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Vater, unser See wartet auf dich

Erinnerungsstücke und nachgerufene Verse, Edition Das Gedicht
ISBN/EAN: 9783929433395
Umbreit-Nr.: 9337649

Sprache: Deutsch
Umfang: 112 S., 17 Illustr., Fotos aus dem Privatarchiv vo
Format in cm: 1.5 x 21.5 x 13
Einband: gebundenes Buch

Erschienen am 03.05.2023
Auflage: 1/2023
€ 20,00
(inklusive MwSt.)
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  • Zusatztext
    • Am 3. Mai 2021 verstarb der beliebte Schulleiter und polyglotte Altphilologe Anton Josef Leitner. Sein überschäumendes Temperament in Kombination mit altbairischem Witz und Columbo-artiger Schrulligkeit machten den Vollblutpädagogen zu einem unverwechselbaren Original. Anton G. Leitner, sein einziger Sohn, verarbeitete ein Jahr lang den schmerzlichen Verlust in mal wehmütigen, mal urkomischen Nachrufen. Die chronologische Anordnung dieser vielfarbigen und vielstimmigen Erinnerungsstücke zeichnet den gedanklichen Weg der Trauerarbeit nach. In Thema und Form heterogen, wechseln sich knappe, kurzzeilige Gedichte mit Prosaminiaturen im Blocksatz ab. Zum zweiten Todestag von Anton Josef Leitner erscheinen mehr als vierzig poetische Erinnerungsstücke in einem Band, der Anton G. Leitners Vater und seine große Menschenliebe im öffentlichen Gedächtnis lebendig hält.

  • Kurztext
    • Vater, unser See wartet auf dich ist ein sehr persönliches, fast intimes Buch geworden, eine lyrisch-prosaische Trauerarbeit, die, trotz teils deftiger Einlagen und Anekdoten, den Schmerz über diesen Verlust nicht verbergen kann, ihn vielmehr immer von neuem umkreist und sich einer Existenz danach zu vergewissern sucht. Nach diesem Buch weiß man: Anton Josef Leitner ist nicht tot. Er lebt weiter, auch und vor allem in diesen so anrührenden wie wütenden, so liebevollen wie galgenhumorigen Erinnerungsstücken, in dieser eigenwilligen, sprachkräftigen Hommage an ein bayerisches Leben. Ulrich Johannes Beil (Auszug aus dem Vorwort)

  • Autorenportrait
    • Anton G. Leitner wurde 1961 in München geboren. Der examinierte Jurist lebt als Dichter, Herausgeber und Verleger in Weßling (Landkreis Starnberg). Er publizierte bislang vierzehn eigene Lyrikbände, zuletzt »Wadlbeissn. Zupackende Verse | Bairisch und Hochdeutsch« (Volk Verlag, München 2021). Im Sommer 2023 erscheint sein zweisprachiger Gedichtband »Wohin die Reise gehen könnte« (Deutsch - Arabisch, Edition Lyrik-Salon, übersetzt und herausgegeben von Fouad EL-Auwad). Leitners Gedichte wurden in neun Sprachen (u. a. Englisch, Französisch, Spanisch) sowie in diverse Dialekte (u. a. Schottisch, Londoner Cockney, Damaszenisch) übersetzt. Neben dreißig Folgen der buchstarken Jahresschrift »Das Gedicht« edierte er über vierzig Anthologien, zuletzt bei Reclam »Lichtblicke. Gedichte, die Mut machen« (2022). Leitner wurde vielfach ausgezeichnet, u. a. mit dem Bayerischen Poetentaler (2015) und als Editor und Verleger mit dem Tassilo-Kulturpreis der Süddeutschen Zeitung (2016), dem Deutschen Verlagspreis 2022 sowie mit der Verlagsprämie des Freistaats Bayern 2022. Leitner ist Mitglied der Münchner Turmschreiber und Gründungsmitglied des PEN Berlin. antonleitner.de dasgedicht.de
  • Leseprobe
    • Der dir Halt gab so oft, am Ende selbst halt- los, droht zurückzusacken auf die Klobrille, halbseitig gelähmt, während wir zu dritt ver- zweifelt versuchen, ihn zu fassen, ihm unter die Arme zu greifen, damit er zurückkann ins Bett, endlich wieder zum Liegen kommt. Aber er stemmt sich mit Bärenkräften da- gegen, krallt sich fest am Türstock. 'Los- lassen, bitte lass los, keiner von uns kann dich länger halten.' Aber er klammert weiter, wehrt sich, will sich nicht fallenlassen, nur nicht aufgefangen werden, schreit, vielmehr lallt: 'Neejm, Neejm' - er, der so Wort- mächtige scheitert jetzt schon am Wörtchen Nein und nochmals am Nein, er ist schlicht- weg nicht mehr von der Stelle zu bewegen, droht ganz in sich zusammenzusinken. 'Es geht einfach nicht mehr, ich kann dich nicht länger', und ich komm nicht an ihn ran, es ist viel zu wenig Platz, wenn ich nur wüsste, wie man einen Hilflosen am besten anfasst, der schon weit weg ist mit den Augen und noch panischer wird, als ich zum Handy greife in meiner großen Verzweiflung und EinsEinsZwei tippe: 'Bitte kommen Sie schnell, kommen Sie bitte!' Da schreit er nur noch: 'Neejm, Neejm, Neejm', in einem fort: 'Neejm', und ich wünschte, ich wäre noch weiter fort, als er es schon ist. Auf der Trage draußen, eingerahmt von Notarzt und Sanitätern, hebt er noch eine Hand zum Ab- schiedsgruß, auf einmal wieder souverän wie eh und je, fast Aristokrat oder Segen erteilender Priester, Don Antonio, und ich rufe und ich rufe ihm laut nach: 'Vater, komm bald wieder, wir brauchen dich hier, denn ohne dich ist es viel zu still im Haus!' Weßling, 22. Januar 2022
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