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Das gekaufte Herz

Zur Kommerzialisierung der Gefühle, Campus Bibliothek
ISBN/EAN: 9783593380124
Umbreit-Nr.: 1642606

Sprache: Deutsch
Umfang: 230 S.
Format in cm: 1.5 x 21.3 x 14
Einband: Paperback

Erschienen am 15.08.2006
Auflage: 2/2006
€ 24,95
(inklusive MwSt.)
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  • Zusatztext
    • Kontrolle und Regulierung der eigenen Gefühle werden sowohl im Privatleben als auch im modernen Arbeitsleben immer wichtiger. Vor allem im Dienstleistungssektor und im sozialen Bereich, wo bevorzugt Frauen arbeiten, sind viele Menschen gezwungen, ihre Gefühle fortwährend zu zensieren. In ihrem Buch zur Kommerzialisierung der Gefühle, erstmals 1983 in englischer Sprache erschienen, schildert Arlie Russell Hochschild sehr anschaulich, wie das 'Gefühlsmanagement' die menschliche Psyche beeinflusst und wie dabei Herz und Verstand zusammenwirken. Ihr Buch ist ein grundlegender Beitrag zu einer soziologischen Theorie der Gefühle und gibt darüber hinaus spannende Einblicke in die privaten und beruflichen 'Gefühlsstrategien', die eigenen wie die der anderen.

  • Autorenportrait
    • Arlie Russell Hochschild ist Professorin für Soziologie an der University of California in Berkeley.
  • Schlagzeile
    • Campus Bibliothek
  • Leseprobe
    • Vorwort zur deutschen Neuausgabe Was empfinden wir? Was sollten wir empfinden? Wie wirken wir auf unsere Gefühle ein, damit sie den von uns gewünschten Gefühlen besser entsprechen? Welche Kämpfe spielen sich zwischen unserem kontrollierten und unkontrollierten Selbst ab? Das sind die Kernfragen, die diesem Buch über Flugbegleiterinnen und Inkassoangestellten zugrunde liegen. Sie erscheinen mir heute, dreißig Jahre nach seiner Entstehung, noch drängender als damals. Wir leben in einer zunehmend kommerzialisierten Welt. In den Vereinigten Staaten und in geringerem Ausmaß auch in Deutschland und im übrigen Europa sind Familien zerbrechlicher geworden und lokale Gemeinschaften haben an Lebenskraft verloren. Wie Robert Putnam in Bowling Alone gezeigt hat, ist die Wahlbeteiligung der Amerikaner an nationalen wie kommunalen Wahlen in den vergangenen dreißig Jahren zurückgegangen. Immer weniger Menschen engagieren sich ehrenamtlich an ihrem Wohnort. Sie verbringen sogar weniger Zeit mit ihren Freunden. Immer weniger Menschen spielen ein Musikinstrument und die Zeit für gemeinsame Gespräche zu Hause ist deutlich zurückgegangen. Dagegen hat der Fernsehkonsum und die in Einkaufszentren verbrachte Zeit zugenommen. Die Menschen wenden sich dem Markt zu. Familie und Gemeinschaft - von Jürgen Habermas seinerzeit als Lebenswelt bezeichnet - sind geschrumpft und haben ein kulturelles Vakuum erzeugt, in das die Welt der Systeme, und hier vor allem der Markt, immer stärker eindringen. Wirtschaftliche Entwicklungstrends, darunter verlängerte Wochenarbeitszeiten und unregelmäßige Arbeitsrhythmen, beeinträchtigen das häusliche Leben. Dessen Verödung führt mitunter zu einer nostalgischen Sehnsucht nach der Familie von einst oder weckt einfach den Wunsch nach einem glücklicheren Leben. Vor diesem Hintergrund bieten Dienstleister und die Werbung den Menschen an, sich das Familienleben, das ihnen erst geraubt wurde, Stück für Stück wieder zurückzukaufen. Neue Angebote werben damit, den idealen Lebensgefährten zu finden, eine Traumhochzeit zu arrangieren, den perfekten Kindergeburtstag auszurichten oder die älteren Angehörigen zu besuchen und zu betreuen. Was der Markt den Menschen durch lange Arbeitszeiten entzieht, bietet er ihnen nun als bezahlte Dienstleistung. Viele Familiendienstleistungen werben mit dem Versprechen gewonnener Zeit, in der man endlich das tun könne, was man wirklich möchte. Sie stellen mehr qualitatitve Zeit in Aussicht, während sie von zeitfressenden Aufgaben, also von quantitativer Zeit, zu entlasten versprechen. Paradoxerweise werben einige Anbieter aber gerade mit der Übernahme qualitativer Tätigkeiten. In einer Annonce zur Haustierbetreuung bietet der Inserent dem Kunden an, der Katze oder dem Hund qualitative Zeit zu widmen. Eine andere Anzeige bietet qualitative Zeit für ältere Familienangehörige. Ein kürzlich vom San Francisco Chronicle finanziell unterstütztes "Miet-Dir-eine-Großmutter"-Programm vermittelt gegen ein entsprechendes Honorar jungen Frauen unterschiedlicher ethnischer Herkunft (aus den Philippinen, Mexiko, Italien), die nur wenig über die Küche ihrer Herkunftsländer wissen, sozusagen Ersatzgroßmütter, die sie beim Einkauf beraten und ihnen beibringen, wie man die typischen regionalen Gerichte zubereitet. Derartige Anzeigen sind noch Randerscheinungen im amerikanischen Alltag, aber sie berühren viele von uns in merkwürdiger Weise oder machen uns traurig - es sei denn, man ist bereits der Marktlogik verfallen. Als ich einer Bekannten erzählte, dass ich gerade Lebensberater befrage, die Menschen dabei unterstützen, ein bestimmtes Ziel zu erreichen, antwortete sie: "Das ist doch lächerlich. Dafür sind doch Freunde da!" Aber dann fragte sie mich: "Wie war doch gleich die Telefonnummer?" Die Marktlogik erzeugt eine neue Sichtweise auf das Leben. Man kann sich immer mehr Lebensbereiche vorstellen, die von anderen Menschen erledigt werden können. Jemand anderes kann dafür bezahlt werden, das Fotoalbum der Fami
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