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Hunting Game

Kings of Diabolo 3
ISBN/EAN: 9783689080075
Umbreit-Nr.: 2943184

Sprache: Deutsch
Umfang: 456 S.
Format in cm:
Einband: kartoniertes Buch
Lesealter: 16-99 J.

Erschienen am 21.03.2024
Auflage: 1/2024
€ 16,90
(inklusive MwSt.)
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  • Zusatztext
    • Ich bin immer nur weggelaufen. Bis zu dem Moment, als ich es nicht mehr konnte. Als ich sie traf. Den Psycho und den Good Guy. Welch absurde Bezeichnung. Ihretwegen musste ich eine Entscheidung treffen. Ich habe es getan. Es war nicht leicht und ich glaube nicht, dass man es jemals "da raus schafft". Aber ich bin auf einem guten Weg. Weil ich meinen eigenen Weg gefunden habe. Mit ihm. Oder vielleicht sogar mit ihnen?

  • Leseprobe
    • EINS STELLA Gedankenversunken hebe ich meinen Hintern leicht an und versuche ein paar der Steinchen darunter wegzuschieben. Nicht unbedingt leicht, wenn man auf einem Felsen sitzt. Seufzend wische ich mir die Haare aus dem Gesicht. Dabei starre ich über den See. Normalerweise kann man von hier aus bis nach Schlehdorf sehen. Heute nicht. Dichter Nebel hüllt den See ein. Wie eine Wolke aus Zuckerwatte, die in einem hübschen Restaurant auf dem Sektglas liegt. Nicht, dass ich jemals in einem davon gewesen wäre. Aber ich habe Videos davon gesehen. Aber genau wie auf den Videos, wird auch diese Wolke sich bald auflösen.Dann werden die Touristen aus ihren Löchern kriechen, die Eltern ihren nervigen Kindern hinterherrennen und die selbsternannten Spitzensportler ihre peinlichen Trikots aus dem Schrank zerren. Bei dem Gedanken rutscht mir ein leises Stöhnen heraus.Ich hasse Menschen. Das ist nicht nur eine Floskel. Nein, ich mag sie schlichtweg nicht. Wenn es nach mir gehen würde, wäre ich vollkommen bereit, in eine virtuelle Welt zu wechseln. Oder zumindest ins Home Office. Bedauerlicherweise scheint die Information, dass man durchaus aus der Ferne arbeiten kann, meinen Chef noch nicht erreicht zu haben. Ehemaligen Chef, korrigiere ich mich selbst. Ein wehmütiges Gefühl breitet sich in meinem Magen aus. Zugegebenermaßen war nicht alles daran schlecht. Den Garten, der zu dem Architekturbüro gehört hat, habe ich immer gern besucht. Die frischen Zutaten in der Mittagspause zum Kochen zu verwenden, war ein absoluter Luxus. Das ist mir bewusst. Auf die Kollegen hätte ich verzichten können. Falsche Schlangen, die sich das Maul zerreißen, sobald man sich herumdreht. Einen Sohn vom Chef, der jünger ist als ich und regelmäßig in einer Art Bademantel erscheint - wir sind ja so weltoffen. Oder der dicke Typ aus Etage drei, der mir jeden Morgen auf den Arsch glotzt. Wie gesagt, ich könnte darauf verzichten. Aber sind wir einmal realistisch. Ich hätte nie gekündigt. Nicht nur, weil ich ein fürstliches Gehalt bekomme und den halben Tag auf Pinterest verbringen kann. Genau genommen bin ich schlichtweg zu faul, mir etwas Neues zu suchen. Wäre zu faul gewesen. Ich atme die kühle Morgenluft tief ein. Dann reibe ich mit den eisigen Fingern über mein Gesicht. Letzten Endes war es keiner der Punkte, die dafür gesorgt haben, dass ich nicht mehr bei Kotterböck - Architekturbüro arbeite. Vielleicht haben sie mich aus Finanzgründen hinausgeworfen. Oder sie wollten mir die Möglichkeit geben, mich weiterzuentwickeln. Wäre möglich.Vielleicht lag es aber auch daran, dass sie keine Geisteskranke angestellt haben wollten. Ich zucke angespannt mit den Schultern. Wer weiß das schon?Man könnte meinen, ich. Allerdings gab es weder ein Abschiedsgespräch noch ein Telefonat noch eine Begründung. Lediglich ein formelles Schreiben, welches mir einen Tag vor meinem Geburtstag zugestellt wurde.Dieser Arsch. Er weiß, wie man die Festtagsstimmung vermiesen kann. Nicht, dass ich mit jemandem gefeiert hätte. Dafür bräuchte man Freunde, die freiwillig mit einem Zeit verbringen wollen. Oder eine Familie, die zwangsweise dazu verdonnert ist. Und wenn auch nur, um den guten Ton zu wahren.'Hey.'Ich ignoriere die Stimme. Stattdessen kralle ich die Finger in den Felsen. Es war eine miese Aktion. Und sein Kündigung zum nächstmöglichen Zeitpunkt, hilfsweise zum 31.12. kann er sich sonst wohin schmieren. Was war dabei seine Erwartungshaltung? Dass ich eine Antwort zurückschreibe? Etwas in Richtung: Vielen Dank für die freundliche Zusendung meiner Kündigung. Gern verzichte ich auf die letzten drei Gehälter und bin stattdessen lieber arbeitslos. Liebste Grüße Stella Hardin. 