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Hollywood am Nil

Die Orientalisierung der Moderne in Ägypten 1920-1930, Kultur, Recht und Politik in muslimischen Gesellschaften 9
ISBN/EAN: 9783899134612
Umbreit-Nr.: 1570453

Sprache: Deutsch
Umfang: 153 S., 10 s/w Illustr.
Format in cm:
Einband: kartoniertes Buch

Erschienen am 15.12.2005
€ 22,00
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  • Zusatztext
    • Die ästhetische Erfahrung von Modernität im Kino ist der Gegenstand der Untersuchung, welcher im vorliegenden Buch für eine Kulturgeschichte Ägyptens fruchtbar gemacht werden soll. Eine Auseinandersetzung mit der frühen Kinokultur ist immer auch eine Auseinandersetzung mit der Moderne an der Schnittstelle ästhetischer Erfahrung von Modernität und bestimmten Erscheinungsformen der Vergesellschaftung. Im Zentrum steht das Kino als Ausdruck neuer Wahrnehmungsstrukturen, aber auch als neuartiges Massenmedium mit all seinen Implikationen für den Konstruktions- und Imaginationsprozess sozialer und kultureller Identitäten. Die Autorin analysiert die Stummfilmzeit und deren kulturelle Rezeption in Ägypten in verschiedenen Bedeutungsfeldern auf der Grundlage von ägyptischen Zeitschriftenartikeln aus den Jahren 1920-1930. Das erste Bedeutungsfeld erschließt das Kino als 'Repräsentation von Welt' und untersucht es im Rahmen einer Geschichte des 'Weltsehens', welches sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts technisch im Kino vergegenständlichte und das auf Strukturen beruht, die außerhalb des Kinos die Wahrnehmung und die soziale Ordnung bestimmten. Das zweite Bedeutungsfeld analysiert die Kinobilder im Kontrast zur Alltagswahrnehmung und arbeitet die Bedeutung des Kinos als Ort des Träumens heraus. Dabei zeigt sich, dass die kulturelle Rezeption des Kinos in Ägypten noch in den 1920er Jahren eine durchaus globale war und die ägyptische Öffentlichkeit sich mit einer globalen modernen Kultur mitsamt ihren Mythen, Spannungen und Paradoxien identifizierte. Die Idee einer globalen Utopie der Moderne weicht allmählich der 'Erfindung' lokaler Identitä-ten und einer 'Orientalisierung' der Bilder- und Filmwelten. Der dritte Teil befasst sich mit dem frühen ägyptischen Filmschaffen im Spannungsfeld des globalen und nationalen Charakters des Kinos. Während sich die ägyptische Öffentlichkeit anfänglich im orientalistischen Gestus Hollywoods keineswegs wieder erkannte und forderte, dass Hollywoods 'Ägyptomanie' ein fortschrittliches Bild Ägyptens entgegenzusetzen sei, kapitulierte die junge Kinoindustrie bald vor der schleichenden Selbstorientalisierung der ägyptischen Gesellschaft. Die Mythen und Bilder, die das 'Hollywood am Nil' auf die Leinwand bannte, waren stark von der orienta-listischen Phantasie des Westens geprägt, und seine Narrationen sollten sich alsbald ins Deutungsschema einer okzidentalen-orientalischen Dichothomie einbetten und so den im 19. Jahrhundert entstandenen kolonialen Herrschaftsdiskurs aufnehmen und reproduzieren.

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