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Verräterische Bücher

Eine Verschwörung im alten China
ISBN/EAN: 9783446205895
Umbreit-Nr.: 1792670

Sprache: Deutsch
Umfang: 336 S., mit einer Karte
Format in cm: 3 x 22 x 14.8
Einband: gebundenes Buch

Erschienen am 08.08.2005
€ 24,90
(inklusive MwSt.)
Nicht lieferbar
  • Zusatztext
    • Ein Polit-Krimi aus dem alten China: Als General Yue Zhongqi einen Brief überreicht bekommt, der Yue auffordert, eine Rebellion gegen den Kaiser anzuführen, weiß er, dass er in Lebensgefahr ist. Denn allein einen solchen Brief zu besitzen kommt in China einem Todesurteil gleich. Yue bleibt nichts anderes übrig, als dem Ursprung des Briefes nachzuforschen. Damit löst er in der tiefsten Provinz eine Erschütterung aus, die noch am Kaiserhof zu spüren ist. Ein historischer Thriller, der ferne Welten und deren Menschen wieder erstehen lässt und einige Rätsel der chinesischen Kultur erklärt, die uns bis heute beschäftigen.

  • Autorenportrait
    • Homepage von Susanne Hornfeck
  • Leseprobe
    • Geschichtsschreibung lehrt uns, daß sich gelegentlich auch das Unwahrscheinliche ereignet. Der sonderbare Fall des Verräters Zeng Jing, der Kaiser, den er zu entmachten suchte, und der Text, den beide schließlich gemeinsam verfaßten, scheinen dies klar zu bestätigen. Geschichte kann außerdem zeigen, wie pragmatisch Menschen in den unmöglichsten Situationen reagieren. Auch hierzu geben Zeng Jing und sein Kaiser ein erhellendes Beispiel. Daß überhaupt ausreichende Quellen vorhanden sind, um diese speziellen historischen Momente im kaiserlichen China der zwanziger und dreißiger Jahre des 18. Jahrhunderts zu beleuchten, ist der erstaunlichen Gründlichkeit der Gelehrtenbeamten dieser letzten Dynastie zu verdanken. Sie dokumentierten - nicht selten in phantasievoller Weise -, was sich vor ihren Augen abspielte. Der Strom ihrer Berichte aus allen Teilen Chinas an den Thron spiegelt ihre Einstellung zu den Vorkommnissen in ihrem jeweiligen Einflußbereich. Gleichzeitig erforderte es die Verfahrensordnung, daß sie in ihren Berichten wortgetreu die Kommentare des Kaisers festhielten und ihm Abschriften jeglichen staatsfeindlichen Materials zukommen ließen, das ihnen in die Hände fiel. Diese für den Historiker unschätzbar wertvollen Materialien wurden über Generationen hinweg in den kaiserlichen Archiven aufbewahrt. 1912, nach dem Sturz der Qing-Dynastie, brach für diese Aktenbestände eine Zeit der Gefährdung an, und oft entkamen sie in ihren Körben nur knapp dem Schlachtgetümmel. Doch gegen Ende des 20. Jahrhunderts fanden sie in klimatisierten Bibliotheken, zum Teil in Taipei, zum Teil in Peking, einen sicheren Platz. Sie bilden die Überbleibsel der anhaltenden politischen Umwälzungen in China, wurden aber glücklicherweise nicht deren Opfer. Der Fall Zeng Jing begann 1728, und im Jahr 1776 betrachtete der Hof ihn als offiziell abgeschlossen. Doch von Anfang an war offensichtlich, daß seine Ursprünge weit in die Vergangenheit zurückreichen; zunächst bis zu den militärischen und intellektuellen Auseinandersetzungen um die Mitte des 17. Jahrhunderts, als die Ming-Dynastie den erobernden Qing weichen mußte, und weiter zurück zu den Anfängen klassischer chinesischer Philosophie und Geschichtsschreibung, also noch vor die Zeit des großen Lehrers Konfuzius. Entsprechend reichten auch die Auswirkungen dieses Falls weit über sein erklärtes Ende hinaus, nicht nur bis zum Niedergang und Fall der Qing-Dynastie im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert, sondern sogar bis in unsere Tage: 1999 veröffentlichte ein chinesischer Verlag eine Auswahl einschlägiger Dokumente des Falles, um damit das Interesse eines Publikums zufriedenzustellen, das durch eine erfolgreiche Fernsehserie über das Leben von Kaiser Yongzheng, dem Widersacher Zeng Jings, auf das Thema aufmerksam geworden war. Der Fall Zeng beschränkt sich jedoch nicht auf die Geschichte eines Kaisers und seiner Feinde; es geht dabei ebenso um Wörter und Manuskripte, in denen sich die Ereignisse manifestierten, und um Bücher, die sie einer breiten Leserschaft bekanntmachten. Vor allem aber ist es die Geschichte eines bestimmten Buches mit dem Titel Erwachen aus der Verblendung (Dayi juemi lu), das dank eines kaiserlichen Edikts zum meistgelesenen und -rezitierten Buch im China der frühen dreißiger Jahre des 18. Jahrhunderts wurde. Daher handelt mein eigenes Buch zugleich auch vom Herstellen und Verbreiten von Büchern, von Lesereisen und geschickter Eigenwerbung, von einem faszinierten Publikum und von bösartigen Kritikern. Insbesondere aber handelt es von Chinesen des 18. Jahrhunderts, die um ihre Anerkennung als Gelehrte kämpften und dazu einen Parcours von Tests und Prüfungen durchlaufen mußten; es handelt von Menschen, die gierig nach Wissen waren und sich den oft willkürlichen Entscheidungen jener zu fügen hatten, die zufällig einen höheren Rang in der Hierarchie einnahmen. Viele der von den führenden Literaten- und Beamtenkreisen als Versager Gebrandmarkten fühlten si ...
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