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Der Geschmack der Heimat

Eine Kulturgeschichte des Essens und Trinkens in der Region Rudolstadt, Saalfeld, Neuhaus
ISBN/EAN: 9783942115360
Umbreit-Nr.: 8795615

Sprache: Deutsch
Umfang: 136 S., 75 Illustr.
Format in cm: 1.8 x 24.6 x 17.8
Einband: gebundenes Buch

Erschienen am 13.11.2015
Auflage: 1/2015
€ 19,90
(inklusive MwSt.)
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  • Zusatztext
    • Unser Heimatgefühl speist sich aus den Erinnerungen an die Kindheit. Der Duft von frisch gebackenem Kuchen oder von Bratwürsten auf dem Markt, die krachende Kruste noch warmen Brotes, Obst frisch vom Baum gepflückt. Früher, da die Menschen viel mehr aus dem Garten, aus der sie umgebenden Landschaft lebten, war dieser Geschmack noch präsenter und viel individueller. Renate Reuther ist den vielen Überlieferungen zu Bier und Braurechten, zu Kloß und Bratwurst, zu Kartoffeln und Obst, zu Jagd, Vogelfang und Wildbret nachgegangen und hat in akribischer Archivforschung vieles Wissenswertes zusammengetragen. Freuen Sie sich auf einen unterhaltsamen und lehrreichen Spaziergang durch die Kulturgeschichte des Essens und Trinkens in der Region Rudolstadt · Saalfeld · Neuhaus.

  • Kurztext
    • Der Geschmack der Heimat Unser Heimatgefühl speist sich aus den Erinnerungen an die Kindheit. Der Duft von frisch gebackenem Kuchen oder von Bratwürsten auf dem Markt, die krachende Kruste noch warmen Brotes, Obst frisch vom Baum gepflückt. Früher, da die Menschen viel mehr aus dem Garten, aus der sie umgebenden Landschaft lebten, war dieser Geschmack noch präsenter und viel individueller. Wir mögen bedauern, daß mit der Supermarktware der Geschmack der Heimat weitgehend verschwunden ist, freuen uns aber auch über die nie versiegende Fülle der Waren. An Armut und Mangelwirtschaft können sich die älteren Generationen noch erinnern. Hungersnöte jedoch sind aus unserem Gedächtnis verschwunden. Dabei waren sie hier in Thüringen, gerade in den Bergregionen häufig. Dazu die Heimsuchungen durch immer neue Seuchen und Epidemien. Die Pest kam und ging und holte viele Opfer. Erst im Laufe des 19. Jahrhunderts brachten verschiedene Entwicklungen wie der Kartoffelanbau, die industrielle Revolution und die Mobilität von Waren und Menschen eine Erleichterung. Neue Lebensweisen setzten sich durch; die Ernährung änderte sich mit ihnen. Inzwischen stehen uns das ganze Jahr Lebensmittel aus aller Welt zur Verfügung und wir haben uns an Konserven, Tiefkühlkost und Fertignahrung gewöhnt. Auch wenn in dieser Geschichte der Ernährung eine lose zeitliche und räumliche Begrenzung versucht wird, ist das Thema so umfassend und facettenreich, daß es in diesem Rahmen nicht erschöpfend behandelt werden kann. Alle Bereiche der Sozial- und Wirtschaftsgeschichte spielen herein. Viele Themen konnten nur angerissen oder gestreift werden, eine vertiefende Behandlung wäre lohnend. Die agrarisch geprägte Wirtschaft kreiste fast vollständig darum, die Menschen zu ernähren und ihnen die dafür notwendigen Mittel zu besorgen. Direkt oder indirekt hing fast alles mit dem Bedürfnis zusammen, das tägliche Brot zu gewinnen. Es fing an mit der feudalen Ordnung, die sich auf den Landbesitz gründete und zu einem Leben unter Flurzwang und Fronpflichten führte. Die Bedeutung der Städte rührt von ihren Märkten und der Lage an Handelswegen. Dort hatte man nämlich Zugriff auf Spezialitäten aus fernen Ländern. Klassenunterschiede manifestierten sich in Art und Umfang der Speisen. Durch das Jagdprivileg versorgte sich der Adel mit dem Fleisch wilder Tiere und konnte mehrgängige Menus mit verschiedenen Braten auftischen. In den Küchen der Häusler wurden die einfachen Mahlzeiten aus einer Schüssel in der Tischmitte gelöffelt. Für die Ärmsten, die um ein Stück Brot betteln mußten, entwickelte sich aus einzelnen wohltätigen Stiftungen schließlich ein ganzes Versorgungswesen. Jedoch hatten die Gemeinden schon gemeinschaftliche Brauhäuser, noch bevor sie Schulen oder Armenhäuser einrichteten. Nicht Gewerbegebiete und Verkehrswege prägten die Landschaft, sondern die Kulturflächen, der Wald und ausgedehnte Brachen zur Beweidung. Auf den Hügeln entlang der Saale erinnern Gartenhütten an den Weinbau und den Vogelfang. Wald und Flur lieferten Wildfrüchte, bevor man die Sortenzucht ernst nahm und Obstgärten anlegte. Nachdem mit der Revolution von 1848 jedermann freies Eigentum an Grund und Boden erwerben konnte, bildete sich um die Städte ein Ring von eingezäunten Gärten, denen bald Siedlungen und Vorstädte folgten. Der Fülle der vorgelegten Fakten kann man große Zusammenhänge entnehmen, ebenso wie Kuriositäten am Rande. Es wird gezeigt, daß die kleinen Bauernhöfe kaum eine Familie ernähren konnten, weil sie zu wenig Mist erwirtschafteten. Erst der Kartoffelanbau führte zur Verstädterung, indem er die Arbeitskräfte für die neuen Fabriken bereitstellte. Die 'Begüterten' besaßen tatsächlich ein Gut und durften deshalb im Kirchenschiff sitzen, während die anderen auf den Emporen stehen mußten. Vieles was damals alltäglich war, erscheint heute exotisch, genauso wie unsere Lebensmittel und unser Essen den damaligen Einwohnern sehr fremd erscheinen würden. Wie kann man

  • Autorenportrait
    • Dr. Renate Reuther Seit sie nach Jahren in der Fremde im Saaletal eine Heimat gefunden hat, erforscht die Historikerin mit viel Engagement die Geschichte der Region. Sie hat sich die pannende Aufgabe gestellt, Geschichte zu schreiben, die noch nicht in den Büchern steht. Lebensstationen an verschiedenen Orten im In- und Ausland schärften den Blick für den Einfl uß der Vergangenheit auf die Gestaltung unserer Gegenwart.
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