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Geschichten vom laufenden Band

Mobbing in der Automobilindustrie
ISBN/EAN: 9783880215450
Umbreit-Nr.: 7071500

Sprache: Deutsch
Umfang: 208 S., 0 Illustr.
Format in cm:
Einband: Geblockt

Erschienen am 23.03.2019
Auflage: 1/2019
€ 15,00
(inklusive MwSt.)
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  • Zusatztext
    • Dies ist ein Tatsachenbericht über die persönlichen Erfahrungen mit Ausbeutung, Entwürdigung und Unterdrückung in einem ganz normalen kapitalistischen Betrieb. Millionen Kolleginnen und Kollegen machen ähnliche Erfahrungen mit Mobbing. Manfred Kaltenberg berichtet diese Erfahrungen auf eine Art und Weise, die den Leser unwillkürlich in die Geschichte hineinzieht, als sei man dabei. Man weiß, dass es so ist in der Tretmühle, täglich und stündlich. Jeder Handgriff wird beschrieben als würde ihn der Leser selbst machen. Der Autor bringt immer wieder mit verblüffender Direktheit die Situation auf den Punkt, bricht zugleich auch die bedrohlichen Erfahrungen mit Ironie und Sarkasmus. Ein Buch über Mobbing zu schreiben, was immer wieder zum Schmunzeln bringt, das ist schon eine Leistung! Es entlarvt die Lüge vom 'freiwilligen' Ausscheiden aus dem Betrieb. Es regt dazu an, sich zusammenzuschließen und darüber nachzudenken, wie Mobbing funktioniert und wie man damit fertig werden kann.

  • Leseprobe
    • Der erste Arbeitstag Heute ist es soweit. Mein erster Arbeitstag beginnt mit einem Weckerklingeln. Während ich versuche, die Augen zu öffnen und auf den Wecker zu schielen, taste ich nach dem Ausschalter, damit meine Freundin nicht wach wird. 'Ist es echt schon so weit?', frage ich mich und während meine Augen sich langsam zu Schlitzen öffnen, erkenne ich die Zahlen auf dem Wecker. 4:30 Uhr. Kein Traum. Vor Aufregung habe ich die halbe Nacht nicht geschlafen, mindestens. Dies rächt sich nun in Form einer bleiernen Müdigkeit. Ich setze mich also auf die Bettkante und fang an, meine Gedanken zu sortieren. Heute also geht es los. Der erste Arbeitstag im neuen Unternehmen. Ich bin bereit, jedenfalls sobald der Rest des Körpers mitspielt. Ich stehe also auf und taumele ins Bad. In knapp 50 Minuten muss ich losfahren, genug Zeit, um wach zu werden und mindestens drei Kaffee zu mir zu nehmen, am besten intravenös. Bin mir aber nicht sicher, ob das so gut ist. Was nun also folgt, ist ein morgendliches Ritual, wie es um diese Zeit in Millionen anderer Haushalte in Deutschland ähnlich abläuft. Duschen, Zähne putzen, Kaffee trinken und ab zur Arbeit. Nach der Morgentoilette gehe ich nach unten in die Küche und wecke die Kaffeemaschine, indem ich eine der Tasten drücke; ohne ein Murren bereitet sie mir meinen Kaffee zu. Eine Kaffeemaschine müsste man sein, auf Knopfdruck voll da und arbeiteten ohne zu murren. Wie ich später noch herausfinde, sind dies aus Sicht meines neuen Grundvoraussetzungen, die jeder Arbeiter in diesem Werk mitbringen muss, wobei hier der Fokus auf 'arbeiten wie eine Maschine' und 'ohne murren' liegt. Während die Kaffeemaschine mir also mein 'Elixier der Wachsamkeit' zubereitet, gehe ich an den Kühlschrank und hole mir meine Brotdose heraus, bestückt mit etwas Obst und belegten Broten, die ich bereits gestern Abend zubereitet habe. Die Zeit morgens nach dem Aufstehen ist kostbar und irgendwie schneller vorbei, als der Rest des Tages. Nach der Brotdose folgt noch eine Packung Milch, mit der ich mir einen Eiweiß-Shake zubereite. Frühstücken ist einfach nicht mein Ding, aber etwas Energie muss sein. Der Kaffee ist fertig, der Shake auch. Ich nehme beides und gehe ins Arbeitszimmer, wo ich die Brotddose in meinen Rucksack und einen Schluck Kaffee in meinen Körper versenke. Ich schalte das Radio ein und setze mich auf meinen Stuhl. Es läuft gerade ein fetziger Song aus den 80ern und ich nehme noch einen Schluck Kaffee. Ich schaue auf die Uhr. Der große Zeiger steht auf der Zwölf, der Kleine auf der Fünf. Gut, noch etwas Zeit. Gedankenversunken lasse ich noch einmal die letzten Wochen Revue passieren. Die Bewerbung, der Einstellungstest und dann wenig später das Schreiben, auf das ich so hoffnungsvoll gewartet habe. Ein großer Din-A4-Umschlag mit einem Schreiben, dass ich das Assessment Center bestanden habe, und ein Arbeitsvertrag in doppelter Ausführung, beide bereits von Herrn Personalchef unterschrieben. Einen davon musste ich kurzfristig unterschrieben wieder zurücksenden. Mann, war ich froh und stolz! Ich habe es geschafft und gehöre nun zu den Glücklichen, die einen der Plätze ergattert haben. Der Start in ein neues und aufregendes und vor allem abgesichertes Leben. Der Vertrag war nicht befristet und würde erst mit Erreichen des Rentenalters enden; mit Mitte 40 ist das schon eine Menge wert und ein verdammt gutes Gefühl. Als ich vor ziemlich genau zwei Jahren mein altes Leben und meinen sicheren Job aufgegeben und der Liebe wegen hierhergezogen bin, habe ich mir das alles einfacher vorgestellt. Letzten Endes bin ich bei einer Leiharbeitsfirma gelandet, die mich meinem nun neuen Arbeitgeber für verschiedene Tätigkeiten überlassen hat. Die Zeit dort war lehrreich und eigentlich ganz o.k. Aber als der neue Arbeitgeber dann angekündigt hatte, eine dritte Schicht ins Leben zu rufen, und dass hierfür neue Leute gebraucht werden, hatte ich mir nicht träumen lassen, einen der begehrten Arbeitsplätze zu bekommen. D
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