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Hell und laut

Roman
ISBN/EAN: 9783737412179
Umbreit-Nr.: 9767147

Sprache: Deutsch
Umfang: 432 S.
Format in cm: 4.2 x 20.6 x 13.8
Einband: gebundenes Buch
Lesealter: 16-99 J.

Erschienen am 20.08.2023
Auflage: 1/2023
€ 24,00
(inklusive MwSt.)
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  • Zusatztext
    • Das Leben der ersten deutschen Dichterin vor dem schillernden Panorama des Frühmittelalters Warum kann Hrotsvit sich einfach nicht anpassen? Immer bringt ihr Eigensinn sie in Schwierigkeiten. Statt der Predigt zu lauschen, korrigiert sie das Latein des Priesters. Statt harmloser Muster webt sie einen nackten König, der ein Schwein reitet. Statt die vereinbarte Ehe mit einem grausamen Herzog einzugehen, versucht sie zu fliehen. Niemand verurteilt es, wenn ihr Verlobter sie schlägt oder mächtige Hofmitglieder sich an ihr vergehen wollen. Immer wieder soll sie sich einem fremdbestimmten Leben fügen, wie es sich für eine Frau gehört. Doch Hrotsvit hat andere Pläne. Ihr Herz gehört den Büchern, und sie will selbst Stimme sein für all die ungehörten Frauen. So gelangt sie über Umwege ans Stift Gandersheim, wo sie Dramen verfasst, in denen Frauen ihre Vergewaltiger beschämen und offenbaren, dass sie über das verfügen, was ihnen von der Kirche abgesprochen wird: eine Seele. Liutprand ist verbittert: Von den Mächtigen wird er nur benutzt, muss ihre Launen ertragen und ihre skrupellosen Befehle ausführen. Dabei hat Gott ihn auserwählt, Großes zu schaffen. Sicher vergibt er ihm, dass er das Keuschheitsgelübde bricht. Das ist schließlich nicht seine Schuld. Außerdem hat er Talent: scharfsinnig und böse ist sein Humor, wortgewandt seine Zunge. Damit lässt sich Karriere machen. Und Liutprand will aufsteigen, so hoch es geht, um nie wieder als Stiefelabtreter herzuhalten. Dafür geht er sogar über Leichen. Und dann trifft er diese Hrotsvit, die ungewöhnlich klug ist für eine Frau Ein mitreißender Roman über das Leben der Hrotsvit von Gandersheim, die als erste deutsche Dichterin gilt und deren bemerkenswerte Dramen an #MeToo erinnern - und das im 10. Jahrhundert.

  • Leseprobe
    • »Was hast du erwartet?« Die Königin riss ihre Augen weit auf, was ihr etwas Eulenhaftes gab. »Du bist weg von deinem Mann? Du hast deinen Vater beschämt? Du wirst sehen müssen, wo du bleibst! Du hast es so gewollt!« Mit den letzten Worten riss sie an der Nonnenkluft und schob Hrotsvits Brüste unter dem Stoff hin und her. »Du wirst dich herzeigen müssen, mein Vögelchen!« Dann kniff sie ihr in die Wangen, so dass Hrotsvit aufschrie. »Da! Siehst du!« Sie klatschte in die Hände wie ein freudiges Kind. »Mit roten Wangen und geweiteten Augen und ein bisschen Furcht im Blick! DAS wollen die Männer sehen!« Sie rüttelte Hrotsvit an den Schultern, als wollte sie sie aufwecken. »Sie wollen dich retten und verschlingen! Beides zugleich - und du musst ihnen gerade genug geben, dass du noch überlebst und sie hungrig genug bleiben! Dann wirst du herrschen, mein Vögelchen! Dann werden sie sich vor dir im Staub suhlen!« Sie war wieder aufgesprungen und ging rastlos umher auf ihrem Lager, die Brustwarzen steif hervorgereckt, den Finger erhoben. Die schwelende Wange verzerrte ihr Gesicht, der Mundwinkel war verschoben und auch der untere Lidrand war schaurig nach unten gezogen. »Es ist ein Spiel, Hrotsvit. Um ihre Gier und deinen Tod. Und du musst deine Züge klug wählen! Du darfst keine Fehler machen! KEINE! Hörst du mich!« Sie schrie plötzlich mit lauter Stimme und Spucke flog aus ihrem Mund. »Sonst bist du tot! Noch bevor der Teufel dich holen kommt!« Sie packte Hrotsvits Gesicht und quetschte ihre Wangen, bis sich die Lippen öffneten. »Du kannst ihnen vieles schenken. Vor allem die Lippen sind gut. Ja, sie lieben Münder, kleine erschrockene Mädchenmünder, Münder, die sich wehren und ergeben!« Hrotsvit spürte, wie Edgithas Zeigefinger zwischen ihre Lippen glitt und in ihrem Mund umherfuhr. Sie musste ihren ganzen Willen aufbringen, um nicht zuzubeißen. Die Anstrengung ließ sie zittern. »Sehr gut, Vögelchen!«, flüsterte die Königin ihr ins Ohr. »Du fängst an zu begreifen!« Sie schaute Hrotsvit in die Augen. Wieder roch diese den süß-fauligen Geruch aus dem Mund der Königin. »Gib ihnen! Nur DAS!« Ein Schmerz schoss ihr durch den Körper, so fest packte Edgitha ihr zwischen die Schenkel. Hrotsvit jammerte auf, aber die Königin hielt ihre Scham wie in einer Zwinge. »DAS behältst du für dich. Hörst du?«
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