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Montagsdemonstrationen

Vom Protest zur Friedlichen Revolution 1989/90, Wissensreihe im Auftrag der Gesellschaft zur Erforschung der Demokratie-Geschichte 3
ISBN/EAN: 9783737402972
Umbreit-Nr.: 7671601

Sprache: Deutsch
Umfang: 184 S.
Format in cm: 2 x 20.5 x 13
Einband: gebundenes Buch

Erschienen am 20.04.2023
Auflage: 1/2023
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  • Zusatztext
    • Die Montagsdemonstrationen der Friedlichen Revolution 1989/90 waren ein zentraler Schritt auf dem Weg zum geeinten Deutschland. Sie gehören wie die anderen meist gewaltarm verlaufenden Revolutionen des ehemaligen Ostblocks untrennbar zur Demokratiegeschichte Europas. Die Montagsdemonstrationen wurden zum Vorbild für weitere Straßenproteste, von denen jene in Leipzig prägend waren. Ging es den Teilnehmenden zunächst um Reformen, dominierte später die Forderung nach der Deutschen Einheit. Die erste Massenbeteiligung geschah bei der Demonstration am 9. Oktober 1989, an der über 70 000 Menschen teilnahmen und die entscheidend zur Wende beitrug, weil die befürchtete gewaltsame Reaktion ausblieb.Mehr als 30 Jahre später versuchen heute unter anderem Rechtsradikale, das Erbe der Montagsdemonstrationen für sich zu vereinnahmen. Indem der Autor die historische Parole und das historische Geschehen in ein korrektes Licht rückt, bietet er als persönlich Beteiligter in einer kompakten Darstellung einen umfassenden Einblick in jene Ereignisse, die nicht nur Ostdeutschland tief verändert haben und bis heute prägen.

  • Autorenportrait
    • Rainer Eckert ist Historiker und Politikwissenschaftler. Von 1997 bis 2015 war er Leiter des Zeitgeschichtlichen Forums Leipzig. Seine Forschungsschwerpunkte sind die Geschichte des Nationalsozialismus sowie der Repression, der Opposition und des Widerstandes in der DDR, die Geschichte der Friedlichen Revolution und Probleme der Geschichtspolitik.
  • Leseprobe
    • Gleichzeitig war im Herbst 1989 der Zeitpunkt gekommen, an dem nach durchgeführten Reformen der Weiterbestand einer demokratisierten DDR möglich zu sein schien. Das war ein Irrtum und der endgültige Niedergang dieser Diktatur, ihr 'Aus', stand auf der Tagesordnung. Immer mehr Menschen gingen im Laufe des Septembers und Anfang Oktober mit ihren Protesten auf die Straßen und viele organisierten sich in oppositionellen Bürgerbewegungen und Parteien. Besondere Bedeutung erlangten dabei das 'Neue Forum', dessen Zulassung am 19. September beantragt wurde, und die am 7. Oktober gegründete Sozialdemokratische Partei in der DDR, deren Gründung den Behörden nur noch mitgeteilt wurde, und die die Diktatur am konsequentesten ablehnte. Insgesamt waren es etwa eine Millionen, vielleicht auch 1,5 Millionen, Ostdeutsche, die sich aktiv in unterschiedlicher Form an der Revolution beteiligte. Die Mehrheit wartete ab, andere lehnten die Proteste auch ab. Nicht nur Bürgerrechtler fürchteten nach dem Massaker in Peking lange, dass die SED zur Machterhaltung auch gewaltsam vorgehen würde. Auf Gewalt gegen die Straßendemonstrationen verzichtete die SED-Führung endgültig erst nach der Demonstration mit weit über 70 000 Menschen am 9. Oktober 1989 in Leipzig. Nach dem Sturz der Berliner Mauer am 9. November fluteten Millionen in den Westen. Diese Mehrheit der Ostdeutschen besiegelte durch ihre Stimmen für Parteien, die auf eine schnelle Wiedervereinigung setzten, auch das Ende der DDR in der ersten freien Volkskammerwahl am 18. März 1990. Die Geschichte der DDR prägten immer auch die Abhängigkeit von der sowjetischen Hegemonialmacht und die Situation in einem geteilten Land. So mussten die Herrschenden stets beachten, dass sich die Mehrheit der Ostdeutschen an der Bundesrepublik orientierte. Dazu kam, dass Millionen Menschen das Land verließen oder dies planten. In den Jahren vor 1989 verstärkte sich schließlich die wirtschaftliche Abhängigkeit vom anderen deutschen Staat. Die Westdeutschen verloren dagegen in ihrer Mehrzahl ihr Interesse an Ostdeutschland und gaben eine Wiedervereinigung zunehmend auf. Der Grundlagenvertrag vom Dezember 1972 hatte grundsätzlich die Beziehungen geregelt, bedeutete aber keine völkerrechtliche Anerkennung der DDR. Trotzdem sah sich die DDR als eigenständiger deutscher Staat, während die Bundesrepublik am Wiedervereinigungsgebot des Grundgesetzes festhielt. Daran änderte auch der Besuch Honeckers in der Bundesrepublik im Jahr 1987 nichts. Die zunehmende Destabilisierung der DDR, die Massenflucht des Sommers 1989 und die an Kraft gewinnenden Demonstrationen überraschten die politischen Eliten in Bonn. Trotzdem stand eine Wiedervereinigung für sie nicht auf der Tagesordnung, vielmehr ging es um die Bewältigung dieser Flucht und um die Ausreise der Flüchtlinge in den bundesdeutschen Botschaften. Kontakte zur Bürgerbewegung suchten nur wenige bundesdeutsche Politiker. Die westlichen Massenmedien registrierten die Ereignisse jedoch aufmerksam und informierten auch die Ostdeutschen darüber. Grundlegend änderte sich die Situation erst nach dem Sturz der Berliner Mauer und den jetzt immer lauter werdenden Forderungen nach der Wiedervereinigung. Bundeskanzler Helmut Kohl reagierte im Deutschen Bundestag am 28. November mit dem Zehn-Punkte-Plan zur Schaffung von 'konföderativen Strukturen' mit der DDR. Endgültig begriff er am 19. Dezember bei seiner Rede vor der Ruine der Dresdner Frauenkirche, dass die deutsche Einheit nahen könnte. Diese verwirklichten die Deutschen nach den Volkskammerwahlen am 18. März in der DDR schließlich am 3. Oktober 1990.
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