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Die Hochzeitsgabe

Roman
ISBN/EAN: 9783442752119
Umbreit-Nr.: 1985043

Sprache: Deutsch
Umfang: 447 S.
Format in cm: 4 x 22 x 14.5
Einband: gebundenes Buch

Erschienen am 15.09.2008
€ 19,95
(inklusive MwSt.)
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  • Zusatztext
    • Eine ehrgeizige Wissenschaftlerin, ein geheimnisvolles Buch aus dem 15. Jahrhundert - und ein Auftrag, der ihr Leben für immer verändert. Die Leidenschaft der jungen begabten Wissenschaftlerin Hanna gilt alten Büchern, auf menschliche Beziehungen legt sie keinen großen Wert. Als sie eines Tages nach Sarajevo gerufen wird, wo sie eine kostbare Haggadah, ein jüdisches religiöses Buch aus dem 15. Jahrhundert untersuchen soll, ahnt sie nicht, dass dieser Auftrag ihr Leben verändern wird. Denn kaum kommt sie mit dieser kostbaren Schrift in Berührung, wird sie hineingezogen in die Geheimnisse, die sie birgt: Jeder Fleck auf dem Einband, jeder Pinselstrich, jedes Haar, das darin liegt, gehört zu der Geschichte eines Menschen, letztlich zu der bewegten Geschichte Europas um Liebe, Glaubenskriege und politische Intrigen: Das Buch wurde, kurz nachdem es als Hochzeitsgeschenk angefertigt wurde, vor der Spanischen Inquisition versteckt und befand sich seitdem auf einer abenteuerlichen Odyssee durch Europa. Hannah findet im Zuge der Arbeit an dem historischen Dokument mehr und mehr zu sich selbst und erkennt eines Tages, dass auch sie bereits längst ein Teil dieser Geschichte geworden ist.

  • Autorenportrait
    • Geraldine Brooks wurde 1955 in Sydney geboren und bereiste elf Jahre lang als Auslandskorrespondentin des "Wall Street Journal" verschiedene islamische Länder, darunter Bosnien, Somalia und den Mittleren Osten. Heute lebt sie in Virginia. Für ihre Reporta
  • Leseprobe
    • Ich kann es ebenso gut gleich zugeben: Es war keiner meiner üblichen Jobs. Ich arbeite gern allein, in meinem eigenen sauberen, stillen, gut beleuchteten Labor, wo das Klima kontrolliert und alles, was ich brauche, in Reichweite ist. Zwar habe ich mir den Ruf erworben, auch außerhalb des Labors effektiv arbeiten zu können - wenn es sein muss -, weil ein Museum zum Beispiel die Transportversicherung für ein Stück nicht bezahlen will oder ein Privatsammler nicht möchte, dass irgendjemand sonst weiß, was genau sich in seinem Besitz befindet. Auch bin ich früher schon wegen eines interessanten Jobs um die halbe Welt geflogen, aber noch nie zu einem Ort wie diesem: dem Sitzungssaal einer Bank inmitten einer Stadt, deren Bewohner erst vor fünf Minuten aufgehört haben, aufeinander zu schießen. Zunächst einmal bin ich in meinem heimischen Labor nicht von Wachen umstellt. Klar, im Museum gibt es ein paar Sicherheitsbeamte, die in aller Ruhe ihre Runden drehen, aber keinem von ihnen würde es im Traum einfallen, an meinen Arbeitsplatz vorzudringen. Ganz im Gegensatz zu hier, wo es gleich sechs waren: zwei Wachleute der Bank, zwei bosnische Polizisten, und die anderen beiden, Angehörige der UN-Friedenstruppe, die wiederum ein Auge auf die bosnischen Polizisten haben sollten. Sie alle unterhielten sich laut auf Bosnisch oder Dänisch über ihre knisternden Funkgeräte. Und als reichte das noch nicht aus, war auch der offizielle UN-Beobachter Hamish Sajjan zugegen. Der erste schottische Sikh, dem ich begegnete, sehr elegant in Harris-Tweed und mit indigoblauem Turban. Der einzige in der UNO. Ich hatte ihn bitten müssen, die Bosnier darauf hinzuweisen, dass Rauchen nicht anging in einem Raum, in dem in Kürze ein Manuskript aus dem 15. Jahrhundert eintreffen würde. Seit sie ihre Zigaretten weggesteckt hatten, waren sie noch nervöser. Auch ich wurde allmählich nervös. Wir warteten schon fast zwei Stunden. Ich hatte die Zeit so gut wie möglich ausgefüllt. Die Wachen hatten mir geholfen, den großen Konferenztisch näher ans Fenster zu rücken, um das Licht auszunützen. Ich hatte das Stereomikroskop aufgebaut und meine Werkzeuge auf dem Tisch ausgebreitet: Kameras zur Dokumentation, Sonden und Skalpelle. Die Gelatine wurde in einem Becher auf dem Heizkissen weich, und auch Weizenkleister, Leinwandfäden und Blattgold lagen bereit, daneben einige Pergamintüten für den Fall, dass ich das Glück hatte, in der Bindung irgendwelche Rückstände zu finden - es ist erstaunlich, was man über ein Buch in Erfahrung bringen kann, wenn man zum Beispiel die chemische Zusammensetzung einer Brotkrume untersucht. Ich hatte mir Kalbslederfetzen in mehreren Varianten zurechtgelegt, Roll en handgeschöpften Papiers in verschiedenen Farbtönen und Texturen sowie Styroporformen als Stützen, in die das Buch gebettet werden würde. Wenn ich es denn je in die Hände bekam. "Haben Sie eine Ahnung, wie lange wir noch warten müssen?", fragte ich Sajjan. Er zuckte die Achseln. "Ich glaube, der Vertreter des Nationalmuseums hat sich verspätet. Da das Buch Eigentum des Museums ist, darf die Bank es nur in seiner Gegenwart aus dem Tresor holen." Unruhig trat ich ans Fenster. Wir befanden uns im obersten Stockwerk der Bank, eines Bauwerks, das einer österreichischungarischen Hochzeitstorte glich, und dessen stuckverzierte Fassade wie die jedes anderen Gebäudes der Stadt mit den Pockennarben von Granaten übersät war. Als ich meine Hand auf die Scheibe legte, spürte ich die Kälte. Angeblich war es Frühling; in dem kleinen Garten neben der Eingangstür zur Bank blühten die Krokusse. Allerdings hatte es kürzlich geschneit, und aus den Kelchen der Blüten quollen Schneeflocken wie Milchschaum aus winzigen Cappuccinotassen. Zumindest war das Licht im Raum durch den Schnee gleichmäßig und hell. Perfekt zum Arbeiten, falls es überhaupt dazu kam. Nur um mich zu beschäftigen, entrollte ich einige meiner Papiere - gewalztes französisches Leinen. Ich strich mit einem Metalllineal über jedes einzeln
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