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Bitterzucker

Roman
ISBN/EAN: 9783950235746
Umbreit-Nr.: 1745146

Sprache: Deutsch
Umfang: 112 S.
Format in cm: 0.9 x 22 x 14
Einband: kartoniertes Buch
Lesealter: 16-99 J.

Erschienen am 29.01.2008
€ 15,80
(inklusive MwSt.)
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  • Zusatztext
    • Als die Ärztin zurückkam und die Infusion anlegte, fragte er sie, wann er wieder nach Hause dürfe. Mit diesen Zuckerwerten lasse sie ihn gewiss nicht nach Hause, eine Insulin-Neueinstellung sei dringend erforderlich. Louis versuchte abermals, gegen die Inhaftierung, wie er es nannte, anzugehen. Doch die Ärztin bestand auf seiner stationären Aufnahme. Ob er nicht wisse, dass das mobile Messgerät bei seiner Blutprobe überhaupt keine Werte mehr anzeigen wollte und das Labor soeben einen Blutzuckerwert von 1110 Milligramm pro Deziliter durchgegeben habe. Normalerweise, so die Ärztin, bedeute schon ein Glukosewert von 700 Milligramm Lebensgefahr. Louis versuchte zu lachen, als er ihr entgegnete, dass er mit 700 noch auf Partys gegangen sei. // "'Bitterzucker' stammt aus unserer Gegenwart, der Verfügbarkeit des Internets, der Chatrooms und der sozialen Beziehungen, die sich dort anbahnen können. Bedürfnisse, Sehnsüchte und Phantasien eines jungen Menschen sind das Thema, und diese entfalten sich in der spannenden Story. Die Geschichte hat auch eine medizinische Lösung anzubieten und damit die Perspektive einer wiedergewonnenen Normalität. Die mit der Transplantation verknüpften ethischen Aspekte werden ebenso angesprochen und erlauben einen Einblick in ein Thema, das jeden betreffen kann - als Spender." (Prof. Dr. med. Andreas F. H. Pfeiffer, Charité Berlin)

  • Autorenportrait
    • Michael Ehrreich, Jahrgang 1968, studierte in Salzburg Germanistik und Publizistik und war unter anderem als Journalist tätig. Nach einem Forschungsaufenthalt im Nachkriegs-Zagreb verschlug es ihn als Kommunikationsfachmann nach Graz, wo er durch die Bekanntschaft mit Nierenleidenden Erfahrungen mit Diabetes, Dialyse und Transplantation sammelte. In "Bitterzucker" beschreibt er feinfühlig und detailliert, was es bedeutet, neben der vollen Gesundheit auch den Anschluss an die Gesellschaft zu verlieren. Ein ergreifendes Buch über die Macht des Schicksals.
  • Leseprobe
    • An der Stiege hinauf zum Büro entschied er sich, doch den Lift zu nehmen. Er kehrte um, betätigte die Ruftaste des Aufzugs und wartete dann endlose zwei Minuten, bis der Aufzug von der dritten Etage in der Parkgarage angelangt war. Während der letzten Wochen war er wirklich froh gewesen, dass es diesen Aufzug gab, denn das Stiegensteigen machte ihm große Mühe. Vor allem am Abend, wenn er seine Füße in die über den Tag unerträglich eng gewordenen Schuhe hineinzwängen musste. Niemals hätte er sich gedacht, welche Probleme ihm ein Dreizehnstundentag im Büro bereiten könnte. Wenn er arbeitete, kam er kaum dazu, aufzustehen. Immer wieder stellte ihn das Internet-in-a-Box-Server-Projekt vor Probleme. Im Grunde genommen war Louis ja sogar froh darüber, weil er so erst spät abends in die seit der Trennung von Nike so unendlich leer gewordene Wohnung, in den unendlich leer gewordenen Feierabend zurückkehren musste. Dort hätte er sich nur von neuem gefragt, warum sie ihn so einfach aus heiterem Himmel alleine ließ. Lachend hatten sie vorher noch über die Namen ihrer möglichen Kinder diskutiert. Er hatte sich Mädchen gewünscht. Fußballspielen war nie seine Sache gewesen. Bei zwei linken Fußballfüßen. Lasst sie Fußball spielen, damit sie nicht an Mädchen denken, schrieb Handke in seinem "Die Angst des Tormanns vor dem Elfmeter" und spielte dabei auf den Typ von Klosterinternat an, in dem auch er vor urlanger Zeit seine Knabenjahre verbracht hatte. Er hatte lieber an Mädchen gedacht, weil er ein schlechter Fußballspieler gewesen war. und deswegen, so hatte er Nike erklärt, wären ihm Töchter auch viel lieber als Söhne. Mit Söhnen müsste er wahrscheinlich Fußball spielen. Nike hatte ihn verlassen. Ihn nackt und mit offenem Mund auf seinem Bett sitzen lassen. Sie hatte gesagt: "Es ist aus, Louis, tut mir leid." Und als er sie fragte, warum, antwortete sie nur, sie wisse es nicht. Er habe nichts falsch gemacht, im Gegenteil. Nur dieses Gefühl, das sie am Anfang für ihn gehabt habe, sei verschwunden. Und dann war sie gegangen. Hatte ihn in der riesenhaft leeren Wohnung zurückgelassen. Etwa zur gleichen Zeit hatte ihm die Firma diesen Auftrag zugeteilt. Ein neues Produkt sollte entwickelt werden. Ein kleiner Internetserver für Kleinund Kleinstbetriebe ohne großen Wartungsbedarf. Dankbar, ja beinahe glücklich, stürzte er sich in diese neue Aufgabe. Was hätte er auch sonst mit dem riesigen Haufen an Zeit, Kraft und Phantasie anstellen sollen, der ihm nun plötzlich zur Verfügung stand. Jetzt, wo er niemanden mehr hatte, An der Stiege hinauf zum Büro entschied er sich, doch den Lift zu nehmen. Er kehrte um, betätigte die Ruftaste des Aufzugs und wartete dann endlose zwei Minuten, bis der Aufzug von der dritten Etage in der Parkgarage angelangt war. Während der letzten Wochen war er wirklich froh gewesen, dass es diesen Aufzug gab, denn das Stiegensteigen machte ihm große Mühe. Vor allem am Abend, wenn er seine Füße in die über den Tag unerträglich eng gewordenen Schuhe hineinzwängen musste. Niemals hätte er sich gedacht, welche Probleme ihm ein Dreizehnstundentag im Büro bereiten könnte. Wenn er arbeitete, kam er kaum dazu, aufzustehen. Immer wieder stellte ihn das Internet-in-a-Box-Server-Projekt vor Probleme. Im Grunde genommen war Louis ja sogar froh darüber, weil er so erst spät abends in die seit der Trennung von Nike so unendlich leer gewordene Wohnung, in den unendlich leer gewordenen Feierabend zurückkehren musste. Dort hätte er sich nur von neuem gefragt, warum sie ihn so einfach aus heiterem Himmel alleine ließ. Lachend hatten sie vorher noch über die Namen ihrer möglichen Kinder diskutiert. Er hatte sich Mädchen gewünscht. Fußballspielen war nie seine Sache gewesen. Bei zwei linken Fußballfüßen. Lasst sie Fußball spielen, damit sie nicht an Mädchen denken, schrieb Handke in seinem "Die Angst des Tormanns vor dem Elfmeter" und spielte dabei auf den Typ von Klosterinternat an, in
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