzwagen in eine enge Gasse manövriert, wo sie dann festsaßen. Privat fuhr er einen Corolla. 'Haben Sie keine neueren Witze auf Lager, Chef?', entgegnete Sakuma, unbeeindruckt vom strengen Ton seines Vorgesetzten. 'Ich fahre doch längst Mercedes! S-Klass
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