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Selbstzeugnisse

Quellenwert und Quellenkritik
ISBN/EAN: 9783936960587
Umbreit-Nr.: 2633627

Sprache: Deutsch
Umfang: 100 S.
Format in cm: 0.9 x 21.2 x 14.9
Einband: Paperback

Erschienen am 25.11.2011
Auflage: 1/2011
€ 25,90
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  • Zusatztext
    • Der Autor, Wissenschaftshistoriker und Archivar, hat sich kritisch und als Erster vergleichend mit "Selbstzeugnissen" auseinandergesetzt. Die Beiträge in diesem Band, entstanden in den siebziger Jahren des 20. Jahrhunderts und angeregt von der Goethephilologin Katharina Mommsen (Stanford), sind frühe Arbeiten zu diesem Thema und in diesem Band gesammelt dargestellt. Die Beiträge dienen zugleich der modernen Erinnerungsforschung, denn die hier im Mittelpunkt stehenden Tagebücher und Briefe, Memoiren und Autobiographien stellen zugleich deren wichtigste Quellen dar. Eine aktuelle und bewusst ausführlich gehaltene Auswahlbibliographie erleichtert dem Neuling die Einarbeitung in das facettenreiche Thema, das nicht nur für Kulturhistoriker, sondern für alle Fachrichtungen von wissenschaftshistorischer Bedeutung ist, aus denen autobiographische Zeugnisse vorliegen.

  • Kurztext
    • (Auszug) Die Anfänge der "Erinnerungswelle", die seit den neunziger Jahren des 20. Jahrhunderts über uns hinwegrollt, liegen, wie diese Beiträge zeigen, einige Jahrzehnte früher, nämlich in den Sechzigern. Damals leitete die junge Privatdozentin - und heute als Doyenne der Goethe-Philologie hoch geschätzte - Katharina Mommsen im Sommersemester 1965 an der Freien Universität Berlin mit viel Schwung ein Seminar über "Das Tagebuch als literarische Gattung", dem bis 1968 in unregelmäßigen Abständen Colloquien zur Theorie des Tagebuchs folgten, von ihr "mein Tagebuch-Verein" genannt. Daraus sind "Untersuchungen an den Tagebüchern von Franz Grillparzer" als erste Studie zu diesem Thema erwachsen, vom Verfasser 1968 als Magisterarbeit verteidigt und in der hier publizierten Kurzfassung im "Jahrbuch der Grillparzer-Gesellschaft" erschienen. Angeregt durch das Privatissimum, das zeitweise auch in der Casa Mommsen im Schwarzen Grund 15 in Dahlem durchgeführt wurde, folgten vergleichende "Unterschiede und Gemeinsamkeiten in der Struktur der Selbstzeugnisse, besonders der Tagebücher, Autobiographien, Memoiren und Briefe" (1971), "Selbstzeugnisse" (1972), und eine Entwicklungsgeschichte der Tagebücher, die unter dem Titel "Analekten zur Geschichte der Diaristik" erstmals im Archiv für Kulturgeschichte (1974) erschien, rundet diese Beiträge ab. Das Interesse am Menschen, selbst am historischen Menschen ist gewachsen. Der private Raum bleibt nicht mehr ausgespart. Der Grundsatz "individuum est ineffabile" wurde von der Mentalitätsgeschichte aufgegeben, sogar die lange von kollektivistischen Ansätzen geprägte Sozialgeschichte wandte sich Lebensverläufen zu, und die Demographiegeschichte erlaubte neben ihren herkömmlich quantitativen nun auch qualitative Methoden. Sie alle entdeckten den handelnden Menschen, seine Vorstellungen, Verhaltensweisen wie auch seine Verfehlungen und damit die Quellengattung der Selbstzeugnisse (wieder), manchmal nur pauschal als "autobiographische Schriften" bezeichnet, die bis dahin höchstens Philologen und Volkskund-ler, gelegentlich auch Psychologen, interessierten. Gemeint sind vor allem Tagebücher und Briefe, Memoiren und Autobiographien als wichtigste Quellen dieser Art. Zeitweise wurden sie auch gern "Ego-Dokumente" genannt. Pionierarbeiten über die Selbstzeugnisse, wie die vorliegenden, bilden die Grundlage der modernen Erinnerungsforschung, die sie wissenschaftshistorisch vorbereitet haben. Ohne diese zentrale Quellengruppe käme die erstrebte Annäherung an die Menschen in der Geschichte nicht zu Stande und ohne sie stünde die Forschung allerdings auf schwankendem Boden, wenn sie die Geschichte und die Gattungsmerkmale der Briefe und Tagebücher, Memoiren und Autobiographien außer Acht ließe, wovor diese längst vergriffenen Beiträge warnen und was sie verhüten wollen. Mit der Hilfe der Selbstzeugnisse, wie auch die reichhaltige Auswahlbibliographie beweist, lässt sich die Selbstwahrnehmung eines Menschen, einer Familie oder einer sozialen Schicht erkunden, ihr Alltag und ihre Mentalität erfassen. Diese subjektiven, gleichwohl authentischen Quellen sind private Dokumente der eigenen Lebensvergangenheit, sie fixieren den entfliehenden Augenblick oder rufen ihn erneut ins Gedächtnis. Sie stecken voller Selbsterfahrungen und sind auch nicht selten von literarischem Rang. Damit geben sie der Erinnerungsforschung Halt und begleiten sie auf all ihren spannenden und reizvollen Wegen.

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