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Tausend kleine Schritte

Roman
ISBN/EAN: 9783492259637
Umbreit-Nr.: 1005009

Sprache: Deutsch
Umfang: 272 S.
Format in cm: 2 x 19 x 12
Einband: kartoniertes Buch

Erschienen am 01.10.2010
€ 11,00
(inklusive MwSt.)
Nicht lieferbar
  • Autorenportrait
    • Toni Jordan, geboren 1966 in Brisbane, landete mit ihrem ersten Roman 'Tausend kleine Schritte' einen internationalen Überraschungserfolg. In Australien nominiert für den Miles Franklin Award und den Barbara Jefferis Award, wurde er mit überwältigender Mehrheit als Bestes Debüt des Jahres ausgezeichnet. Auf ihren zweiten Roman 'Die schönsten Dinge' folgte 'Neun Tage', für den Toni Jordan unter anderem den Fiction Award der unabhängigen australischen Buchhändler erhielt.
  • Schlagzeile
    • 'Eine ebenso originelle wie mitreißende Liebeskomödie.' The Times
  • Leseprobe
    • Alles zählt. Eines Morgens, nicht lange nach dem Unfall, drehte ich mich auf dem Weg zur Schule an der Gartenpforte um und schaute zur Treppe zurück. Es waren nur zehn Stufen - ganz normale graue aus Stein, nicht aus Holz wie die zweiundzwanzig tückischen hinten am Haus. Die Stufen der Vordertreppe hatten schmale Streifen und dazwischen etwas grauen Sand, damit man bei schlechtem Wetter nicht ausrutschte. Aus irgendeinem Grund fand ich es falsch, sie so gedankenlos zu benutzen. Ich hatte ein schlechtes Gewissen. Kam mir undankbar vor gegenüber diesen Stufen, die mich in den acht Jahren meines bisherigen Lebens klaglos getragen hatten. Ich lief zur Treppe zurück und stieg rauf. Dann stieg ich wieder runter und zählte dabei jede Stufe einzeln. Na bitte! 10. Der Tag ging weiter, aber ich musste immer wieder an die 10 Stufen denken. Es war keine fixe Idee. Nichts, was mich vom Unterricht oder Seilspringen oder Reden abgehalten hätte, sondern eher ein leichtes Ziepen, wie bei einem losen Zahn, den man ständig mit der Zunge befühlt. Auf dem Heimweg ergab es sich fast wie von selbst, dass ich meine Schritte zählte. Ich fing beim Schultor an, dann den Trampelpfad entlang, auf dem Fußweg, über die Straße, unten am Hügel vorbei, wieder über eine Straße und den Hügel hinauf bis in unseren Garten: 2827. Ziemlich viele Schritte für eine so kurze Entfernung, aber damals war ich auch noch kleiner. Heute, da ich 1,72 m und nicht mehr 1,20 m groß bin, würde ich die Strecke gerne noch mal ablaufen, und irgendwann gelingt mir das vielleicht auch. Ich weiß nur noch, dass ich am Ende jenes ersten Tages mit einem triumphierenden Gefühl im Bett lag. Ich hatte die Dimensionen meiner Welt vermessen. Jetzt kannte ich sie, und keiner konnte sie mehr verändern; sie waren beständig. Im Gegensatz zum Wetter in Melbourne. 36 Grad und sonnig; 38 Grad, sonnig; 36 Grad, sonnig; 12 Grad und so starker Regen, dass ich auf dem Weg zum Briefkasten fast eine Gehirnerschütterung riskiere. So jedenfalls ist dieser Januar bisher gewesen. Als Kind fand ich das nahezu unzumutbar. Mit 8 Jahren begann ich die täglichen Höchst- und Tiefstwerte aus der Zeitung in eine Tabelle zu übertragen, auf der Suche nach einem Muster. Nichts. Im Laufe der Zeit wurde das Zählen zum Gerüst meines Lebens. Wenn ich gestört wurde, bemühte ich mich, die Unterbrechung möglichst unauffällig zu gestalten, um keinen Verdacht zu erregen. Abbrechen war erlaubt und kein Verstoß gegen die Regeln - Zahlen sind geduldig und warten - man durfte nur nicht vergessen, wo man war oder einen Schritt zu viel machen. Auf alle Fälle durfte man sich nicht verzählen, denn sonst musste man von vorn anfangen. Schwierig war nur, das Zucken der Finger zu verhindern. 'Grace, warum bewegst du die Finger so komisch?' 'Wie komisch?' Schon damals spürte ich, dass Zählen nicht zu den Dingen gehörte, über die ich mit anderen reden sollte, obwohl ich erst acht war. Die Zahlen waren ein Geheimnis, das nur mir gehörte. Manche Kinder wussten nicht mal, wie breit die Schule oder ihr Haus war, geschweige denn die Zahl der Buchstaben in ihrem Namen. Ich bin eine 19: Grace Lisa Vandenburg; Jill eine 20: Jill Stella Vandenburg, einer mehr als bei mir, obwohl sie drei Jahre jünger ist. Meine Mutter ist eine 23: Marjorie Anne Vandenburg. Mein Vater war auch eine 19: James Clay Vandenburg. Plötzlich sah ich überall Zehner. Warum endete fast alles mit Nullen? Über die Straße gehen: 30 Schritte. Vom vorderen Gartenzaun zum Lebensmittelladen: 870 Schritte. War es möglich, dass ich meine Zählerei unbewusst dezimalisierte? Blieb ich an der Fußmatte des Ladens stehen statt an der Tür, nur damit ich am Ende eine Null bekam? Nullen, Zehner. Finger, Zehen. Wir benennen die Zahlen in Blöcken. Eines Tages lernten wir im Matheunterricht Auf- und Abrunden, also eine Zahl in die nächste, durch 10 teilbare zu verwandeln. Ich fragte Mrs. Doyle, ob man nicht auch die nächste durch 7 teilbare Zahl nehmen könne. Sie wusste nicht, was ich dami
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