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Sich den Durst aneignen

Reise in die Welt der Sufis
ISBN/EAN: 9783737407762
Umbreit-Nr.: 7671649

Sprache: Deutsch
Umfang: 208 S., 70 Farbfotos
Format in cm: 2.4 x 24.4 x 17.6
Einband: gebundenes Buch

Erschienen am 22.03.2023
€ 29,90
(inklusive MwSt.)
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  • Zusatztext
    • Von den Prachtbauten Andalusiens über anatolische Steppen bis in die Höfe pakistanischer Heiligenschreine - der Sufismus, die Mystik des Islam, ist in einem weiten geografischen Raum beheimatet. Marian Brehmer reiste über Jahre ins Herz der Sufi-Kultur und ergründete dabei eine mystische Tradition, die wenig gemein hat mit dem undifferenzierten Islam-Bild, das unsere Berichterstattung bestimmt. Die Fotografien in diesem Buch stammen aus vier Kernregionen der Sufis: Anatolien, Persien und Südasien sowie Andalusien und Marokko. Sie zeugen von einer länderübergreifenden Spiritualität, die trotz aller politischen Herausforderungen lebendig geblieben ist. Anhand der zeitlosen Texte von Heiligen, Philosophen und Derwischen - viele davon zum ersten Mal ins Deutsche übertragen - taucht der Leser in Gedanken ein, die auch für uns im Westen hochrelevant sind. Die Sufis erinnern uns daran, den Frieden in unserem Inneren zu suchen und so die Grundlage für Frieden im Außen zu schaffen. In einer Welt, die von Unsicherheit und Spaltung geprägt ist, ist diese Botschaft umso bedeutsamer.

  • Autorenportrait
    • Marian Brehmer hat Iranistik und persische Literatur in Berlin, Teheran und Istanbul studiert. Er arbeitet seit zwölf Jahren als freier Autor mit Schwerpunkt auf Kultur und Mystik der islamischen Welt und schreibt unter anderem für FAZ, NZZ, SZ und Guardian. Seit 2018 leitet er Studienreisen durch die Türkei in den Spuren der Sufis. Er lebt in Istanbul und spricht fließend Türkisch und Persisch.
  • Leseprobe
    • Die Fähre von Besiktas nach Üsküdar nimmt den kürzesten Weg über den Bosporus. Nach nur zehn Minuten betritt der Passagier asiatischen Boden. Der Ruf zum Nachmittagsgebet ertönt, zunächst aus der Mihrimah-Moschee - entworfen von Mimar Sinan, dem 'Michelangelo der Osmanen' - und dann aus der Valide-Sultan-Moschee gut zweihundert Meter gegenüber. 'Auf zum Gebet, auf zur Seligkeit!' - im wechselnden Ruf-und-Antwort-Spiel singen sich die Muezzine der zwei Prachtmoscheen die liturgischen Zeilen zu. Für ein paar Minuten legt sich der melodische Singsang des Ezan über das Verkehrsbrummen an der Uferpromenade. Dann stoßen die Gebetsrufer der kleineren Moscheen hinzu. Es sind vielleicht ein Dutzend Stimmen, aber so genau ist das nicht auszumachen. Der Ezan entfaltet sich in Üsküdar zu einer gewaltigen Kakophonie, eine Art sakrales Dolby-Surround-System. Auch wenn die Muezzine in der Regel nicht sichtbar sind, wird unter dem Eindruck ihrer virtuosen Stimmen in Istanbul tagein tagaus gearbeitet, eingekauft und Tee getrunken. Über die praktische Einteilung des Tages hinaus fungiert der Gebetsruf als Werkzeug der Erinnerung an Gott. Sufis pflegten in der Vergangenheit beim Ertönen des Ezan zu schweigen und ihre schweifenden Gedanken auf das Wesentliche zurückzuholen. Der Ruf holt das Spirituelle immer wieder hinein in den Moment und soll Bewusstsein in das bewusstlose eilige Treiben bringen, dem wir Menschen so schnell verfallen. Ein schön und hingebungsvoll vorgetragener Ezan bereitet den Gläubigen auf die Begegnung mit Gott vor, als welche das fünffache Ritualgebet des Tages gedacht ist. Fromme Muslime lassen dafür ihre Arbeit stehen und liegen, vollziehen die Waschung vor dem Gebet und kramen ihre Gebetsteppiche hervor. Üsküdars Teehäuser, der quirlige Basar und die vielen Moscheentürme verleihen dem Stadtteil ein Flair, das ganz anders wirkt als das Treiben im europäischen Besiktas. An der Hauptstraße bietet ein älterer Herr auf einem Wägelchen diverse Sorten Milchpudding feil. Daneben hocken Schuhputzer auf blechernen Kästen, in denen Bürsten, Creme und Schnürsenkel auf ihren Einsatz warten. So manch ein moderner Türke rümpft heute die Nase über diesen Bezirk im Herzen der asiatischen Stadtseite - er sei zAu konservativ und in der Vergangenheit stecken geblieben - doch wer sich auf die Suche nach den Überbleibseln des alten Istanbuls begeben will, der ist in Üsküdar genau richtig.
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