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Ich bitte um Erbarmen

Lyrische Diskussionen mit dem Gesetzbuch des Zaren Dusan
ISBN/EAN: 9783866601918
Umbreit-Nr.: 8449867

Sprache: Deutsch
Umfang: 164 S.
Format in cm:
Einband: kartoniertes Buch

Erschienen am 10.07.2015
€ 9,95
(inklusive MwSt.)
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  • Zusatztext
    • zweisprachig Stefan Dusan der Große (um 1308 - 20.12.1355) herrschte in Serbien von 1331 - 1346 als König sowie von 1346 - 1355 als Zar. Unter seiner Herrschaft erlebte der serbische Staat seine Blütezeit. Zugleich sollten durch ein einheitliches Recht die neu eroberten Gebiete fest an das Reich gebunden werden. Diese Gründe waren es hauptsächlich, die zur Entstehung des berühmten Dusanov zakonik (Gesetzbuch des Zaren Dusan) führten, des wichtigsten Gesetzbuches im mittelalterlichen Serbien. Mit diesem Gesetzbuch nun tritt Desanka Maksimovic rund sechshundert Jahre später in eine lyrische Diskussion, wie es im Untertitel ihrer Gedichtsammlung Ich bitte um Erbarmen heißt. Es ist die Auseinandersetzung zwischen dem, der sich berechtigt glaubt, eine Position über Menschen und Dingen einzunehmen und demjenigen, der sich mit ihnen eins weiß und unermüdlich für sie eintritt - eine Auseinandersetzung, die Jahrhunderte alt ist und bis in die Gegenwart andauert. Desanka Maksimovic: geb. 1898 in Rabrovica bei Valjevo in Serbien. Studium in Belgrad (1919 - 1923) und Paris (1924/25). Zahlreiche Reisen im In- und Ausland. Von 1926 bis 1953 Gymnasiallehrerin in Belgrad. Gestorben 1993 in Belgrad. Debütierte 1920 in der Zeitschrift Misao (Der Gedanke) mit den Gedichten Jedna smrt (Ein Tod) und Pitanje (Frage). Veröffentlichte neben Romanen, Erzählungen und Kurzgeschichten, Reisebeschreibungen und vielen Kinderbüchern vor allem Gedichte und Poeme, u.a. die Lyriksammlungen Pesme (Gedichte, 1924), Miris zemlje (Duft der Erde, 1955), Zarobljenik snova (Gefangener der Träume, 1960), Trazim pomilovanje (Ich bitte um Erbarmen, 1964), Nemam vise vremena (Ich habe keine Zeit mehr, 1973), Nebeski razboj (Himmlischer Webstuhl, 1991), Ozon zavicaja (Ozon der Heimat, 1991). Zahlreiche Ehrungen und Preise im In- und Ausland, u.a. Zmaj-Preis (1959), Vuk-Preis (1974), Njegos-Preis (1984) sowie Goldener Kranz der Stadt Struga (1988).

