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Ein Tropfen spanisches Blut

Roman
ISBN/EAN: 9783866602816
Umbreit-Nr.: 5073945

Sprache: Deutsch
Umfang: 206 S., 0 Illustr.
Format in cm: 2 x 21.5 x 15
Einband: gebundenes Buch

Erschienen am 15.01.2022
€ 19,95
(inklusive MwSt.)
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  • Zusatztext
    • In dieser faszinierenden Geschichte von Liebe und Verführung wird die Heldin des Romans, Lola Montez, dem Leser nach und nach als Synthese aus Gegensätzen und verführerischen Landschaften des Physischen und Metaphysischen, des Sinnlichen und Spirituellen, der Liebe und des Hasses enthüllt. Mit ihrem Auftritt auf der Bühne des Münchner Theaters, unrealistisch schön und charismatisch in einem wundersamen Kleid aus Spitze und schwarzer Seide, verwoben mit Gold und einem roten Faden, verführte sie nicht nur alle anwesenden bayerischen Herren, sondern auch den König selbst. Sie beherrschte nicht nur das Herz des Königs, sondern hetzte die ganze Hauptstadt gegen ihn auf - und die ganze katholische Kirche Bayerns.

  • Autorenportrait
    • Milos Crnjanski (1893-1977): geb. in Csongrád (Österreich-Ungarn), studierte Philosophie und Kunstgeschichte in Wien, Belgrad und Paris, erzwungenermaßen k.u.k. Offizier im Ersten Weltkrieg, Anarchist und Sozialist, zahlreiche Romane, Reisebeschreibungen, Dramen und Essays, übersetzte klassische chinesische und japanische Lyrik, gründete verschiedene Zeitschriften, u.a. Puteve (Wege), ab 1928 Kulturattaché in Berlin, Rom und Lissabon, 1934 Herausgabe der Zeitschrift Ideje (Ideen), Emigration nach London, 1965 Rückkehr nach Belgrad. Hans Volk (1917 - 2009): geb. in Birkenfeld (Baden-Württemberg), lebte nach einer kaufmännischen Ausbildung in Hamburg, Leitungsfunktion bei Webasto, übersetzte als polyglotter Pensionär das Tagebuch über Carnojevic von Milos Crnjanski (Suhrkamp) und Pantelej auf der Judenkirsche von Jevrem Brkovic (Kiepenheuer), beide erschienen 1993. "Milos Crnjanski gehört - mit Ivo Andric und Miroslaw Krleza - zum Dreigestirn der jugoslawischen Klassiker der Moderne." Ilma Rakusa
  • Leseprobe
    • I Von Mitterndorf her rüttelte auf der staubigen Landstraße zwischen einer Allee alter Kastanienbäume schon geraume Zeit eine große, schwarze Reisekutsche. An einer Wegbiegung unter einer mit spärlichem Wald bewachsenen Anhöhe hielt sie plötzlich an, weil eine der schweren, breitköpfigen, bayerischen Stuten zu lahmen begann. Von dieser Biegung an verlor sich die Straße geradeaus im fernen, gelben Gezweig, und hinter der Kutsche fielen die Blätter so dicht, daß man auch die letzten Häuser des Dorfes nur noch durch diesen Regen gelben, verwelkten und staubigen Laubes sah. Aus dem Sumpf mit dem versengten, schweren Gras, der sich rechterhand eintönig in die Weite ausbreitete, ausgefüllt nur von ganz niedrigen, rotbraunen, verbrannten Erdklumpen, die wie Füchse auf der Lauer aussahen, stieg die sumpfige Glut in die Staubwolken um den Wagen so heiß, daß die Pferde, nachdem sie plötzlich stehengeblieben waren, mit den Bäuchen schnauften wie leere Blasebalge. Die Hitze, die in das hügelige Gebiet zur Linken eingefallen war bis hin zum Stadtrand von Dachau, dessen Häuser im Tal sichtbar wurden, als die Kutsche anhielt, war noch schlimmer. Der endlose Morast und Sumpf entlang des Weges machten diesen heißen Herbsttag unerträglich und lang. Vom hohen Sitz, wo die drückende Glut bis ins Gehirn stieg, waren die Bediensteten wie tollwütig heruntergesprungen. Während sie abstiegen, zankten sie sich wie Verrückte, dann kletterten sie wieder nach oben. Der Kutscher, riesengroß in seinem schwarzen Umhang, der vom Staub grau war, ging wie ein Seiltänzer über die schwere Deichsel, zwängte sich mit einem Bein zwischen die Pferde, hob ihre Hufe hoch ünd ließ sich schließlich zur Erde hinab. Ein buntes Geschöpf, vielleicht die Zofe, die neben ihm gesessen hatte, faßte sich verzweifelt an den Kopf. Ganz in Spitzen und prächtigen Überröcken, schien sie aus reichem Hause zu sein. Ihren roten Sonnenschirm hochhaltend und die Arme voller Schachteln, ging sie um den Wagen und brach in Tränen aus. Der große Schatten der schwarzen Kutsche, in der völlige Stille herrschte, konnte ihr keine Kühlung verschaffen. Nachdem der Kutscher kopfüber auf der Deichsel gekniet und dann abgestiegen war, ein Steinchen aus einem Huf gekratzt hatte und dann, ganz blau geworden von der Anstrengung und der Hitze, die Zügel entflocht und sich anschickte weiterzufahren, beugte sich die Zofe ins Fenster der Kutsche und begann unter Tränen, kreischend und vor Zorn heftig den Kopf schüttelnd, auf die Klinke zu hauen. Mit weit aufgerissenen Augen unter den vom Staub ganz grau gewordenen Brauen und Wimpern schaute sie in das Dunkel der Kutsche und schnatterte wütend: "Madame, lassen sie mich hinein. Lassen Sie mich hinein! Das ist Quälerei. Das ist Betrug. Ich bin es nicht gewohnt, so zu reisen. Ich kann es hier nicht mehr aushalten. Ich werde ersticken, ich werde sterben. Ich werde sterben", rief sie noch lauter auf Französisch. "Die Augen brennen mir, als ob sie voll Asche wären. Ich kann sie nicht öffnen. Verdammt nochmal, da neben Ihnen ist Platz, ich bin nichts Geringeres als Sie", fügte sie, immer lauter weinend, hinzu. In der Kutsche indessen, im Halbdunkel des tiefen Sitzes, erzitterte ihre Mitreisende, eine junge Frau, deren Kopf einen Moment von warmer Helligkeit getroffen wurde, vor diesem Geschrei und begann, ihr den blauen Vorhang der Kutsche vor der Nase zuzuziehen. Man sah nur noch, wie drinnen ihr großer, schwarzer Fächer immer schneller vor ihrem Busen flatterte, wie ein Rabe, wenn er vom Schnee auffliegen will. "Steig auf, steig auf", flüsterte sie dumpf und warf ihren Kopf in die blauen Kissen, offensichtlich in dem Wunsch zu träumen oder zu schlafen. "Du weißt, daß ich niemanden ertragen kann, nicht einmal neben mir im Bett, wenn jemand atmet. Dich kann ich nicht einmal hier ertragen. Niemanden kann ich ertragen, niemanden, hast du verstanden? Es ist so schon schrecklich für mich, und du schwitzt ja schlimmer als dieser Hund", schrie sie a
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