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Surreale Umarmung

Wortkunst lyrisch und prosaisch, Lyrik
ISBN/EAN: 9783863561260
Umbreit-Nr.: 9161164

Sprache: Deutsch
Umfang: 126 S., 22 Illustr.
Format in cm: 1 x 20 x 14
Einband: kartoniertes Buch

Erschienen am 19.02.2016
Auflage: 1/2016
€ 18,20
(inklusive MwSt.)
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  • Zusatztext
    • Benedikt Dyrlich zählt zu den einflussreichsten sorbischen Schriftstellern und Publizisten der Gegenwart. Er hat mit seinem lyrischen Werk der Kultur des kleinen slawischen Volkes der Lausitzer Sorben dauerhafte Impulse verliehen. Seine Gedichte erscheinen regelmäßig in sorbischen wie in deutschen Anthologien unserer Zeit. Seine schöpferische Fantasie stützt sich auf den historisch-geografischen Ursprung in der zweisprachigen Lausitz. Als Sorbe kann er sich unbefangen auf seine ethnische Herkunft berufen, sie liefert ihm das grundlegende Wertereservoir und steht ein für die kulturelle Vielfalt des heutigen Europa. Der Bautzener Lyriker wurde am 21. April 1950 als zweites von sechs Kindern eines Kleinbauern, Tischlers und Holzschnitzers in Neudörfel/Nowa Wjeska bei Kamenz geboren. Die Mutter - eine Trachtenträgerin - starb Anfang 1967, als der Junge 16 Jahre alt war. Nach der Grundschule, mit 14 Jahren, wurde er Zögling des Bischöflichen Vorseminars in Schön-eiche bei Berlin. Von 1968 bis 1970 studierte Dyrlich in Erfurt katholische Theologie bis zur ersten Hauptprüfung. Ab 1975 absolvierte er in Leipzig ein Studium der Theaterwissenschaft, danach war er am Deutsch-Sorbischen Volkstheater Bautzen als Dramaturg, später auch als Regisseur und als Leiter des Kinder- und Jugendtheaters tätig. Dyrlichs erstes Gedicht, ein Marienlied, wurde 1967 in der sorbischen katholischen Wochenschrift gedruckt. Ab 1968 gehörte der Student zu der von Kito Lorenc betreuten Gruppe junger Autoren beim Arbeitskreis sorbischer Schriftsteller im Schriftstellerverband der DDR. Seine erste Lyrikauswahl, der Band "Zelene hubki" (Grüne Küsse), erschien 1975 im Domowina-Verlag Bautzen. Die kurzen, reimlosen Gedichte aus jener Phase waren Ausdruck des Bemühens, die Welt zu erkennen und die Dinge bei ihrem Namen zu nennen. Diesen Namen fixierte er gern in zweierlei sprachlicher Gestalt: auf Sorbisch und auf Deutsch. Das literarische Erbe von Männern wie Augustinus, Novalis, Rilke, Brecht oder Hesse regte ihn dazu an, sich neben der sorbischen auch die deutsche Kultur, ihre Geschichte, ihre Mythen und Märchen zu erschließen. Wie schon die frühen Arbeiten belegen, verspürte Dyrlich seit jeher das Bedürfnis, den gewohnten Alltag literarisch zu überschreiten. Die Legenden seiner zweisprachigen Heimat wurden zum Nährboden, auf dem poetische Metaphern mit universeller Bedeutung gediehen. Einige formale Prinzipien, etwa die ästhetische Verfremdung, schaute er sich bei Klassikern der sorbischen, deutschen und ausländischen Literatur ab, anfangs besonders bei den Polen. Im benachbarten polnischen Staat, wo es nach 1956 zu einer Liberalisierung der Kultur-politik gekommen war, fanden junge sorbische Autoren seit den Siebzigerjahren zunehmend Widerhall. Um 1980 überprüfte Benedikt Dyrlich erneut sein künstlerisches Weltverständnis. Er trat in die Fußstapfen großer Vorgänger, die ihr höchstes Ziel in der Weckung und Wahrung nationalen Bewusstseins bei den Lausitzer Sorben gesehen hatten. Wie Handrij Zejler, Jakub Bart-Cisinski, Jan Skala oder Jurij Chezka stellte er die suggestive Macht moderner Poesie in den Dienst an seinem Volk, dessen Kräfte unter der gewaltsamen oder freiwilligen Assimilation allmählich zu schwinden drohten. Der vierte sorbischsprachige Auswahlband mit dem Titel "W paslach" (In der Falle) verwies 1986 auf eine Neuerung: "Gedichte und lyrische Prosa". Die drei vorangegangenen Sammlungen waren, ebenso wie der deutsche Erstling "Grüne Küsse" (Aufbau-Verlag Berlin, 1980), reine Gedichtbände gewesen. Mit zwölf eingestreuten Prosaskizzen hatte der Autor die vierzig im Blick nun eine Gattung hinzugewonnen, die seine Ausdrucksmöglichkeiten erweiterte. Die poetischen Reflexionen wurden auf den historischen Prozess ausgedehnt, um über soziale, nationale und kulturelle Widersprüche, über deutschsorbische Konflikte, über Gefährdungen in Sein und Zeit neu nachdenken zu können. Es schien, als hätte der Lyriker damit den Schritt von der Beobacht