  • Leseprobe
    • PROGLAS Po milosti bozjoj i blagoslovu svetitelja iz Rasa, ja, car Srba, Grka i Arbanasa, zemljama koje od oceva nasledih i macem osvojih, koje povezah krvnim sudovima svojih vojnika, dajem zakonik i neka nema drugih zakonika osim mojih. Cedoubica, preljubnik, najahalac, onaj koga zlopakosni davo uze, babun, bogumil i jeretik, slabic koji na sudu ne govori pravo, covek koji skrnavi ikone svetih, bice surovo kaznjeni po zakonima mojim, ali ne surovije nego sto u zakonu stoji. Ja vlastelu, prema obicajima otaca, od sebara izdvojih. Prvosvesteniku i vlastelinu sudice se blaze nego meropahu, ali ne u strahu od carstva mi, i ne blaze nego sto u zakonu stoji. KUNDMACHUNG Durch die Gnade Gottes und den Segen, der mir aus Ras von dem Heiligen war, gebe ich, der Serben, Griechen und Albaner Zar, den Ländern, die ich von den Vätern ererbt und erobert mit dem Schwert, die ich verbunden durch Blut und Leben meiner Soldaten, ein Gesetzbuch, und es soll keine anderen Gesetzbücher geben außer den meinen. Der Kindsmörder, Ehebrecher und Räuber, der, der vom Höllenteufel besessen, der Abtrünnige, Bogumile und Ketzer, der Schwächling, der vor Gericht nicht die Wahrheit sagt, der, der die Ikonen der Heiligen schmäht, wird hart bestraft nach meinen Gesetzen, aber härter nicht, als es im Gesetzbuch steht. Ich habe den Adel, nach Sitte der Väter, vom gemeinen Volke getrennt. Der Erzpriester und der Edelmann werden milder bestraft als der leibeigene Mann, doch nicht, daß das Urteil in Furcht ergeht vor meiner Herrschaft und milder nicht, als es im Gesetzbuch steht. Kudeljnici sirotoj pred nasilnikom zakoni moji bice umesto stita. Ni robu pravednom, ni neznancu sto kroz carstvo mi hita, niti ikom treba da ih se boji, samo krivcu ce se surovo suditi, ali ne surovije nego sto u zakonu stoji. Vor Gewalt werden die arme Spinnerin meine Gesetze schützen einem Schilde gleich. Weder der rechtschaffene Knecht noch der Fremde, der da eilt durch mein Reich, noch irgendwer muß in Furcht vor ihnen leben, harte Strafe wird´s nur für den Schuldigen geben, aber härtere nicht, als es im Gesetzbuch steht. O CARSKOM SELU Kuda produ car i carica ili konji carevi, tim putem sme proci sebar i vlastelin samo posto se jos jednom javi prolecni grom s neba, samo posto jos jednom padne inje i njiva se mraza zazeli. Na kojoj reci konji carski ugase zed, neka na njoj jos godinu dana niko zed ne gasi, neka sebar do novog kukureka, do novih rosa i slana, neka sebar ceka jos godinu dana dok poteku rekom novi talasi. U kom selu prenoce car i carica, carski stanovi i konji, neka se jazom opkopa to selo i ta kuca, neka ih sebarska ne skrnavi stopa, neka tu prenoci covek mali tek kad ponovo odu na jug zdrali i na med ponovo zamirisu svanuca. ÜBER DAS ZARENDORF Wo Zar und Zarin vorüberziehen oder die Rosse des Zaren, diesen Weg dürfen Bauer und Edelmann erst wieder gehen, wenn auf´s neue Frühlingsgewitter am Himmel aufziehen, erst wenn auf´s neue Rauhreif fällt und die Flur sich sehnt nach dem Frost. An dem Fluß, an dem die Rosse des Zaren ihren Durst gelöscht, an diesem Fluß soll ein ganzes Jahr niemand seinen Durst mehr löschen, soll der Bauer, bis die Schneerosen wieder blühen, bis Tau und Rauhreif wieder da, warten noch ein ganzes Jahr, bis neue Wellen den Fluß überziehen. Um das Dorf, in dem Zar und Zarin die Nacht verbringen, des Zaren Gefolge und seine Rosse, um dieses Dorf und um dieses Haus soll ein Graben gezogen werden zum Schutze, daß des Bauern Fuß sie nicht beschmutze, es nächtige hier der gemeine Mann nicht, ehe der Kranich wieder nach Süden fliegt und Honigduft in der Morgenluft liegt. O POKLISARU Poklisar koji hita caru iz zemlje tude, ili od cara svome gospodaru, da je neprikosnoven cim u oblasti carstva mi ude pa bio Vizantinac, Latin ili Sloven. Gde u selo dode da mu se pokloni vera, da mu se kao gostu ukazuju casti, da mu se s puta skloni trn i kamen, da se preda nj ne da razbojniku ni guji; pa posto ruca ili povecera, drugome selu da se poklisar preda i usput zaklanja kao plamen na oluji. ÜBER DEN BOTEN Ein Bote, der zum Zaren eilt aus fremdem Land, von fern, oder vom Zaren zurück zu seinem eigenen Herrn, der sei geschützt, sobald er das Gebiet meines Zarenreichs betritt, er sei Byzantiner, Lateiner oder Slave. In welches Dorf er auch kommt, man soll ihm Glauben schenken und Ehre erweisen, wie´s dem Gaste frommt, Dorn und Stein ihm aus dem Wege räumen, daß Räuber und Schlange seinen Weg nicht säumen; und wenn er zu Mittag oder Abend gespeist, der Bote ins nächste Dorf weiterreist, soll man ihn unterwegs beschützen wie eine Flamme bei Gewitterblitzen.
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