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Culpa

5. Teil des Echolot-Projekts - Notizen zum 'Echolot', Mit Seitenhieben von Simone Neteler, Das Echolot-Projekt 5
ISBN/EAN: 9783442736621
Umbreit-Nr.: 1358470

Sprache: Deutsch
Umfang: 384 S.
Format in cm: 3.3 x 21.6 x 14.4
Einband: kartoniertes Buch

Erschienen am 02.07.2007
€ 10,00
(inklusive MwSt.)
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  • Zusatztext
    • Faszinierende Hintergrundinformationen über die Entstehung einer gigantischen Geschichtscollage Walter Kempowskis Echolot wurde zu einem der spektakulärsten Buchprojekte überhaupt. In seinen Werknotizen und Tagebuchaufzeichnungen enthüllt Kempowski, welche Mühen, Risiken und Gefährdungen, welches gewaltige Ausmaß an Recherchen, des Sammelns und Archivierens, des Ringens um die richtige Form bis zum Erscheinen des Werks zu bewältigen waren.

  • Kurztext
    • "Wenn die Welt noch Augen hat zu sehen, wird sie im 'Echolot' eine der größten Leistungen der Literatur unseres Jahrhunderts erblicken." Frankfurter Allgemeine Zeitung "Walter Kempowski ist ein Bibliothekar der Erinnerung." Süddeutsche Zeitung "Kempowski ist ein Chronist des Jahrhunderts." Die Zeit

  • Autorenportrait
    • Walter Kempowski wurde am 29. April 1929 als Sohn eines Reeders in Rostock geboren. Er besuchte dort die Oberschule und wurde gegen Ende des Krieges noch eingezogen. 1948 wurde er aus politischen Gründen von einem sowjetischen Militärtribunal zu 25 Jahren Zwangsarbeit verurteilt. Nach acht Jahren im Zuchthaus Bautzen wurde Walter Kempowski entlassen. Er studierte in Göttingen Pädagogik und ging als Lehrer aufs Land. Seit Mitte der sechziger Jahre arbeitete Walter Kempowski planmäßig an der auf neun Bände angelegten "Deutschen Chronik", deren Erscheinen er 1971 mit dem Roman "Tadellöser & Wolff" eröffnete und 1984 mit "Herzlich Willkommen" beschloss. Kempowskis "Deutsche Chronik" ist ein in der deutschen Literatur beispielloses Unternehmen, dem der Autor das mit der "Chronik" korrespondierende zehnbändige "Echolot", für das er höchste internationale Anerkennung erntete, folgen ließ.Walter Kempowski verstarb am 5. Oktober 2007 im Kreise seiner Familie. Er gehört zu den bedeutendsten deutschen Autoren der Nachkriegszeit. Seit 30 Jahren erscheint sein umfangreiches Werk im Knaus Verlag.
  • Leseprobe
    • 1978 14. 3. 1978 Gedanke, ein Archiv für ungedruckte Biographien aufzumachen. 19. 3. 1978 Brief an KF. Hier habe ich nun eine neue Idee, die ich irgendwann einmal angehen will. Ein Archiv für ungedruckte Lebenserinnerungen. Ungezählte Leute haben ihre Biographie geschrieben, die liegen in den Schränken herum. Man müßte diese auf Büchsen gezogene Erfahrung speichern und der Gesellschaft nutzbar machen. Ich stelle mir das so vor, daß man hier auf unserm Grundstück ein Extragebäude dafür baut und dort die vielen, wahrscheinlich tausende Biographien archiviert. Man kann sie auswerten und Einzelveröffentlichungen starten. Und wenn Ihr keinen Job kriegt, übernehmt Ihr die Sache. Mit Knaus hab ich das schon durchgesprochen. Finanziert wird die Sache von den Biographieschreibern selbst. Jeder muß 50 Mark bezahlen. Dies ist natürlich ein Hirngespinst, aber ein echter, verwendbarer Kern ist enthalten. 16. 4. 1978 Ich sah heute die Abfall-Fotos durch, die hier so herumliegen, und klebte daraus drei 'Bilderbögen'. Gerade das Nebeneinander von Fotos, die zeitlich oder inhaltlich nichts miteinander zu tun haben, ist sehr aufregend. Morgen kaufe ich weitere Bristolbögen und stelle andere 'Bilderbögen' zusammen. Die sollten in einem speziell dafür angefertigten Kasten liegen. Oder man tapeziert ein Zimmer damit. Das Arbeitszimmer. Chaos wird künstlich hergestellt, damit sich ein Weg in den Ursprung auftut, hier gewinnt man eine neue Ordnung. Dies ist für den nötig, der alles schon so klar vor sich sieht, daß ein Irrtum ausgeschlossen ist. 23. 12. 78 T (Traum): Lesung in Hamburg. Ich warte, daß es endlich anfängt, und die Zuhörer warten auch. Endlich sagte einer: 'Geht das nun nicht bald los?' - Es ist schon fünf vor halb, und ich fange an. Da kommt noch Günter Grass, er zieht sich irgendwie die Jacke oder die Hose an und nimmt mir das Buch aus der Hand und liest aus Solidarität statt meiner. Wir sind uns ganz einig. Hinterher besichtige ich einige Ölbilder, die Böll gehören. Sie werden mir jedoch aus der Hand genommen. - Lustiges Gespräch über dessen pingelig-spießbügerlichen Eigenarten. Vormittag in Zeven noch ein bißchen eingekauft, danach mit Robert am Saal gewerkelt, der nun doch sehr schön wird. So weiß man doch nun, wofür man gearbeitet hat, d.h., hier schlägt sich der Erfolg faßbar nieder. Kolbe rief noch an, der sich für die Widmung von 'Schöne Aussicht' bedankte. In Zeven kucken mich die Menschen an, als sei ein Gartenzwerg lebendig geworden. 24. 12. 78 Heute früh weiter den Saal eingerichtet. Gefühl großer Genugtuung, einen geistig gereiften Plan ausgeführt zu sehen, und Dankbarkeit, die sich ins Religiöse steigert. Das Gefühl, von Gunst des Schicksals geradezu total getroffen zu sein, und plötzlich Aberglaube und Angst, sich durch falsches Verhalten diese Gunst zu verscherzen. Neigung zu Opferung. Ein Blick auf meine Manuskripte aber rückt alles wieder zurecht. Man ist fleißig gewesen, dies ist nicht zu leugnen. 1. 1. 1980 Gründung des Archivs für unpublizierte Autobiographien 1. 1. 1980 T: Merkwürdiger Traum: Ich sei als junger Pfarrer an eine verlotterte Kirche gekommen und halte die Liturgie auf lateinisch. Nur einige wenige antworten krächzend meiner wohltönenden Stimme: Sursum corda. Als ich die Epistel verlesen will, fehlt die Bibel. 3. 1. 1980 Film: Syberberg, Hitler. Von der Idee gut, in einigen Passagen genial. Merkwürdig berührten in diesem, auf Vollendung angelegten Werk einige Schnitzer. Der Gigantismus des Films ist der gigantischen Katastrophe angemessen. Der Stil nur als der eines Deutschen denkbar. 17. 1. 1980 Allerhand Fotos auf die Anzeige hin. Die Betrachtung einzelner Fotos mit und ohne Lupe. Man braucht gar nicht so genau hinzugucken, man erfaßt sofort den ganzen Jammer. 24. 1. 1980 Mit der Post kamen etwa 50 Fotos und ein Album. Alle Fotos werden mir geschenkt, meistens von Fans, es sind jetzt ca. 200 lose. Die Sammlung ist schon jetzt beachtlich, sie bekommt ihren
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