'Ich bin Aiden.' Die erneute Ansprache lässt mich tief einatmen. Wo war ich? Ach ja, letzten Endes war ich einfach zu cool für diese Idioten. 'Und du?' Missmutig hebe ich eine Augenbraue. Im Augenwinkel fällt mir ein leichter Schatten auf, der von der untergehenden Sonne in die Länge gezogen wird. 'Will meine Ruhe', antworte ich schließlich genervt. Was man sich durchaus aufgrund meines Desinteresses hätte denken können.'Schön.' Der Typ klingt amüsiert. Ein paar Zweige knirschen, als er scheinbar näherkommt. Sofort geht mein Herzschlag schneller. Wer auch immer das ist, ich will ihn nicht kennenlernen. Ich will ihn nicht sprechen und ich will ihn auch nicht ansehen. Okay, ansehen will ich ihn. Am liebsten aus der Ferne und heimlich. Schließlich hasse ich es, nicht zu wissen, wie ein Gesprächspartner aussieht.Andererseits möchte ich mit dem Typen nicht einmal ein Gespräch führen. Also was soll´s.Inzwischen hat er sich neben mich auf den Felsen gesetzt. Ich starre währenddessen weiter auf den dichten Nebel und die dunklen Wolken, welche immer weiter in meine Richtung ziehen. Vermutlich wäre dies der perfekte Zeitpunkt, um aufzustehen, bevor ich von dem mit Sicherheit bald aufziehendem Regenguss nass werde. Allerdings will ich nicht, dass der Typ denkt, ich wäre seinetwegen gegangen. 'Ich mag den Nebel.' Wieder so ein sinnloser, ins Nichts gesagter Spruch. Was denkt er sich dabei? 'Und ich mag die Stille', erwidere ich deshalb abweisend. 'Ich nicht. Ist mir zu still.' Seine Stimme klingt heiter und aufgeweckt. Trotzdem hat sie diesen gewissen dunklen Klang an sich, der hart an meinem Entschluss, mich nicht zu ihm umzudrehen, kratzt. Er erinnert mich an etwas, auch wenn ich nicht zuordnen kann, woran. Dieser Gedanke treibt mich beinah in den Wahnsinn. Kenne ich ihn? Ja? Aber woher? Oder ist er einer der Menschen, die in der Masse untergehen, bei denen man aber immer denkt, sie schon einmal gesehen zu haben? Wobei ich ihn noch nicht einmal angesehen habe. Lediglich seine Stimme  'Ich wüsste gern, warum Koalas so dumm sind.' Mein Kopf zuckt. Zugegeben, er hätte mich beinah erwischt. Mit seinen sinnlosen Themen hat er mich tatsächlich für einen Moment aus meiner Starre gerissen. Als Zeichen meiner Anerkennung erweise ich mich gnädig und antworte ihm. 'Sie brauchen vier Mägen und hatten deshalb kein Platz mehr fürs Gehirn und ich bin nicht interessiert.' Den letzten Teil schiebe ich hinterher, um endgültige Zweifel zu beseitigen. 'An Koalas?' Ich seufze leise. 'An dir.' Inzwischen fällt es mir immer schwerer ihn nicht anzustarren. 'Hm. Interessant, dass du darüber nachdenkst, aber ich weiß nicht, was ich davon halten soll.' 'Was?', frage ich überrumpelt. 'Davon, dass eine völlig Fremde, sich neben mich setzt und darüber nachdenkt, wie interessiert sie an mir ist.' Sprachlos drehe ich ihm das Gesicht zu. Es geht nicht anders. 'Gott  Ist das dein verdammter Ernst?' 'Kein Gott. Aiden reicht.' Zum ersten Mal seit einigen Minuten sehe ich den Mann an. Eins steht fest. Ich habe ihn noch nie in meinem Leben gesehen. Aber er ist mit Sicherheit keiner, der in der Masse untergeht. Stumm schließe ich meinen geöffneten Mund und versuche ihn nicht anzustarren. Er ist ein ganz normaler Mann. Trotzdem lässt mich etwas an seinem Gesicht neugierig werden.Vielleicht sind es die süßen Grübchen, die selbst bei seinem neutralen Gesichtsausdruck zu sehen sind. Oder es ist dieser offene Gesichtsausdruck, der mich dazu bringen will, ihm all meine Geheimnisse anzuvertrauen. Oder es sind die wuscheligen, hellbraunen Haare, welche in mir das Bedürfnis wecken, meine Finger hineinzuschieben.Er sieht hübsch aus, wie ich mir selbst eingestehe. 'Fangen wir nochmal von vorn an. Ich bin Aiden.' Er streckt mir die Hand entgegen. Überrumpelt ergreife ich sie. Wie jeder normale Mensch will ich meine Finger binnen weniger Sekunden wieder aus seinen lösen. Aiden hält meine Hand fest, streicht mit dem Daumen darüber und sieht mich aus strahlend grünen Augen an. 'Anständige Menschen würden sich nun ebenfalls vorstellen.' 'Ich bin nicht anständig.' Beinah unmittelbar nach meinen Worten erröte ich. Noch ehe ich zurückrudern kann, schmunzelt er.Tiefe Grübchen erscheinen auf seinen Wangen. Er spielt kurz mit seiner Lippe. Dann beugt er sich mir entgegen. '...
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