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Der Fluch der bösen Tat

Roman
ISBN/EAN: 9783552051621
Umbreit-Nr.: 240651

Sprache: Deutsch
Umfang: 344 S.
Format in cm: 3 x 21 x 13
Einband: gebundenes Buch

Erschienen am 30.07.2001
€ 19,90
(inklusive MwSt.)
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    • Tagesen zog an seinem Schnurrbart und lachte. Er sah jung aus, wenn das schiefe Grinsen über sein Gesicht ging. Lise fand ihn sehr ansprechend und war froh, ihn als Verbündeten zu haben. Bündnisse sind wichtig in einem Zeitungshaus. Mit Tagesen war sie das richtige eingegangen. Sie hatte sich an ihm orientiert, als er Redaktionschef bei der Konkurrenz gewesen war, und war ihm ohne Zögern zur Politiken gefolgt. Natürlich war ihre Karriere dadurch auch in gewisser Weise an seine gebunden. "Nun setz dich doch, Lise", sagte er. Lise entfernte einen Haufen Zeitungen von einem Stuhl und setzte sich. Tagesen setzte sich hinter seinen Schreibtisch und hantierte mit einem Kugelschreiber. Er hatte auch aufgehört zu rauchen. Dafür fummelte er an allem herum, an Brieföffnern, Bleistiften, Kugelschreibern, und knickte Eselsohren in Papierbogen. "Hör zu! Ich hab hier die Geschichte deines Lebens für dich. Sara Santanda will aus der barbarischen Dunkelheit heraus. Hinaus an die Öffentlichkeit. Ans Licht!" Lise spürte Freude aufkommen, das schwindelnde Gefühl von etwas Großem. Sie wußte, was kommen würde. "Ja, Lise. Sie kommt nach Dänemark. Eingeladen von uns. Präsentiert von uns. An der Hand geführt von uns. Beschrieben und bewundert von uns!" "Aber ich habe gerade erst heute morgen. in den Nachrichten. Iran hat eben." "Das Todesurteil. Erhöhung des Kopfgelds. Ich weiß, ich weiß, aber Sara will sich nicht mehr mit diesem Schicksal abfinden, ständig im Untergrund zu leben. Sie will raus!" Lise mußte aufstehen. Sie trat ans Fenster und schaute auf den Platz. Die Fußgänger schlängelten sich an aufgetürmten Pflastersteinen vorbei. Die nackten braunen Arme und die Beine in kurzen Hosen waren auch heute wieder vorherrschend. "Warum wir? Warum Dänemark?" sagte sie dann. Tagesen fing an, einen Zettel in Fetzen zu reißen. "Dänemark ist ein friedliches Land. Wir haben keinen Terrorismus." "Wir sind nicht sehr groß." "Die Geschichte hier wird trotzdem um die Welt gehen." "Aber warum Politiken?" "Also, in aller Bescheidenheit, für Rushdie haben wir eine Menge getan. Ich habe. Für die Kurden. Wir sind eine aktivistische Zeitung. Außerdem habe ich Sara Santanda durch gewisse Beziehungen mehrmals getroffen. und du hast sie ja ein paar Mal interviewt. Sie hat sich an dich erinnert. Und dann ist da noch die Kleinigkeit, daß du die Vorsitzende des dänischen PEN bist. Der arrangiert das und wir. Aber vor allem wir, nicht? Sie freut sich, dich wiederzusehen." "Wo ist sie jetzt? Hat sie England verlassen?" "Sie versteckt sich immer noch irgendwo in London. Sie hat die Nase voll, wie im Gefängnis zu leben. Sie will in die Freiheit. Sie möchte auch gern ein paar bürgerliche Worte zum sogenannten kritischen Dialog mit Iran sagen, den unsere Regierung da unten in Brüssel pusht." "Keine Ansprachen, Tagesen", sagte sie. "Nein, das kommt später", sagte er zufrieden. "Wann kommt sie?" "In einem knappen Monat." Lise setzte sich wieder. Sie konnte sich die Komplikationen vorstellen. Für die Vorbereitung war nicht lange Zeit. Es gab zwei Dinge zu bedenken. Tagesen und wahrscheinlich auch Sara wünschten größtmögliche Öffentlichkeit. Das war an und für sich der Sinn und Zweck ihres Entschlusses, aus ihrem Versteck zu kommen. Die Sicherheitsleute vom Polizeilichen Nachrichtendienst und von der Kopenhagener Polizei würden größtmögliche Geheimhaltung und Isolation verlangen. Das würde ihre Arbeit erleichtern. Sie kannte sie noch vom Rushdie-Besuch. Sie waren steif, aber sehr professionell. Und sie wollten nichts riskieren. Sie nahmen ihre Arbeit sehr ernst. Sie ben
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