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Die Zerrissenheit

Albert Camus' Tanz unter dem Schwert
ISBN/EAN: 9783939045496
Umbreit-Nr.: 7215022

Sprache: Deutsch
Umfang: 220 S.
Format in cm: 1.8 x 20 x 13.2
Einband: kartoniertes Buch

Erschienen am 15.10.2022
Auflage: 1/2022
€ 17,90
(inklusive MwSt.)
Nachfragen
  • Zusatztext
    • In der Zurückweisung eines ideologischen Bescheidwissens und der Verabsolutierung des Rechthabens entwickelte sich die Zerrissenheit bei Albert Camus zur eigenen Zustandsbeschreibung. Die Notwendigkeit des Zweifelns und die Handhabe, politische Bewertungen, wenn sie sich als nicht sicher herausstellen sollten, wieder korrigieren zu können, stellt sich als wesentlich antiautoritär dar und steht gegen eine starre, vereinheitlichende, totalitäre Haltung. Könnte es gerade an seinem Verständnis der Zerrissenheit gelegen haben, dass Camus in der Auseinandersetzung mit seinen politischen Gegenparts aus dem Lager Sartres so weitsichtig argumentiert und gehandelt hat, dass seine Haltungen heute noch Bestand haben?

  • Kurztext
    • Ein persönliches Vorwort Hat sich nicht jeder einmal die Frage gestellt, was wäre, wenn man eine Ausnahme von allen anderen Menschen sei? Wie wäre es, würde ich aus irgendwelchen Gründen als einziger Mensch auf Erden ewig leben? Solche Fragen sind nicht bloß oberflächige Gedankenspiele, es steckt eine tiefere Empfindung in ihnen: Ich begreife mich als Ich-Selbst und es gibt kein zweites Wesen, mit dem ich dieses Selbst-Gefühl teile. Ganz im Gegenteil unterscheide ich alle Kreaturen außerhalb von mir als Die-Anderen. Insofern sehe ich mich selbst von Grund auf als eine Ausnahme. Dass ich den gleichen Regeln unterworfen bin, ist eine Erfahrung, die mir von außen beigebracht wurde, keine innere Wahrnehmung. In meiner Unterscheidung von den anderen, wie auch immer sie mir bewusst wird, bleibe ich mir schließlich selbst treu. Mit dieser Wahrnehmung bin ich in besonderer Weise in meine Pflicht genommen: Ich trage keine kollektive sondern eine aus mir selbst entstehende Verantwortung. Leider drängt es viele Menschen dazu, dieser Verantwortung zu entweichen und lieber in der Masse (dem Seienden) unterzutauchen und sich als Teil eines Ganzen selbst vergessen zu wollen. Zwischen Sich-Selbst-Sein und Für-Andere-Sein tut sich eine ungeheure Spannung auf, es ist der am meisten bestimmende Faktor des Bewusstseins unserer Existenz. Inmitten dieser beiden Pole entsteht die Energie, die wir "Leben" nennen. Wir wissen demnach aus ureigener Erfahrung, dass Energie nicht nur fließt: Sie tobt, baut sich auf uns entlädt sich, sie setzt in Gang, sie zerreißt. Sprache finden Über Monate hinweg war ich hin und her gerissen, ob ich mich einer Ausarbeitung der Zerrissenheit bei Albert Camus stellen sollte. Schließlich bin ich kein ausgebildeter Geisteswissenschaftler, habe mich zwar mit vielen Denkern auseinandergesetzt, jedoch nicht so systematisch, wie es ein Akademiker tun würde. Seit ich mich mit Albert Camus beschäftige, ist das Thema immer mehr in meinen Fokus gerückt. Gleich die erste Novelle, die ich von ihm gelesen habe, "Die Stummen", ist ein Paradestück über die Zerrissenheit. In den folgenden Jahren stieß ich auf viele entsprechende essenzielle Szenen in seinen großen Romanen, Novellen und Theaterstücken, auf wichtige Abschnitte in seinen philosophischen Schriften, seinen Artikeln und Reden. Die Zerrissenheit war aber nicht alleine ein geistiges Motiv, das Camus beschäftigt hat, er hat sie oft auch selbst schmerzlich durchlebt. Ausgewichen ist er ihr nicht, er wusste, dass man sich einem Zwiespalt, wenn man sich nicht selbst verleugnen will, und den oftmals daraus resultierenden Zerreißproben stellen muss. Camus hat Haltung bewiesen. In meiner Jugend habe ich mich entschieden, Bildhauer zu werden, dem bin ich bis heute treu geblieben, parallel habe ich später eine weitere Leidenschaft zu meiner Berufung gemacht und Romane geschrieben. Mich dem Thema anhand künstlerischer Mittel anzunähern, entspricht demnach meinem OEuvre. Entstanden ist zuletzt mein Roman "Die Unendlichkeit geteilter Tage" (1), der gleich mehrere parallel verlaufende Ausgangspunkte hat, von denen ganz konkret einer "Die Zerrissenheit bei Albert Camus" lautet. Damit hätte ich mich zufriedengeben können. Mein Vorhaben, dem Sujet noch einmal analytisch auf den Grund zu gehen, liegt wohl daran, dass mich das Thema nicht loslässt. Einerseits erkenne ich bei Camus zahlreiche Ansatzpunkte, andererseits beobachte ich, wie wenig Bereitschaft in unserer heutigen (und wohl auch früheren) Gesellschaft besteht, sich dem Zwiespalt zu stellen, der sowohl in gesellschaftlichen wie politischen Belangen aufkommt, als auch dem, der in jedem einzelnen Menschen tobt. Heute beginne ich mit dem, was bereits mein Protagonist in meinem Roman getan hat: Ich nehme mir Schriften von und über Camus vor, dazu noch die von weiteren Denkern (in erster Linie denen, mit denen sich seinerzeit auch Albert Camus beschäftigt hat), um eine Arbeit über die Zerrissenheit bei Albert Camus zu schreiben, und

  • Autorenportrait
    • Holger Vanicek bewegt sich zwischen seinem Bildhaueratelier und seinem "Gedankenlaboratorium", besucht philosophische Salons und Konzerte progressiver Rockmusik oder klassischer Moderne - zwischendurch "lüftet" er bei Langstreckenläufen durch die Natur seinen Kopf. 2014 war er Mitbegründer der Albert-Camus-Gesellschaft, die er seitdem als ihr Präsident vertritt. In dieser Mission ist er auf diversen "Bühnen" unterwegs, indem er Vorträge, Gespräche, Lesungen, Filmvorführungen und Theateraufführungen organisiert und inszeniert. Unter dem Pseudonym Sebastian Ybbs hat er mehrere Romane veröffentlicht. www.sebastian-ybbs.de www.holgervanicek.de
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