  • Autorenportrait
    • Benedikt Dyrlich, *1950 in Räckelwitz, Landkreis Bautzen, lebt in Dresden und Bautzen. 1964 bis 1968 Bischöfliches Vorseminar Berlin-Schöneiche. Bis 1970 Studium der Theologie und Philosophie in Erfurt. Arbeit u. a. als Hilfskrankenpfleger. 1972 staatl. Abitur in Karl-Marx-Stadt nachgeholt. 1975 bis 1980 Studium der Theaterwissenschaft in Leipzig, danach Dramaturg am Deutsch-Sorbischen Volkstheater Bautzen. 1990 bis 1994 Abgeordneter im Sächsischen Landtag, danach Chefredakteur der "Serbske Nowiny" (sorb. Tageszeitung). Auszeichnungen: 2010 Sächsische Verfassungsmedaille, 2011 Jakub Bart-Cisinski-Preis, 2013 Leo Tolstoi-Medaille, Nikolai Gogol- Medaille. Seit 2012 freier Autor und Publizist. Veröffentlicht Lyrik, Prosa, Übersetzungen und Essays in sorbischer und deutscher Sprache. Eigene Buchpublikationen u. a.: Zelene hubki, Lyrik (1975); Trece wócko, Lyrik (1978); Nocakowanje, Lyrik (1980); Grüne Küsse, Lyrik (1980); W paslach, Lyrik und Kurzprosa (1986); Hexenbrennen, Lyrik und Kurz-prosa (1988); Drei Ringe, Märchen (1990); Fliegender Herbst, Lyrik und Kurzprosa (1994); Wotmach womory, Lyrik (1997); Stysk wyska, Lyrik (2006); Der Tiger im Pyjama - Liebe lyrisch und prosaisch, sorb. und dt. (2012); In der Falle - Leben und Poesie vor und nach der Wende (2014). Weitere Veröffentlichungen u. a. mit eigenen Gedichtsammlungen oder mit Lyrik und Prosa in Anthologien in Deutschland, Tschechien, Polen, Österreich, Ukraine, Slowakei, Russland und Serbien. PAPI Emilian Rosculescu, *1960 in Reschitz/Resita (Rumänien). Im Juli 1989 flieht er über die grüne Grenze nach Deutschland. In seinen Projekten gehen sprachliche, malerische, grafische, skulpturale und musikalische Ele- mente ineinander auf, die den Leser/Betrachter/Hörer mit einem ebenso irritierenden wie ironischen künstlerischen Kosmos konfrontieren. Ausstellungen: Stuttgart (1996, 1998, 2000), Vert St. Denis (1999), Paris (1999), Steinhagen/Bielefeld (2000, 2001, 2002), Saint-Brisson-sur-Loire (2000), Ville Nouvelle de Senart (2001), München (2001, 2005, 2006), Gütersloh (2001), Geretsried (2002, 2004, 2005, 2006), Reschitz (2003), Schneverdingen (2004), Holzkirchen (2005), Bad Tölz (2005). Publikationen: Debüt in den Anthologien Odysseus in Ithaka und Verse Verse Verse Verse (1988); Beiträge in Sammelbänden (1994-1999); Teilnahme am Projekt Grenzüberschreitungen, Stuttgart, und Donaufestival, Ulm (2002); Ars post artem, Text und Bilder (2003); Manchmal später, Gedichte und Zeichnungen (2005). Mitarbeit als Autor, Übersetzer und Illustrator bei den Zeitschriften "Reflex", "Matrix" und "Dichtungsring". Seit 2009 Betreuung des Kulturzentrums in Wolfsberg/Garâna im Banater Bergland (Rumänien).
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