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Die Küste von Akron

Roman
ISBN/EAN: 9783630620893
Umbreit-Nr.: 1609846

Sprache: Deutsch
Umfang: 589 S.
Format in cm: 3.1 x 18.8 x 12.1
Einband: kartoniertes Buch

Erschienen am 04.09.2006
€ 10,00
(inklusive MwSt.)
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  • Kurztext
    • "Eine überschäumende, abgedrehte Geschichte vom Niedergang einer exzentrischen Familie ? Und doch ist es merkwürdigerweise nicht in erster Linie der närrische Plot, der am meisten Spaß macht. Nein, für das Feuerwerk sind Millers enormer Witz und ihre sprachliche Kreativität verantwortlich." The New York Times Book Review

  • Autorenportrait
    • Adrienne Miller wurde 1972 in Columbus, Ohio, geboren und wuchs in der Nähe von Akron auf. Seit 1994 lebt sie in New York und arbeitet seit 1997 als leitende Literaturredakteurin für das Magazin Esquire. "Die Küste von Akron" ist Adrienne Millers erster R
  • Leseprobe
    • Wyatts Brille saß schon wieder schief. Merit wusch sich die Hände in der Spüle, schüttelte sie aus und machte dann drei entschlossene Schritte auf ihn zu. Sie nahm ihm die Brille ab. Wyatt war gerade vom Rasenmähen reingekommen. Er lächelte. Sie lächelte. Merit und Wyatt waren jetzt seit fünf Jahren verheiratet. Merit hielt die Brille gegen die Deckenlampe. Irgendwie hing jede Brille, die Wyatt trug, binnen kürzester Zeit schräg vor seinen Augen. All die Jahre, die sie jetzt Brillen geraderückte (drei verschiedene Exemplare), hatten Merit auf den Gedanken gebracht - den sie leider auch schon mehrmals ausgesprochen hatte -, daß ja vielleicht seine Ohren schief eingehängt waren, nur so ein bißchen. Wyatt trug eine lange Hose (Mücken!), obwohl es August war und jetzt, um sieben Uhr abends, noch zweiunddreißig Grad warm. Vergangene Woche hatte er eine UV-Mückenfalle aufgebaut. Ein Ventilator zog die Mücken in 'die Einheit' (Wyatts Ausdruck) und dort in einen Wasserbehälter. Er hatte die schlaue Idee gehabt, noch ein paar Tröpfchen Seife ins Wasser zu geben, was, wie er erklärte, die Oberflächenspannung herabsetzte. Nach Merits Auffassung funktionierte die Einheit nicht gerade großartig, deswegen versuchte Wyatt jetzt aus Gründen, die Merit unklar waren, Kohlendioxyd zu produzieren. Merit war sich nicht ganz sicher, wie man Kohlendioxyd eigentlich produziert oder was es mit Mücken zu tun hatte; die Vorstellung, Tiere umzubringen, selbst Insekten, mißfiel ihr, also fragte sie nicht nach. Wyatt beugte sich über die Spüle und wusch sich die Hände mit Spülmittel. Merit hatte Muße, seine Rückseite zu begutachten. War sein Hintern tatsächlich zusammengekniffen, oder sah es nur so aus? War ihr nie wirklich klar geworden. Wyatt konnte pfeifen, was Merit nicht konnte, aber er sang so durchweg grauenvoll wie Merit. Im Gegensatz zu ihr allerdings war er sich seines mangelnden Talents nicht bewußt. Seine derzeitigen Favoriten, unüberhörbar im ganzen Haus, waren 'Band on the Run' und 'Lady'. Wenn Merit Wyatt je sagen würde, wie miserabel seine Singstimme war, würde er unter Garantie in sein Arbeitszimmer verschwinden, womöglich für Stunden, und wahrscheinlich den Rest des Tages nicht mehr mit ihr sprechen. Sie wußte, daß sie in der Lage war, Wyatt zu verletzen. Sie wußte, daß sie ihn mehr verletzen konnte als er sie. Zum Muttertag dieses Jahr hatte ihr Wyatt ein Mousepad in Form eines kleinen Perserteppichs gekauft (wie sich auf Merits Erkundungstour zum Geschenkshop Alfredo & Me in der Mall herausstellte, hatte es bemerkenswerte fünfundvierzig Dollar gekostet), und zwei Packungen Papierservietten, mit einem ganzen Wald rostig grüner Dreiecke darauf, die entweder Tannenbäume oder Segelboote darstellen sollten. Merit hatte sich gefragt, warum er ihr überhaupt Geschenke zum Muttertag machte. Aber sie hatte nichts weiter dazu gesagt. Wyatt reparierte Sachen. Wyatt baute Sachen. Sein Motto (denn Merits Gatte war ein Mann, der tatsächlich ein Motto hatte) lautete: 'Wir vertrauen auf Gott. Alle anderen brauchen Daten.' Eines von Wyatts 'persönlichen Zielen' (denn Wyatt war im Gegensatz zu Merit jemand, der persönliche Ziele hatte) war es, binnen zwei Jahren ein Haus zu haben, dessen gesamte Beleuchtung von Sensoren gesteuert wurde. Diesen Traum nannte er das Intelligente Haus. Merit hatte keine Ahnung, ob dieser Begriff aus irgendeinem Fachblatt stammte, aber sie wußte, daß er sie ebenso provozierte wie Worte in der Art von Würze, Schorf, Freizeithosen oder Zierdeckchen. Die Deckenlampe im oberen Flur war der erste Schritt in Richtung Intelligentes Haus gewesen, obwohl die Bewegungssensoren dort nicht gerade das waren, was man narrensicher nennen würde. Manchmal nachts, wenn Merit im Bett lag, konnte sie hören, wie Wyatt draußen im stockdunklen Korridor fluchte: 'Verdammte Scheiße, Wyatt!' (nachdem er sich den Zeh angestoßen hatte), und manchmal ertappte sie sich bei dem Gedanken, das entstehende Int ...
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