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Ewiger Osten

ISBN/EAN: 9783906212937
Umbreit-Nr.: 4902663

Sprache: Deutsch
Umfang: 176 S.
Format in cm: 1.1 x 19 x 12.5
Einband: kartoniertes Buch

Erschienen am 24.12.2021
€ 14,90
(inklusive MwSt.)
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  • Zusatztext
    • Ein Lesevergnügen der besonderen Art. Bitter-süße Satire, überspitzt und ironisch, bisweilen melancholisch. Informativ, mit einer Mischung aus den persönlichen Erfahrungen des Autors über das wirkliche Leben in der DDR. Die kleinen Episoden und detaillierten Beschreibungen machen diese Publikation besonders interessant. Eine deutliche Warnung vor der Unfreiheit des Sozialismus und ein Bekenntnis zur Demokratie. Humorvoll, bewegend und spannend geschrieben, den Leser fesselnd und oft schmunzeln lassend. Erkenne Dich selbst! Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie den Verlag oder Autor!

  • Leseprobe
    • Ewiger Osten Nichts tat ich als Junge lieber, als Sommers raus aus unserem Dorfe, hinaus auf die abgeernteten Felder zu laufen, um dort stundenlang umherzustreifen. Ich genoss die warme, nach Korn und Stroh duftende Sommerluft, den guten Boden, der sich wie ein dunkler goldbestickter Teppich vor mir ausbreitete, den weiten Ausblick um mich, den blauen Himmel über mir und die steten Rufe der Feldlerchen. Im Norden, da rückte unsere Bezirksstadt mit ihren vorgelagerten Ortschaften an uns heran, da bin ich geboren, dort ging ich bis 79 zur Schule. Im Süden Berge und Wälder, da lagen die Dörfer, wo die Schulkameraden wohnten, die mich oft daheim besuchten. Im Westen, nicht weit weg von mir, eine Gedenkkirche, die Maurer und Steinmetze, Meister und Aufseher ihrer Zunft, in christlicher Zeit in tiefer Dankbarkeit zu Ehren König Gustav Adolfs aus glattbehauenen, kubischen Steinen auf einer Anhöhe errichtet hatten. Dieser hatte vor 350 Jahren die Protestanten vor einer vernichtenden Niederlage im dreißigjährigen Glaubenskrieg bewahrt, dauerhaft für Glaubensfreiheit und -vielfalt gesorgt und dies am Ende auch noch mit seinem Leben bezahlt. Alter Schwede! Wendete ich aber den Blick nach Osten, dann sah ich das Antonym dessen, was ich im Westen erblickte! Zwar sah ich auch dort Berge, Hügel und Wälder. Doch nach teuflischer, unchristlicher Zeit hatte man dort einen hohen Turm errichtet, der sich dort nun als Fremdkörper vom grünen Hintergrund des Ettersberges abhob. Ein riesiger, 50 m hoher rechteckiger Klotz, mit zwei abgestuften Aufsätzen, übereinandergestapelt, Tempeln gleich. Weithin sichtbar, hinein mitten ins Thüringer Land, auf den Ettersberg. Und dieser Platz war nicht zufällig so gewählt worden, es wurde mit Bedacht geplant und ausgeführt! Denn der Ort, den der Turm mit seiner Lage mitten in dieser Idylle markiert, war nichts minder als die Hölle!!! Die Hölle, der Wohnort des Teufels, dem Meister des Todes in der Tiefe, zu uns Menschen an die Oberfläche der Erde emporgestiegen. Aber ich werde diesem furchtbaren Ort mit dieser Beschreibung gar nicht gerecht, denn natürlich war es nicht Luzifer, der Satan persönlich, der dort für unfassbares Grauen sorgte, nein, es waren Menschen! Ich war damals noch klein, aber wir Kinder wussten, dass es zum Erwachsenwerden gehörte, eines Tages mit unserer Schulklasse dorthin zu fahren, um von dem zu erfahren, was sich von 37 bis 45 dort ereignet hatte. Und wir wussten auch, dass man uns zwar viel davon erzählen, aber die ganz schlimmen Dinge eben verschweigen und nicht zeigen würde. Und so wuchs ich dort auf, da im wunderschönen Thüringen, vielleicht 15 km Luftlinie von der Hölle entfernt, deren Überlebende sich zu Kriegsende selber daraus befreiten und die zu Teufeln mutierten Menschen verjag ten. Bis diese sich andere Orte suchten, um wieder neue Höllen zu eröffnen. Als ich herangewachsen war, nahm ich an verschiedenen Kundgebungen im ehemaligen KZ Buchenwald teil, so heißt der Ort, den man ob des Geschehenen so schwer beschreiben kann. Vor dem Gedenkturm versammelten sich dann Menschenmassen, die oft aus der ganzen Welt angereist waren. Wir jungen Leute trugen weiße Hemden mit roten Halstüchern und nannten uns "Thälmann Pioniere"! Unser Vorbild und Namensgeber war 1944 unweit dieses Platzes auf dem Gelände des KZ ermordet worden. Die älteren jungen Leute, die sogenannten "Halbstarken", trugen blaue FDJ-Hemden, mit einer aufgehenden Sonne als Symbol am Oberarm. Ob deren Vorbild eben falls erschossen worden war, wußte ich nicht. Zu den Weithergereisten gehörte eine Menge ehemaliger Häftlinge des KZ, die dort als junge Leute gefangen gehalten und gequält worden waren. Einige von Ihnen sprachen sehr gut Deutsch und sie mahnten uns in ihren Reden eindringlich dafür zu sorgen, dass sich solche Verbrechen niemals wiederholen dürften! Mich beeindruckten diese Menschen, die sich ihrem Schicksal nicht ergeben, stattdessen gekämpft und wie durch ein Wunder die Gräuel überlebt h
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